Einspruch

Freibrief für Judenhasser

Nathan Gelbart Foto: pr

Ein Neonazi tituliert anlässlich einer Demonstration zum Volkstrauertag im November 2020 anwesende Journalisten als »Judenpack« und »Judenpresse« und ruft ihnen zu: »Feuer und Benzin für euch«.

Doch die Staatsanwaltschaft Braunschweig stellt das Verfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung (Paragraf 130 des Strafgesetzbuches) ein, weil sie der Auffassung ist, die Bezeichnung habe sich nur an die anwesenden Journalisten gerichtet, nicht aber an Juden allgemein. Außer den Medienvertretern vor Ort hätten schließlich keine weiteren Personen zugehört. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren evident zu Unrecht eingestellt und lässt einen notorischen Neonazi unbestraft.

»judenpack« Wer Journalisten »Judenpresse« zuruft, will nicht nur diese Gruppe beleidigen. Er sagt im Grunde nichts anderes, als dass die Juden die Medien kontrollieren und dass Journalisten von Juden angeleitet werden. Entsprechendes gilt für die Bezeichnung als »Judenpack«. Der Neonazi wollte offenkundig zum Ausdruck bringen, die Juden seien ein Pack, und die von ihm als solche titulierten Journalisten gehörten dazu. Es ist ernüchternd, wie zweifach examinierten Staatsbeamten diese Erkenntnis verborgen bleiben konnte.

Es ist immer wieder derselbe Mechanismus. Man meint zwar die Juden, sagt aber »Zionisten« oder »Presse«.

Dabei ist es immer wieder derselbe Mechanismus. Man meint zwar die Juden, sagt aber »Zionisten« oder »Presse«. Dabei meinen diese Begriffe inhaltlich dasselbe, nämlich das angeblich von Juden verkörperte Böse. Auch der Einwand, die Äußerungen seien lediglich vor einigen wenigen Journalisten erfolgt und daher nicht öffentlich gewesen, geht fehl. Dem Neonazi kam es ja durch das Ansprechen der Journalisten darauf an, dass seine antisemitische Hetze publik gemacht wird.

Die Einstellungsverfügung der Braunschweiger Staatsanwaltschaft ist schwach begründet. Mangels Anklageerhebung kann es im vorliegenden Fall erst gar nicht zu gerichtlichen Entscheidungen kommen. Das ist nicht weniger als ein Freibrief, der auch andere Judenhasser ermutigen dürfte.

Der Autor ist Rechtsanwalt in Berlin.

Medien

Zwischen dem demokratischen Staat Israel und der Terrororganisation Hamas darf es keine Äquidistanz geben

Ein Essay von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  23.07.2024

Ramallah/Tel Aviv

Hamas-Terroristen bei Drohnenangriff in Tulkarem getötet

Im Westjordanland heizt sich die Lage weiter auf

 23.07.2024

Washington D.C./Tel Aviv/Gaza

Netanjahu in den USA: Geisel-Angehörige hoffen auf Abkommen

Die Lage am Dienstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 23.07.2024

Nordhausen

Paus besucht KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Paus: Die Gedenkstätte zeige, wohin Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus führen können

 22.07.2024

Cottbus

Förderung für Schulprojekt zu NS-Geschichte

Höhepunkt des Projekts ist eine einwöchige Studienfahrt nach Theresienstadt und Prag

 22.07.2024

20. Juli 1944

Gedenken an gescheitertes Hitler-Attentat

Bundeskanzler Olaf Scholz wird bei der Veranstaltung sprechen

 19.07.2024

Angela Merkel

Sie gewann die Herzen der Israelis

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Mittwoch 70. Eine Würdigung von Shimon Stein

von Shimon Stein  17.07.2024 Aktualisiert

Pro & Contra

Zurück zur Wehrpflicht?

Zwei Meinungen zur Debatte

von Boris Schulman, Rainer L. Hoffmann  17.07.2024

Nahost

Bundesregierung wirbt für Waffenstillstand im Gazastreifen

Im Auswärtigen Amt ermahnte ein Sprecher abermals Israel

 15.07.2024