von Jessica Jacoby
»Jellyfish« ist das englische Wort für Quallen. Jellyfish heißt auch der beim Festival von Cannes mehrfach ausgezeichnete Debütfilm des israelischen Schriftstellerpaares Shira Geffen und Etgar Keret. Nun sind Quallen nicht gerade Sympathieträger im Tierreich: Man verbindet mit ihnen eher unangenehme Assoziationen. Doch Keren, Batya und Joy, die Heldinnen dieses Films, sind keineswegs glibberige Figuren. Was sie mit Quallen verbindet, ist, dass sie sich geschmeidig durch den chaotischen Alltag von Tel Aviv bewegen, dabei aber durch die Unterströmungen ihrer Vergangenheit mit ihren ungelösten Konflikten getrieben werden. Die lose miteinander verknüpften Geschichten der drei Frauen enden alle am Meer vor Tel Aviv, im Biotop der titelgebenden Tiere.
Keren (Zharira Charifai) bricht sich auf ihrer Hochzeitsfeier ein Bein, als sie die Toilettentür nicht öffnen kann und beim Drüberklettern stürzt. Die Hochzeitsreise in die Karibik kann sie jetzt vergessen, die neue Wohnung ist aber noch nicht bezugsfertig. So landet sie mit ihrem Mann in einem Hotel. Dort begegnet den beiden eine Dichterin, deren Anwesenheit und rätselhaftes Verhalten sie zu spät verstehen.
Batya (Sarah Adler), die unter ihrer hyperaktiven Mutter leidet, haust in einer durch Rohrbruch bewässerten Bude und jobbt bei einem Hochzeitsveranstalter. Am Strand trifft sie ein kleines Mädchen, das sich an ihre Fersen heftet und dann überraschend verschwindet. Verloren geht auch Batyas Job. Dafür findet sie eine Freundin, die ihr zu begreifen hilft, warum sie sich immer nur ausgeliefert fühlt.
Die philippinische Gastarbeiterin Joy (Manenita De Latorre) betreut eine mürrische alte Jeckin, die sich von ihrer Tochter, einer Theaterschauspielerin vernachlässigt fühlt. Unbeabsichtigt hilft die Pflegerin der alten Dame, sich mit der Tochter wieder zu versöhnen. Dabei spielt auch ein Modellschiff eine Rolle, das Joy ihrem kleinen Sohn in Manila versprochen hat.
Jellyfish ist keiner der inzwischen beliebten politischen Israelfilme aus einer Krisenregion in den Schlagzeilen. Stattdessen entfaltet diese israelisch-französische Koproduktion eine schwebende und sehr poetische Qualität, die mit Leichtigkeit zwischen tragischen und komischen Momenten stets die Balance hält. Hier stimmt einfach alles: Drehbuch, Kamera, Besetzung. Spielfilme haben manchmal etwas von einem gelenkten Traum, selten jedoch so bewusst und kunstvoll inszeniert wie hier.