Barbie-Puppe

Blonder Lockvogel

von Sue Fishkoff

Die Filmemacherin Tiffany Shlain aus San Francisco stand vor 140 Frauen und fragte, wie vielen von ihnen je gesagt wurde, sie sähen gar nicht jüdisch aus. Beinahe die Hälfte der Frauen streckte die Hand hoch. Shlain lächelte – das war genau der Punkt, um den es ihr ging. »Stellen Sie sich vor, wie ich mich fühlte, als blondes, blauäugiges Mädchen aufzuwachsen, das noch dazu Tiffany heißt«, erzählte sie mit trockenem Humor dem Publikum bei einem Treffen der Jüdischen Föderation im Silicon Valley.
Jüdische Identität ist das Thema ihres bissigen, intelligenten Dokumentarfilms The Tribe (Der Stamm). Barbie und all das, wofür diese Puppe steht, wurde zum Ausgangspunkt genommen, um auszuloten, was es bedeutet, am Anfang des 21. Jahrhunderts in den USA jüdisch zu sein.
Barbie wurde 1959 von einer jüdischen Erfinderin »geboren«. Die uramerikanische Puppe ist so extrem populär, daß der Hersteller Mattel behauptet, jede Sekunde würden drei Barbies verkauft.
Ebenso extrem ist die Kritik an ihr, dem ahnungslosen Symbol gestriger Werte und unerfüllbarer Träume. Für die Juden ist sie aber eine Ikone des Dazugehörens. Deswegen sei Barbie der perfekte Aufhänger für einen Film, der die jüdische Geschichte durch die Brille des Anthropologen betrachtet und die Stellung des jüdischen Volkes als Außenstehenden, der dazugehören will, in den Brennpunkt rückt. Der Film umfaßt universelle Themen wie das Wesen des Jüdischseins, Identität und Integration. Seit seiner offiziellen Uraufführung auf dem Sundance Film Festival in diesem Frühjahr wurde der Film überall mit Beifall aufgenommen. Die Reaktion von jüdischer und nichtjüdischer Seite war überwältigend. »Menschen kamen mit Tränen in den Augen zu mir und sagten, daß sie endlich Israel verstehen.« The Tribe hat Auszeichnungen bei Festivals in Nashville, Ann Arbor und San Francisco erhalten. Doch eigentlich hat Shlain den Film nicht für die große Leinwand gedreht. Er ist lediglich 18 Minuten lang und wird in den großen Kinos nicht ausgestrahlt. Von Anfang an, sagt sie, hätten sie und ihr Mann, Ken Goldberg, die Absicht gehabt, Gespräche über jüdische Identität zu provozieren. Barbie, die nur kurz ins Bild kommt, ist einfach ein gutaussehender Lockvogel.
»Ich kann nicht sagen, wie viele Menschen den Film sehen wollen, weil er eben von Barbie handelt«, sagt Shlain. Doch der Film beabsichtige, Diskussionen auszulösen. »Wir sind daran interessiert, einen Dialog in Gang zu bringen für Juden, die mit ihrer jüdischen Identität kämpfen«, sagt Goldberg. Die DVD wird mit einer Diskussionsanleitung und Spielkarten verkauft. Und hunderte haben sie bereits erworben, meint Shlain. Den Film kann man auf ihrer Webseite www.tribethefilm.com bestellen.
Rund 27.000 Menschen hätten sich den Film kostenlos auf der Sundance-Webseite bereits angesehen. Die Stundentenverbände Hillel, religiöse Schulen, interreligiöse Organisationen und andere Gruppen haben den Film inzwischen für Lehrveranstaltungen bestellt.
Auch Vanessa Ochs, Professorin für Religionswissenschaft an der University of Virginia, war von dem Film begeistert und sagte, sie würde ihn gern in ihren Judentumskursen verwenden. Selbst die US-Marine hat Interesse signalisiert. Rabbiner Irving Nelson, stellvertretender Command Chaplain, will The Tribe seinen Studenten im kommenden Herbst zeigen.
Shlain, 36, wuchs nördlich von San Francisco in einem säkularen Haus auf, wo das Judentum kulturellen und intellektuellen Ausdruck fand. Vor kurzem begannen sie und ihr Mann, den Schabbat einzuhalten, doch eine Synagoge, wo sie sich wohl fühlen, haben sie noch nicht gefunden. Im Gegensatz zu ihren Großeltern, die vor 100 Jahren von Rußland in die USA auswanderten und danach strebten, sich so schnell wie möglich zu assimilieren, nannten Shlain und ihr Mann ihre erste Tochter Odessa, nach der Stadt, aus der ihre beiden Familien stammen. Dies sei Teil des neuen jüdischen Stolzes ihrer Generation.
»Sie sorgen sich so viel über Mischehen und den Verlust von Juden«, sagte sie zu den Frauen der Jüdischen Föderation. »Aber ich mache mir keine Sorgen. Ich glaube, alles, was man braucht, ist ein Gespräch, aus dem alles Erdenkliche erwachsen kann. Juden sind überall auf der Welt so stark miteinander verbunden. Die Tatsache ist, daß wir uns immer neu erfinden und neu interpretieren. Auf diese Weise haben die Juden überlebt.«

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