Charlotte Knobloch

»Es geht darum, das Gremium zu stärken«

Frau Knobloch, am Sonntag tritt die einmal jährlich tagende Ratsversammlung mit Delegierten der jüdischen Gemeinden zusammen. Worüber berät das höchste Entscheidungsgremium des Zentralrats?
knobloch: Auf dem Programm steht die Verabschiedung des Haushalts für 2009. Aber es werden auch die politische Arbeit des Zentralrats und seiner Gremien im vergangenen Jahr sowie die sich daraus ergebenden Konsequenzen und Perspektiven diskutiert. Und es geht um die Neuorganisation und Stärkung der Arbeit des Schieds- und Verwaltungsgerichts.

Was muss sich beim Schiedsgericht ändern, damit seine Entscheidungen mehr als bisher akzeptiert werden?
knobloch: Es liegt in der Natur der Sache, dass Entscheidungen eines Schiedsgerichts mindestens bei der unterliegenden Partei nicht unbedingt auf Akzeptanz stoßen. Dennoch: Das Schiedsgericht hat in den vergangenen Jahren eine wichtige Schlichtungsfunktion zwischen Einzelpersonen und jüdischen Organisationen ausgeübt. Öffentlich werden immer nur die kontroversen Fälle diskutiert, die erfolgreichen Schlichtungen bleiben leider unbeachtet. Trotz alledem mussten wir feststellen, dass das Gremium von Beginn an einen Geburtsfehler hatte, der das Gericht trotz größter Anstrengungen oftmals zu einem zahnlosen Tiger gemacht hat.

Welcher Geburtsfehler ist das?
knobloch: Die Entscheidungen des Gremiums waren aufgrund einer institutionell fehlerhaften Konstruktion nach der Zivilprozessordnung nicht vollstreckbar. Auch gab es kei- ne verbandsinternen Sanktionsmöglichkeiten, um diesen Entscheidungen Nachdruck zu verleihen. Das wollen wir mit der vorliegenden Satzungsänderung beheben. Auch hat der bisherige Vorsitzende des Gerichts, Hermann Alter, erklärt, nicht mehr für das Amt zu kandidieren. Wir werden also einen neuen Vorsitzenden für das ständige Schiedsgericht wählen.

Reicht es aus, dass sich die Vertreter der Gemeinden einmal im Jahr austauschen?
knobloch: Maßgebend ist doch, wie intensiv und konstruktiv die Zusammenkünfte sind. Wir planen daher für November 2009 erstmals eine mehrtägige Ratsversammlung. Diese soll mit dem traditionellen Gemeindetag so kombiniert werden, dass ein Diskussionsforum entsteht. Dadurch können neue Impulse aus den Gemeinden noch mehr als bisher in die Arbeit des Zentralrats und seiner Gremien einfließen.

Mit der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland sprach Christian Böhme.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025