491 Tage lang war Eli Sharabi in Gaza Geisel der Hamas. Dann kam er frei – und der Welt stockte der Atem. Völlig ausgemergelt stand er am Tag seiner Freilassung auf einer Bühne der Terrororganisation und musste sich für die Misshandlungen noch »bedanken«.
Zu diesem Zeitpunkt wusste Sharabi noch nicht, dass seine Frau und die beiden Töchter am 7. Oktober 2023 von der Hamas während des Massakers im Kibbuz Be’eri ermordet worden waren.
Doch auch angesichts der grausamen Nachrichten gab er nicht auf. Schon kurz, nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, begann Sharabi, sich für die Freilassung der anderen Geiseln einzusetzen. Und er schrieb eine Memoiren: «Geisel” heißen sie, auf Hebräisch «Chatuf”.
Zum zweiten Jahrestag des schwärzesten Tages in Israels Geschichte soll das Buch auch auf Englisch erscheinen und später in weitere Sprachen übersetzt werden.
Das am schnellsten verkaufte Buch in Israel aller Zeiten
»Chatuf« hat in Israel den Rekord des am schnellsten verkauften Buches aller Zeiten gebrochen. »Ich habe es geschrieben, um zu zeigen, dass es egal ist, welche Karten das Leben dir gibt”, sagte Sharabi nach der Veröffentlichung. Sein Lebensmotto: »Es liegt in deiner Hand leben und zu entscheiden, wie du lebst.«
Die Bemühungen, das Buch einem internationalen Publikum zugänglich zu machen, begannen im April. Die englischsprachige Ausgabe mit dem Titel »Kidnapped« wird bei Harper Influence erscheinen, einem Imprint von HarperCollins, einem der weltgrößten Verlage. Sie wurde von Eylon Levy aus dem Hebräischen übersetzt. Levy ist ehemaliger Sprecher hochrangiger israelischer Politiker.
Eli Sharabi: »Ich hoffe, dass alle Geiseln bis zum Erscheinen der englischen Ausgabe wieder zu Hause sind.«
»Von Anfang an wusste ich, dass ich meine Geschichte und die Geschichten aller Geiseln mit der Welt teilen wollte«, schreibt Sharabi in einer Erklärung. »Ich hoffe, dass alle Geiseln bis zum Erscheinen der englischen Ausgabe wieder zu Hause sind.« Er wolle, dass »dieses Buch als historisches Zeugnis einer Realität gilt, die es nie hätte geben dürfen und die sich nicht wiederholen darf«.
Der 52-Jährige wurde während des Hamas-Angriffs aus seinem Haus in Be’eri verschleppt. Seine Frau Lianne und die Töchter Noiya (16) und Yahel (13) wurden von den Terroristen ermordet. Auch sein Bruder Yossi wurde entführt und starb in Gaza. Seine Leiche wurde noch nicht zurückgegeben.
Monatelang war Eli Sharabi zusammen mit Alon Ohel, Eliya Cohen und Or Levy in Tunneln unterhalb des Gazastreifens unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten worden. Drei Geiseln kamen frei; der 24-jährige Alon blieb allein zurück. Eli Sharabi betonte, er liebe ihn wie einen Sohn und habe Alon versprochen, dass er für ihn kämpfen werde.
Öffentlicher Appell an Premier und US-Präsident
Und das tut er. Wie jetzt, als er mit Präsident Isaac Herzog im Beit Hanasi in Jerusalem zusammentraf. Dabei überreichte die ehemalige Geisel Herzog ein Exemplar seiner Memoiren. »Eli hat die schlimmste Hölle durchlebt – sowohl das körperliche Leid als auch den verheerenden Verlust des 7. Oktobers. Sein Buch ist herzzerreißend, bewegend und sehr eindringlich«, so die Worte des Präsidenten.
Sharabi richtete sich bei der Gelegenheit mit einem öffentlichen Appell an den israelischen Premier und an US-Präsident Donald Trump: »Dies ist der Augenblick. Wir warten! Die Familien der am 7. Oktober Entführten brauchen diesen Moment, um ihre Lieben nach Hause zu holen, ob lebend oder zur Beerdigung«, hob er hervor und fügte hinzu: »Ich bitte Sie, die letzte Anstrengung zu unternehmen und dieses Kapitel abzuschließen.«