Ehud Olmert

Dauerfeuer

von Wladimir Struminski

Am Montagnachmittag, pünktlich um 17 Uhr, traten die Mitglieder der Untersuchungskommission zum zweiten Libanonkrieg vor die Medien. Ohne lange Vorreden begann der Kommissionsvorsitzende Elijahu Winograd, die Hauptpunkte des seit Monaten mit Spannung erwarteten Zwischenberichts vorzulesen. Das Gesicht des Be- zirksrichters a.D. blieb nahezu regungslos, seine Stimme monoton. Dennoch wurde nach wenigen Minuten klar: Hier geht eine politische Bombe hoch. Der Überraschungseffekt rührte nicht von den Tatsachenbefunden her. Dass ihr Land den Krieg gegen die Hisbollah nicht gerade glorreich gewonnen hat, wissen die Israelis bereits. Was an dem Zwischenbericht – er befasst sich mit dem Vorfeld des Krieges und dessen ersten fünf Tagen – überraschte, war die Unerbittlichkeit der Kritik, die an den obersten Entscheidungsträgern geübt wurde.
Die schwersten Vorwürfe musste sich Ministerpräsident Ehud Olmert gefallen lassen. Zwar seien, wie die Kommission einräumte, die Startbedingungen des Krieges ungünstig gewesen, weil Olmerts Vorgänger die Libanonfront vernachlässigt hatten. Allerdings trage der heutige Amts- träger »die oberste und übergreifende Verantwortung« für das Kriegsversagen. Weder habe sich Olmert einen genauen Plan für den Militärschlag vorlegen lassen, noch habe er den Krieg richtig geführt. Der vielleicht wichtigste Satz lautet aber: »Der Ministerpräsident hat seine Position ohne Nachdenken formuliert.« Krieg als Schnellschuss – vernichtender geht es nicht.
Wenig Komplimente hatten Winograd und seine Mitarbeiter auch für Verteidigungsminister Amir Peretz übrig. Er habe keine strategische Sicht der Situation entwickelt und sich trotz mangelnden Wissens in den Bereichen Militär, Politik und Regierungsarbeit bei seinen Entscheidungen nicht ausreichend beraten lassen. Die Folge: »Seine Amtsausübung hat Israels Fähigkeit gemindert, auf die Herausforderungen des Krieges zu reagieren.«
Selbstkritik zeigten Olmert und Peretz kaum. Sie betonten gar, sie hätten während des Krieges nicht nur Fehler gemacht, sondern auch Erfolge erzielt. Dennoch gilt ihr politisches Schicksal als besiegelt. Peretz’ Amtszeit dürfte spätestens in drei Wochen zu Ende sein, wenn er bei der anstehenden Urwahl als Vorsitzender der Arbeitspartei von Ex-Premier Ehud Barak oder dem ehemaligen General und Schin-Bet-Direktor Ami Ajalon abgelöst wird. Dann muss er auch das Verteidigungsressort räumen. Allerdings drängen ihn Parteifreunde, noch nicht einmal so lange zu warten.
Olmerts Lage sieht ebenfalls düster aus. In seiner eigenen Kadima-Partei ist eine Rebellion im Gange. Zu den Drahtziehern gehört die Außenministerin und stellvertretende Regierungschefin Zipi Livni. Am Mittwoch forderte Livni Olmerts Rücktritt. Auch der parlamentarische Chef der Regierungskoalition, Awigdor Jitzchaki, hat Olmert zum Rücktritt aufgefordert. Mit jedem Tag wird der Kreis der parteiinternen Gegner größer. Selbst einige von Olmerts Vertrauten legen ihm inzwischen einen »ehrenvollen Abgang« nahe. Auch die anlaufende Woge öffentlicher Proteste könnte dem Premier zum Verhängnis werden. Zwei Drittel aller Bürger meinen, dass der Regierungschef seinen Hut nehmen muss. Zudem stellt die Winograd-Kommission für den Sommer »persönliche Empfehlungen« in Aussicht. Will heißen: Wenn die Verantwortlichen bis dahin an ihren Amtssesseln kleben, wird die Kommission ihre Entlassung fordern. Bis Mittwochnachmittag hatte Olmert seinen Rücktritt noch nicht eingereicht.
Doch stellt sich die Politik auf die Zeit nach Olmert ein. Dabei möchte die Kadima die kunterbunte Koalition mit der Arbeitspartei, der orthodoxen Schas, der Rentnerpartei und der nationalistischen Israel Beitenu aufrechterhalten. Für diesen Fall werden Außenministerin Livni die besten Chancen auf Olmerts Nachfolge an der Partei- und Regierungsspitze eingeräumt. Auch Schimon Peres ist als der neue Lotse im Gespräch. Allerdings werden auch vorgezogene Knessetwahlen nicht ausgeschlossen. Das Ergebnis wäre – so legen es jedenfalls die Umfragen nahe – eine stramm rechte Regierung mit Likudchef Benjamin Netanjahu an der Spitze.

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

 12.12.2024

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024

Berlin

Nach dem Sturz von Assad: Wie geht es nun weiter für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland?

von Anne-Béatrice Clasmann  09.12.2024

Ausstellung

Projekt zu verlorenen Büchern aus der NS-Zeit erreicht Israel

Ausstellungseröffnung am Montagabend in Tel Aviv

 09.12.2024

Israel

Netanjahu beginnt Aussage in seinem Korruptionsprozess

Die Anwälte des Ministerpräsidenten hatten sich wegen der Kriegszustände in der Region vergeblich um einen längeren Aufschub seiner Aussage bemüht

 09.12.2024

Nahost

Machtwechsel in Syrien: Was wir wissen - und was nicht 

von Martin Romanczyk  08.12.2024