Mona Cohen

Blick nach oben

von Christine Schmitt

»Im Mittelpunkt stehe ich sehr gerne.« Sobald sie als Mona Cohen auf die Bühne geht und zu singen beginnt, hat sie so ziemlich alles um sich herum vergessen. Das Einzige, was für sie dann noch zählt, ist die Musik. Selbstsicher steht sie im Rampenlicht und zieht ihre Zuhörer in ihren Bann – sei es beim Israel-Tag vor drei Wochen oder bei der Keren-Hayesod-Gala im Februar vergangenen Jahres. »Ich brauche auch den Applaus«, sagt die 20-Jährige und lehnt sich entspannt zurück und wirkt dabei gar nicht so, wie jemand, der die Aufmerksamkeit unbedingt auf sich ziehen will. Sie sei ja auch ein »ganz normales Mädchen«, das viel mit Freundinnen telefoniert, gerne einkaufen geht, anderen Menschen aufmerksam zuhört und für das die Fernsehsendung »Deutschland sucht den Superstar« Pflicht ist. »Da habe ich natürlich auch viel gelernt«, sagt Mona. »Kann ich das auch so gut oder vielleicht noch besser?«, habe sie sich dabei immer gefragt. Denn einen Vertrag mit einer Plattenfirma zu ergattern, wie es dem Gewinner der Show versprochen worden war, das ist ja schließlich auch ihr Wunsch. Und damit dieser in Erfüllung geht, hat die 20-Jährige bereits einige Jahre anstrengende Arbeit hinter sich. Arbeit? »Na ja, es war schon mitunter hart, aber irgendwie auch nicht«, sagt sie. Denn wenn man etwas Bestimmtes machen will, dann sei es ja keine Arbeit. »Manchmal wäre ich auch lieber mit Freundinnen Eis essen gegangen als zum Gesangsunterricht«, räumt sie ein. Aber nachträglich findet sie es nicht schlimm, weniger Zeit als andere gehabt zu haben. »Ich habe nichts vermisst.«
»Mona ist ein großes Talent, sie hat hart gearbeitet und hat eine tolle Ausstrahlung«, sagt ihre Managerin Doris de Vries. Und neben Talent und Ausstrahlung hat sie jetzt auch einen Künstlernamen, bis vor kurzem ist sie noch unter ihrem eigentlichen Namen aufgetreten. Damit soll es jetzt vorbei sein, hat die Managerin geraten. Also soll auch schon in diesem Artikel nur von »Mona Cohen« die Rede sein. Doris de Vries ist optimistisch, dass sie Mona bei einer Plattenfirma unterbringen wird – obwohl es der Schallplattenbranche insgesamt sehr schlecht gehe und sie immer seltener bisher unbekannte Nachwuchssänger unter Vertrag nehme. Mit einem Demo-Band und einem Video hat sie schon einmal vorgefühlt. »Ja, das könnte etwas werden«, lautete der Kommentar. In diesem Frühjahr hatte Mona deshalb eine Doppelbelastung: Abitur und Studioaufnahmen. Den Schulabschluss hat sie nun in ihrer Tasche, an den Aufnahmen feilt sie hingegen immer noch. Zwölf Popsongs sind für sie geschrieben worden, die sie nun einstudiert. Im Sommer wird sich dann entscheiden, ob eine Plattenfirma sie unter Vertrag nimmt. »Das wäre meine Lebenserfüllung.« Wenn es klappt, soll nach den Sommerferien ihre erste Single herauskommen. Falls es doch noch nicht reicht, würde sie erst einmal Wirtschaftspsychologie studieren, aber nebenbei weiter an ihrer Musikkarriere arbeiten. Neben der Musik mag sie das logische Denken und hatte immerhin Mathe als Leistungskurs an der Jüdischen Oberschule.
Als Kind konnte sie erst singen, dann sprechen, sagen ihre Eltern heute. Mit fünf Jahren bekam sie Klavierunterricht. Dann stellte sie fest, dass es ihr leichter fiel, die Melodie zu singen, als sie auf den Tasten zu spielen. Mit neun Jahren nahm sie deshalb Gesangsunterricht bei einer Hochschul-Professorin. Die war so begeistert von Mona, dass sie prompt auf die Hälfte des Honorars verzichtete. »Das war trotzdem noch eine ziemlich teure Angelegenheit«, sagt Mona. Dreimal die Woche Gesangsunterricht, dazu kamen noch Ballett, später Jazz- und Street-Dance und Reiten.
Schließlich konnte sie bei einigen Wettbewerben schon einmal das Rampenlicht genießen, darunter auch die Sat1-Sendung »Kleine ganz groß«, bei der sie schließlich von einem Produzenten entdeckt wurde. Da war sie gerade 13 Jahre alt. Zu alt für einen Kinderstar, zu jung für einen Popstar. Also arbeitete sie erst einmal weiter an sich. Mitunter singt sie täglich drei Stunden. »Das ist für mich ein Ritual wie Zähneputzen«. Nur das Einsingen mag sie überhaupt nicht, das sei langweilig. »Lieder einstudieren bringt einfach viel mehr Spaß.« Vor allem Jazz, Pop und Soul mag sie. Und natürlich auch die jiddischen und hebräischen Lieder. Zu klassischer Musik habe sie eher wenig Bezug, auch wenn sie ab und zu in die Oper geht. Christina Aguilera und Sarah Connor sind ihre musikalischen Vorbilder. Sarah Connor habe sie im Studio auch mal persönlich kennengelernt, die habe bei ihr zugehört und ihr noch einige Tipps gegeben. »Das fand ich cool.« Ein weiteres Vorbild hat sie noch: ihre Mutter. »Die Disziplin habe ich von ihr gelernt«, sagt Mona. Und sie habe sie in allem gefördert und unterstützt. Ihre Mutter stammt aus Usbekistan, ihr Vater aus Moskau. Beide seien vor 30 Jahren mit ihren Familien nach Berlin gekommen und hatten sich hier kennen gelernt und geheiratet. Mittlerweile arbeitet er als Informatiker und sie als Apothekerin und haben nach Mona noch zwei weitere Kinder bekommen. »Meinem Vater wäre es allerdings lieber, wenn ich Ärztin oder Rechtsanwältin werden würde«, sagt Mona. Ihre Mutter hingegen wich nicht von ihrer Seite, begleitete sie zum Gesangsunterricht und zu Auftritten in einem Kaffeehaus, die sie dort mit 16 Jahren regelmäßig hatte. »Da hieß es immer: Nicht so laut Mona, wir wollen uns unterhalten.« Sie habe zwar viel gelernt in dieser Zeit, aber sich doch unwohl gefühlt und gab schließlich diesen Job bald auf. »Ich möchte ja, dass man zu mir sagt, ›Lauter. Ich will Deine Stimme hören‹.«

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