Russland: Die Feiern zum 60. Jubiläum der Staatsgründung Israels werden vom Israelischen Kulturinstitut in Moskau organisiert, einer Einrichtung der israelischen Botschaft. Die jüdische Gemeinde und die jüdischen Organisationen in Russland sind zu den Feierlichkeiten eingeladen. Die Organisation der Feierlichkeiten sei keine Aufgabe der jüdischen Gemeinde in Russland, sagte Andrej Glotzer, Sprecher des Oberrabbiners Berl Lasar, gegenüber dieser Zeitung. »Wir sind keine Vertretung Israels.« Die Sprecherin des Israelischen Kulturinstituts, Natalja Rodionowa, erklärte, zum Jahrestag der Staatsgründung werde es neben vielen kleinen Veranstaltungen eine große Feier unter offenem Himmel geben. Einzelheiten über die Großveranstaltung wollte die Sprecherin – auch aus Sicherheitsgründen – noch nicht verraten. Die letzte große Jubiläumsfeier vor fünf Jahren mit Tausenden Menschen im Moskauer Sportkomplex Olympiski musste wegen einer Sicherheitswarnung vorzeitig abgebrochen werden. Ulrich Heyden
Ungarn: Der Dachverband der jüdischen Gemeinden in Ungarn (Mazsihisz) wird am 5. Mai in der Großen Synagoge von Budapest einen Gottesdienst zum 60. Jahrestages der Unabhängigkeit Israels abhalten. Einen Tag später wird eine Delegation der Mazsihisz nach Israel aufbrechen. Die ungarische Sektion der Stiftung »Élet Menete« (»Marsch der Lebenden«) organisiert eine Fahrt zu den Jom-Ha’atzmaut-Feierlichkeiten am 8. Mai in Jerusalem. Die israelische Botschaft wird einen besonderen Empfang für Politiker und Diplomaten geben. Erwartet wird auch die ungarische Außenministerin Kinga Göncz. Die Botschaft organisiert zudem Mitte Mai eine große kulturelle Feier mit der israelischen »Kibbutz Dance Company« und dem Ra’anana-Jugendsymphonieorchester. Der Ungarische Zionistische Bund plant ein Freiluftkonzert einer israelischen Reggae-Band mit einem Grillfest in den Budaer Bergen, die Jewish Agency veranstaltet am 18. Mai ein Programm mit Konzerten und Ausstellungen, und der jüdische Studenten- verein »Kidma« lädt zu einem israelischen Fotowettbewerb mit Freiluftausstellung ein, die am 14. Mai eröffnet wird. Andreas BockAustralien: »Wir waren das erste Land der Welt, das 1947 in der UN-Resolution 181 mit ›ja‹ gestimmt hat«, erklärt Dara von der Zionistischen Föderation Australiens. Auch wenn das nur zustande kam, weil es eine alphabetische Abstimmung war und Australien mit A anfängt – es hat für sie symbolischen Charakter. Der Auftakt im Parlament bekräftigt, dass Australien ein verlässlicher Bündnispartner Israels ist: Am 12. März, vor einhundert geladenen Gästen in der Zuschauergalerie, gratulierte Ministerpräsident Kevin Rudd in einer achtminütigen Rede dem Staat Israel zu seinem Geburtstagsjubiläum und erneuerte Australiens Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung. Die Grußadresse an Israel erfolgte einmütig mit der Opposition – der Oppositionsführer schloss seine Rede mit den Worten »Shabbat Shalom Forever«. Vor dem Parlament protestierte eine kleine Gruppe von Demonstranten, zwei Gewerkschaften schalteten eine pro-palästinensische Anzeige, in der sie sich von der Grußadresse im Parlament distanzierten.
