Keren Hayesod

Ein Abend unter Freunden

von Christine Schmitt

Alexandra hat alle Hände voll zu tun. »Möchten Sie vielleicht ein Tombola-Los kaufen?«, spricht sie die Gäste bei der Magbit-Eröffnung von Keren Hayesod Berlin an. Mehrere Geldscheine sind bereits nach wenigen Minuten in ihrer Los-Trommel, so viele haben bereits zugegriffen und ein Los gekauft. »Den häufigsten Satz, den ich heute abend höre, ist, ob ich der Hauptgewinn bin«, sagt die angehende Jurastudentin und weiß den Avancen doch mit Humor zu begegnen. Schließlich ist der Hauptgewinn eine Reise nach Israel.
Die Ruhe selbst ist Ramona Abaew, die ohne Eile durchs Foyer geht. »Mittlerweile habe ich vor Auftritten kaum noch Lampenfieber«, gesteht die 18jährige Schülerin der Jüdischen Oberschule. Fünf Lieder wird sie später vor 210 Zuhörern singen. Mit fünf Jahren nahm sie bereits Klavierunterricht, spürte allerdings recht bald, daß es ihr viel leichter fiel, Melodien nachzusingen, als in die Tasten zu greifen. Deshalb wechselte sie zum Gesang und singt heute am liebsten Jazz und Soul.
Im Ballsaal des Ritz-Carlton Hotels haben mittlerweile fast alle Gäste Platz genommen. Auch Joschka Fischer, der sich spontan entschieden hat, seinen Freund, den Politiker und Publizisten Yossi Sarid, zu diesem Galaabend zu begleiten. »Seit über 20 Jahren sind wir schon befreundet«, sagt der Israeli. »Ich bin ein Freund Israels – und auf mich können Sie sich immer verlassen«, meint der ehemalige deutsche Außenminister. Der Gesandte der israelischen Botschaft, Ilan Mor, hört das gern.
2,4 Millionen Euro hatte Keren Hayesod Deutschland, die Vereinigte Israel-Aktion, im vergangenen Jahr an Spendengeldern einnehmen können, zieht der Berliner Vorsitzende Nathan Gelbart Bilanz. Die Einnahmen dieses Abends sollen in ein Programm namens Net@ gehen, das 500 Kin- dern in benachteiligten Gebieten Israels eine zusätzliche dreijährige Computerausbildung neben dem Abitur ermöglichen soll. »Israel braucht Ihre Hilfe«, appelliert er.
»Wir alle müssen Israel stärken, indem wir Geld spenden oder dort Urlaub machen«, sagt Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Angesichts der muslimischen Proteste der vergangenen Tage spricht sich Joffe für einen religionsübergreifenden Dialog aus, deshalb sollen sich demnächst jüdische Gemeinderepräsentanten mit gemäßigten Muslimen treffen. Es gibt viele ernste Töne bei den Rednern. Die Konflikte wegen der Karikaturen einer dänischen Tageszeitung, der Sieg der Hamas und die Äußerungen des iranischen Präsidenten Machmud Ahmadinedschad, daß Israel von der Landkarte verschwinden solle, sind immer wieder Thema.
Wer glaube, Israel zerstören zu können, erhalte nur eine Antwort, nämlich daß das nie geschehen werde, so Michel Friedman, Vorsitzender von Keren Hayesod Deutschland. »Jüdisches Leben ist ohne Israel nicht möglich. Mein Rückgrat ist die Sicherheit, daß es Israel gibt, deshalb engagiere ich mich für Israel«, meint Friedman.
»Was uns hier zusammengeführt hat, ist die Liebe zu Israel«, sagt Ralph Gior-dano, der zum ersten Mal bei einem Galaabend von Keren Hayesod dabei ist. Der Publizist verweist auf die Bedrohung des jüdischen Staates und kritisiert die einseitige Parteinahme eines großen Teils der hiesigen öffentlichen Meinung gegen Israel. »Mit diesem hochgefährdeten Land fühle ich mich unlösbar verbunden – eine Ankettung, die unabhändig ist von den Maßnahmen, der Politik und den Gesetzen abwählbarer Regierungen.«
Während auf der Bühne die letzte Rede zu Ende geht, wird in der Küche schon einmal das Kalbfleisch gebraten. In ständigem Kontakt mit den Oberkellnern steht der Chef des Caterings, Alexander Rettke, um im richtigen Moment mit dem Braten anfangen zu können. Daß sich alles verzögert und der Zeitplan etwas durcheinandergerät, stört den Koch nicht. Seine Vorbereitungen fingen bereits vor einigen Tagen an. »Da alles koscher sein sollte, haben wir ein extra Training gemacht, damit alle neun Köche wissen, worauf sie achten müssen«, sagt er. Schließlich könnten sie sich keinen Fehler erlauben. Dann habe er Pläne ausgearbeitet und geschrieben. »Koscher ist eigentlich ganz normal«, findet er. Am Freitag haben er und seine Mitarbeiter schon angefangen mit den Vorbereitungen in der Küche. Und am Sonntag, dem Tag der Gala, standen sie schon um 14 Uhr an den Kochtöpfen. »Ich bin immer aufgeregt, ob alles gutgeht«, gesteht er und ist mit diesem Abend sehr zufrieden.
Sängerin Ramona sitzt mittlerweile ganz entspannt an ihrem Tisch. Mit einer voluminösen Stimme und viel Ausstrahlung hat sie die Zuhörer begeistert, jetzt kann sie in Ruhe der im superengen Show-Kleid auftretenden Shiri Maimon lauschen, die Israel im vergangenen Jahr beim Eurovision Song Contest in Kiew vertrat. Die Shalom-Band ist den ganzen Abend im Einsatz, schließlich begleitet sie alle Sänger. Ebenfalls für Begeisterung sorgt der jüngste Sänger. Gabriel ist erst sieben Jahre alt, wirbelt bei seinem Soloauftritt so temperamentvoll auf der Bühne herum, daß er stürmischen Applaus bekommt.
Udi Lehavi kann sich nun auch endlich mal hinsetzen und den Rest des Abends genießen. Die ganze Zeit über war der Keren-Hayesod-Repräsentant auf den Beinen und hat sich um einen reibungslosen Ablauf gekümmert. »Es war ein gelungener Abend, und wir sind sehr zufrieden mit den zahlreichen Spenden.«

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