pädagogik

Durch Familie und Fernsehen

pädagogik
Durch Familie und Fernsehen

Studenten untersuchten Judenhaß unter jungen Migranten in Berlin

von Sophie Neuberg

Die Juden haben den Anschlag auf das World Trade Center organisiert, die Juden sind am Leid der Palästinenser schuld, die Juden begehen Ritualmorde an arabischen Kindern – mit solchen Äußerungen von muslimischen Jugendlichen sehen sich Sozialarbeiter konfrontiert. Dies nahmen Studenten der Alice-Salomon-Fachhochschule in Berlin 2005 zum Anlaß, sich mit islamischem Antisemitismus zu befassen. Sie befragten Jugendliche und sammelten ihre Äußerungen in einem Film mit dem Titel Wir sind Palästina. Die Ergebnisse erschreckten. Deshalb wollten die Studenten nach Ursachen des Phänomens sowie nach Ansätzen für ihre Arbeit suchen. Unter der Leitung der Dozenten Katrin Becker und Levi Salomon führten sie in diesem Jahr Experten aus Politik, Sozialarbeit und Forschung ihren Film vor und baten um Erklärungen für das Phänomen. Die Ergebnisse wurden vergangene Woche vorgestellt.
Die Gründe für den Haß sind nach Ansicht aller Experten vielschichtig. Die Kinder und Jugendlichen wiederholten oft Geschichten, die sie in der Familie gehört hätten. Dieser Einfluß sei deshalb so stark, weil die traditionellen Familienstrukturen einer muslimischen Familie viel mehr Respekt für die Eltern verlangten, als dies in deutschen Familien üblich sei, erklärte Maya Zehden von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Eine wichtige Rolle spielen nach einhelliger Meinung der Experten die arabischen Sender, die per Satellit empfangen werden und teilweise eine regelrechte antisemitische Propaganda ausstrahlen. Dies gekoppelt mit mangelnder Bildung, fehlender Integration und wenig Zukunftsperspektiven ergebe einen Nährboden für antisemitisches Gedankengut. Es bestehe auch der Verdacht, so Michael Rump-Räuber vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin, daß in Koranschulen und anderen islamischen Einrichtungen Kinder und Jugendliche »einer Gehirnwäsche« ausgesetzt seien. Insbesondere die befragten Sozialpädagogen kritisierten, man habe das Problem zu lange ignoriert oder nicht ansprechen wollen. Aus Angst, als Rassist zu gelten, sei sträflich geschwiegen worden.
Während bei einigen der angesprochenen Gründe der Staat gefragt ist, sind Lehrer und Sozialarbeiter in anderen Fällen am Zug. So fragten die Studenten die Experten auch nach Lösungsansätzen. Damit ergibt sich wie von selbst das Thema eines dritten Teils der Werkstatt, das im nächsten Semester stattfinden soll. Denn die gesammelten Antworten wurden noch nicht wissenschaftlich ausgewertet. Auch Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, erhofft sich Anregungen. »Es ist eine Aufgabe der Jüdischen Gemeinde, auf diese Jugendlichen zuzugehen«, sagte er. Doch schon jetzt nehmen die Studenten einige Hinweise mit auf den Berufsweg. »Wir werden in kleinen Schritten etwas ändern«, sagte eine Studentin. Eine andere forderte: »Wir sollten bewußt und konfrontativ mit dem Problem umgehen.«

Mainz

Weißer Ring: Jüdisches Leben auf dem Rückzug

Barbara Richstein, die neue Bundesvorsitzende der Organisation, fordert ein klares Eintreten gegen Judenhass

 15.01.2025

Berlin

Weltweiter Antisemitismus alarmiert Bundesbeauftragten Klein

Negative Stereotype über Juden sind einer Befragung zufolge weltweit so verbreitet wie nie

 15.01.2025

Bundestagswahl

Russlands Außenminister Lawrow lobt AfD und BSW

Es gebe in ihren Äußerungen »viel Vernünftiges«

 14.01.2025

Helsinki

Scholz: Leben der Geiseln muss oberste Priorität haben

Über die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen heißt es, ein Abkommen sei greifbar. Der Bundeskanzler hofft auf einen Abschluss

 14.01.2025

Karlsruhe

Verdacht der Volksverhetzung: Polizei ermittelt gegen AfD

Es geht um ein in sozialen Netzwerken gepostetes »Abschiebeticket«. Die zumindest in Teilen rechtsextremistische Partei überschreitet immer wieder Grenzen

 14.01.2025

Vatikan

Papst verurteilt Massaker der Hamas und kritisiert Israel

Regelmäßig steht der Papst in der Kritik, er habe den Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht klar genug verurteilt. In seinem neuen Buch tut er genau das, wirft aber auch Israel vor, Terror zu produzieren

von Severina Bartonitschek  14.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Marburg

»Biodeutsch« ist »Unwort des Jahres« 2024

Diskriminierend und »eine Form von Alltagsrassismus«: So stuft die Jury den Begriff ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Zum »persönlichen Unwort« der Mitglieder Cheema und Mendel wurde »importierter Antisemitismus«

 13.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025