In den kommenden Wochen wird weitergefeiert. In Sydney lädt der Premierminister von New South Wales Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Wirtschaft, Religion und Diplomatie zu einer Cocktailparty ins Parlament ein. In Melbourne gibt es ein Konzert in der Philharmonie und in Adelaide einen Brunch mit Yuval Aviv, dem ehemaligen Bodyguard von Golda Meir. Bemerkenswert ist eine Aktion der australischen Post: Als Zeichen der Verbundenheit mit dem jüdischen Staat legt sie eine Serie von Briefmarken mit den zwölf ehemaligen Ministerpräsidenten Israels auf. Hannah MiskaItalien: Das wichtigste Ereignis zum 60-jährigen Bestehen Israels fällt in Italien der Regierungskrise zum Opfer. Ein für Anfang Mai geplanter einwöchiger Besuch von 80 Parlamentariern aller politischen Couleurs in Israel wurde wegen der anstehenden Neuwahlen abgesagt. Wichtigstes Ereignis zum 60. Geburtstag Israels ist nun die Eröffnung der Turiner Buchmesse durch Staatspräsident Giorgio Napolitano am 8. Mai. Israel ist Gastland der von mehreren arabischen Ländern boykottierten Messe. Weitere Höhepunkte sind ein Gastspiel der New Israeli Opera in Rom, zwei israelische Filmfestivals und ein Konzert des Israel Philharmonic Orchestra im antiken Theater der sizilianischen Stadt Taormina. Gerhard Mumelter
Tschechien: Die jüdische Gemeinschaft in Tschechien verteilt die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel über das ganze Jahr – und über das ganze Land. »Wir möchten beim Feiern nicht unter uns bleiben, sondern alle Tschechen dazu einladen«, sagt Tomas Kraus, Generalsekretär des Dachverbands der jüdischen Gemeinden. Er hat den besten Überblick darüber, wo überall gefeiert wird. Beim Zählen kommt er auf weit mehr als ein Dutzend Termine: Patenschaften bei Musik- und Filmfestivals gehören dazu, außerdem eine ganze Reihe eigener Konzerte. Die Veranstaltungen finden in den größten Konzertsälen des Landes statt, von Ostrava ganz im Osten Tschechiens bis hin nach Karlsbad in der Nähe der deutschen Grenze. Für den nötigen Glanz sorgen eine Reihe hochkarätiger Musiker: Jazz-Legende Avishai Cohen etwa tritt im Prager Club Akropolis auf, der bei den jungen Tschechen hoch im Kurs steht, und die Sängerin Chava Alberstein wird beim renommierten Musikfestival »Strings of Autumn« dabei sein. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist ein großer Empfang der israelischen Botschaft, zu dem die höchsten Vertreter des tschechischen Staates erwartet werden. Kilian Kirchgeßner
Schweiz: In der Schweiz schlägt der 60. Geburtstag des Staates Israel keine allzu hohen Wellen: Bemerkenswert ist jedoch, dass sich für die zentrale Feier in Zürich am 8. Mai sämtliche Organisationen, die sich Israel verbunden fühlen, zusammengetan haben. Bereits einen Tag früher bittet die Israelitische Gemeinde Basel zum Hora-Tanzen – und hat mit dem Frankfurter Publizisten Michel Friedman einen prominenten Redner verpflichtet. Gleichentags bittet die israelische Botschaft in Bern zum Empfang. Dabei darf man gespannt sein, ob sich unter die Gratulanten auch Außenministerin Micheline Calmy-Rey mischen wird: Ihr kürzlicher Überraschungstrip nach Teheran, wo sie der Unterzeichnung eines Gas-Deals zwischen Iran und der Schweiz beiwohnte, wurde in Jerusalem scharf kritisiert. Peter BollagGroßbritannien: Am 7. April feiert die jüdische Gemeinschaft des Königreiches den 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels an einem der erlesensten Orte des Landes: Der United Jewish Israel Appeal (UJIA) und der Jüdische Nationalfonds KKL laden zu einem festlichen Dinner auf Schloss Windsor, das ihnen die königliche Familie für diesen Tag überlassen wird. Prinz Philip, Gemahl der britischen Königin, wird an dem Festessen teilnehmen, als Ehrengast erwarten die Veranstalter Israels Staatspräsidenten Shimon Peres. Die rund 300 geladenen Dinnergäste werden an diesem Abend für jüdische Organisationen spenden. jaNiederlande: Die offiziellen Feierlichkeiten beginnen am 28. April mit einem Gottesdienst mit Israels aschkenasischem Oberrabbiner Jona Metzger in der Portugiesischen Synagoge Amsterdams. Im Anschluss daran ist ein großes Straßenfest vor der Synagoge geplant. Gastgeber ist der orthodoxe niederländische Dachverband Nederlands-Israëlitisch Kerkgemeenschap (NIK). Die weitaus größte Veranstaltung findet am 7. Mai in der Amsterdamer Messehalle RAI statt: ein Gala- Abend, gemeinschaftlich veranstaltet von allen jüdischen Organisationen der Niederlande, zu dem mehrere Tausend Besucher erwartet werden.
