Zipi Livni

Frau wer?

von Sabine Brandes

Sie bringt eine frische Brise in die Politik, meinen viele. Mit ihren blonden Haaren, dem charmanten Lächeln und der bodenständigen, ehrlichen Art. Zipi Livni, Kadima-Chefin und vielleicht bald Israels Premierministerin, gefällt. Sogar die Syrer schickten ihr ein dickes Kompliment über die Grenze und nannten sie die »Mossad- Schönheit« in Anlehnung an ihre einstige Beschäftigung. Für manche jedoch scheint sie zu erfrischend. Die strengreligiösen haredischen Medien weigern sich stetig, ihr Konterfei abzudrucken.
Und das, obwohl Livni gerade auch in der Gruppe der ultraorthodoxen Parteien Koalitionspartner für ihre Regierungsbildung sucht. Es habe nichts mit ihr persönlich zu tun, verteidigen sich manche Herausgeber. Es gehe um Züchtigkeit und Zu-
rückhaltung, man mache die Dinge nun einmal so, wie sie in der Tora stehen. In der Heiligen Schrift, äußerten sich Feministinnen prompt, darunter die Schriftstellerin Naomi Ragen, selbst strengreligiös, würden Frauen aber ständig erwähnt. Für haredische Zeitungen indes existiere das weibliche Geschlecht nicht, sagte Ragen. »Es ist wie ein reiner Männerclub. Sogar wenn es um Produkte für uns geht, werden Frauen nicht abgebildet.« Als irrsinnig, lächerlich und mittelalterlich bezeichneten Frauen-vereinigungen im Land den Fotobann.
Schätzungen gehen von etwa einer halben Million Menschen aus, die sich zu den Haredim zählen. Ihr Leben richtet sich nach strengsten Vorgaben, ist bis in
kleinste Details an Regeln und Richtlinien gebunden. Egal ob es um das Essen, Bildung, Familie, Politik oder sogar das Liebesleben geht. Besonders unerbittlich sind die Haredim, wenn es um die Züchtigkeit der Frauen geht. Hochgeschlossene Blusen, lange Röcke, blickdichte Strümpfe und verdeckte Haare bei Verheirateten sind die Grundausstattung einer jeden ultraorthodoxen Frau. Dass Livni nicht zu dieser Gruppe von Menschen gehört, ist unübersehbar. Die 50-jährige Anwältin gehört zur säkularen Mehrheit im Land. Dennoch kann und will sie es sich mit den Haredim nicht verscherzen. Zu oft schon haben die religiösen Parteien das Zünglein an der Waage gespielt, hielten Schlüsselpositionen bis zu Ministerämtern.
Zeitungen sind bislang fast das einzige Mittel der modernen Kommunikation zwischen den Haredim. Das Fernsehen ist gänzlich verboten, das Internet, wenn überhaupt, nur extrem eingeschränkt nutzbar. Grafiker der ultraorthodoxen Medien verwischen jedes Frauenporträt bis zur Unkenntlichkeit, sofern es die Zensur überstanden hat und überhaupt ins Blatt darf. Meist jedoch wird jedes Bild mit noch so kleinem Hauch von Weiblichkeit von vornherein aussortiert.
»Kein Zweifel, wir müssen uns anders um die Haredim kümmern«, erklärte Abraham Kroitzer, strategischer Berater der Kadima-Vorsitzenden. Sie werden ihre ›Kein-Foto-Politik‹ nie ändern, also müssen wir verstärkt Treffen zwischen ihr und den führenden Haredi-Köpfen arrangieren.« So werde dafür gesorgt, dass die Informationen über Livni trotzdem an alle Menschen innerhalb der abgeschotteten Gesellschaft verbreitet werden. Denn die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert noch immer am besten in haredischen Kreisen.
Zipi Livni ist eine moderne Frau. Im Beruf trägt sie meist praktische Hosenanzüge, privat bevorzugt sie Jeans. Bei Treffen mit religiösen Führungspersönlichkeiten jedoch war sie schon in langem Rock samt Jacke mit Ärmeln bis zum Handgelenk zu sehen. Ihr Ausdruck von Respekt gegenüber den religiösen Gefühlen. Für israelische Feministinnen aber ein Dorn im Auge. Schließlich hätten Frauen hier etwas erreicht und müssten sich den Männerwünschen nicht unterordnen, argumentieren sie. Die Präsidentin des Obers-ten Gerichtshofes und der Knesset sind schließlich ebenfalls Frauen.
Nicht genug, dass Livnis Foto tabu ist. Auch ihr Vorname ist den religiösen Schreibern nicht koscher genug. Wenn über sie geschrieben wird, dann lediglich als Frau Livni oder maximal Z. Livni. Zipi ist eine Abkürzung von Zipora, hebräisch für Vogel. Ob auch die fliegenden Ge-
schöpfe Gottes für ihre Blätter zu unzüchtig sind, darüber wollten die Zeitungsmacher keine Auskunft geben.

Berlin

Bundesamt entscheidet wieder über Asylanträge aus Gaza

Seit Anfang 2024 hatte das BAMF nicht mehr über Asylanträge aus Gaza entschieden. Nun wurde der Bearbeitungsstopp laut Innenministerium aufgehoben

 18.07.2025

Syrien

Netanjahu will keine Regierungstruppen südlich von Damaskus

Nach Berichten über Massaker gegen die drusische Minderheit hat Israel eingegriffen

 17.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Genf

Türk verurteilt US-Sanktionen gegen Albanese

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, sprach von »Angriffen« und »Drohungen« gegen die umstrittene Italienerin

 10.07.2025

Der unter liberianischer Flagge fahrende Massengutfrachter "Eternity C" beim Untergang im Roten Meer am Mittwoch, den 9. Juli 2025.

Terror auf See

Tote nach Huthi-Angriff auf Handelsschiff

Die Huthi-Miliz im Jemen versenkt innerhalb von 24 Stunden zwei Schiffe auf dem Roten Meer

von Nicole Dreyfus  10.07.2025

Wien

Vor Treffen mit Sa’ar: Wadephul ermahnt Israel

Der Bundesaußenminister will sich weiter für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln einsetzen, verlangt aber bessere humanitäre Hilfe in Gaza

 10.07.2025

Gaza

Das Dilemma des Deals

Premier Benjamin Netanjahu hat das Weiße Haus ohne ein Freilassungsabkommen für die israelischen Geiseln verlassen. Die Verhandlungen gehen weiter

von Sabine Brandes  09.07.2025

Berlin

Bundestagspräsidentin will Angehörige israelischer Geiseln treffen

In dieser Woche sind Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln in Berlin. Am Dienstag kommt Bundestagspräsidentin Klöckner mit ihnen zusammen. Sie formuliert im Vorfeld klare Erwartungen

 07.07.2025