Das Informations- und Dokumentationszentrum Israel (CIDI) in Den Haag begeht das Jubiläum mit einem politischen Symposium: Am 18. Mai soll in Amsterdam mit Podiumsdiskussionen und Vorträgen auf die Geschichte Israels zurückgeblickt, vor allem aber über seine Zukunft diskutiert werden. Unter anderem wird dabei auch Dennis Ross zu hören sein, in den 90er-Jahren als Nahost-Koordinator der US-Regierung einer der wichtigsten Unterhändler im Friedensprozess und gegenwärtig Berater des Washington Institute for Near East Policy. Außerdem will das CIDI zu diesem Anlass ein Buch präsentieren, in dem bekannte Personen des niederländischen öffentlichen Lebens in Interviews über ihre persönliche Beziehung zu Israel Auskunft geben. Tobias Müller
Belgien: Ein abwechslungsreiches Programm präsentiert die Organisation Sioniste de Belgique zu Ehren des israelischen Unabhängigkeitstags. Am 12. Mai wird das Brüsseler Ausstellungszentrum Palais du Heysel ganz im Zeichen des israelischen Unabhängigkeitstages stehen. Mit einem breiten Angebot soll die gesamte jüdische Gemeinschaft Belgiens angesprochen werden: Es reicht von einem Büchermarkt und Informationsständen über Kinderunterhaltung bis hin zum Feuerwerk. »Und als Höhepunkt«, so die Programmankündigung, »gibt es einen echten Super- star«: Der israelische Sänger und Komponist David Broza soll die Jubiläumsfeiern abrunden. Tobias Müller
Schweden: Im traditionell antizionistischen Schweden ist es der israelischen Botschaft gelungen, die Avantgarde der israelischen Musikszene nach Stockholm zu holen: Barry Sacharov, Micha Shetrit, Eran Tzur, Rona Kenan, Shlomi Shaban und Lior Elmaliach. Am 11. Mai treten sie in Stockholms angesagtem Kultursalon, dem »Berns«, auf. Die Mischung aus Klassik, Poesie, Hard Rock und Liturgie stehe für »Israels dynamische Identität zwischen Ost und West«. Zum offiziellen Festakt mit Vertretern der schwedischen Regierung lädt die Große Synagoge ein. Dann wird getanzt, gegessen und gefeiert. Katharina Schmidt-HirschfelderFrankreich: Hier wurde aus Anlass des 60. Jahrestags der Gründung Israels ein Komitee gegründet, das die großen Feierlichkeiten organisiert. Die Leitung übernimmt der Vorstandsvorsitzende der Werbeagentur Publicis, Maurice Levy. Drei Veranstaltun-gen sind bisher geplant: Ein Fernsehprogramm wird erstellt, das Israel als modernen Staat mit Forschung und Start Ups jenseits der permanenten Kriegsbilder zeigt. Die Geschichte Israels als demokratischer Staat mit der Partizipation der Bürger und die kulturelle Vielfalt werden ebenfalls thematisiert. Außerdem soll es im Mai in Paris eine Feier geben mit hohen Vertretern beider Länder. Das größte Event wird ein »Konzert für den Frieden« in Paris sein, bei dem israelische, arabische und französische Künstler auftreten. Die stilistische Bandbreite wird von Klassik über arabische und israelische Musik bis hin zu Chanson reichen. Lars WeberSüdafrika: In Südafrika haben die Festlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung Israels bereits vor sechs Monaten unter dem Motto »Six month to sixty« begonnen – mit Konzerten des Sängers Dudu Fisher. Die beiden mit Abstand größten jüdischen Gemeinden des Landes in Kapstadt und Johannesburg haben ein umfassendes Programm für den Jahrestag entworfen, das neben Vorlesungen zum jüdischen Humor und zur Entwicklung jüdischer Musik im Laufe der Jahrhunderte auch Konzerte und ein von der israelischen Botschaft ausgerichtetes Filmfestival umfasst.
In Kapstadt kulminieren die Festlichkeiten am 7. Mai mit dem Jom Ha’atzmaut, zu dem viele lokale Würdenträger, aber auch ein Großteil der jüdischen Bevölkerung erwartet werden. Am Vorabend der Hauptveranstaltung wird der in Israels Kriegen gefallenen Soldaten gedacht, aber auch der eigenen Machalniks, die Südafrika 1948 und dann noch einmal zum Jom-Kippur-Krieg verließen, um für die Existenz Israels zu kämpfen.
Überschattet werden die Feierlichkeiten von der ungewissen politischen Lage in Südafrika, aber auch von der anhaltenden Gewalt im Land, die zu einer verstärkten Auswanderung der Juden vom Kap geführt haben. Obwohl die meisten Südafrika noch immer in Richtung Australien, Großbritannien oder Nordamerika verlassen, ist ein deutlicher Anstieg von Emigranten zu verzeichnen, die nach Israel auswandern. Wolfgang DrechslerUSA: Wie begehen die Juden auf Hawaii den 60. Geburtstag jenes Ländchens im Nahen Osten? Keine Ahnung. Klar ist nur: Auch im 50. Bundesstaat der USA leben Juden, und sie unternehmen irgendetwas, nur lässt sich ihre verdammte Website nicht öffnen. Wir sind also auf Vermutungen angewiesen und stellen uns vor: eine Extrarunde mit dem Surfbrett, wobei alle Gemeindemitglieder laut »Schalom« und »Aloha« rufen. Keine Mutmaßungen benötigen wir hingegen bei der Gemeinde Beth Sholom. Ihre vorbildlich ausgestattete Website meldet für den 4. Mai ein Jom-Ha’atzmaut-Picknick gleich nach der religiösen Sonntagsschule. Die Gemeinde Beth Sholom (frozenchosen.org) liegt in Anchorage, Alaska, und ist übrigens genau zehn Jahre jünger als der jüdische Staat, denn sie wurde 1958 gegründet. In Kentucky hinwiederum wird erst am 5. Mai gefeiert, und zwar genau von 12 Uhr mittags bis um drei, in der Chinoe Road in Lexington. Anmeldungen bitte per E-Mail. Hannes Stein