Sterbehilfe

»Aus halachischer Sicht nicht tragbar«

Herr Skoblo, Hamburgs Ex-Senator Roger Kusch hat die Suizidbegleitung einer 79-jährigen Frau inszeniert. Die Öffentlichkeit ist zum großen Teil empört. Welche Position vertritt der Berliner Landesverband jüdischer Ärzte und Psychologen bei der Sterbehilfe (vgl. S. 15)?
skoblo: Eine ganz eindeutige: Dass es auch aus halachischer Sicht nicht hinnehmbar ist, Selbstmord zu begehen oder dabei Hilfe zu leisten. Unser Körper ist die Leihgabe Gottes. Und wir haben ihn deshalb auch pfleglich zu behandeln. Weder das Ende noch der Beginn des Lebens liegen in unserer Hand.

Es gibt immer wieder Zweifelsfälle. Wenden sich jüdische Ärzte dann ratsuchend an einen Rabbiner?
skoblo: Zweifelsfälle gibt es für mich als jüdischen Arzt nicht. Wir können aber immer halachische Autoritäten um Rat fragen, zum Beispiel die Rabbiner Yoel Smith oder Dovid Rose von der Yeshivas Beis Zion in Berlin.

Mehrere Bundesländer wollen eine organisierte Beihilfe zum Selbstmord künftig verbieten. Ist das der richtige Weg?
skoblo: Ja. Wenn Sterbehilfe zum Beispiel mit einem Medikamentencocktail geleistet wird, geht es um dreierlei: die Beschaffung, die Hilfe bei der Verabreichung sowie die unterlassene Hilfeleistung, wenn der Betreffende den Raum verlässt. Das ist es ja, was Kusch getan hat. Diese Einzeltaten bilden eine Einheit und sind absolut verwerflich.

In der Schweiz wird organisierte Sterbehilfe liberaler gehandhabt. Die Regierung denkt nach zunehmender Kritik darüber nach, die gesetzlichen Regelungen zu verschärfen. Wie beurteilen Sie das?
skoblo: Absolut positiv.

Die Diskussion über Sterbehilfe wird im Deutschen Ethikrat wie im Verband der Palliativmediziner, auf Juristentagen und in TV-Talkshows geführt. Warum ist in dieser Debatte keine jüdische Stimme zu vernehmen?
skoblo: Das ist eine Frage von Quantität und Qualität. Wir haben in diesem Land nicht mehr so viele engagierte jüdische Menschen wie vor der Schoa. Aber es gibt inzwischen wieder Fachleute, die vertiefte, auf halachische Quellen bezogene Stellungnahmen abgeben können. Wenn denen nicht Gehör geschenkt wird, müssen Sie die nichtjüdische Gesellschaft fragen, warum das so ist.

Mit dem Vorsitzenden des Berliner Landes-
verbandes jüdischer Ärzte und Psychologen sprach Detlef David Kauschke.

7. Oktober 2023

Baerbock betont Israels Recht auf Selbstverteidigung

»Wir stehen an Eurer Seite«, sagt die Außenministerin in Richtung Israel

 06.10.2024

Interreligiöser Dialog

»Jede Klasse ist da sehr verschieden«

Muslime und Juden gehen im Rahmen des Projekts »Meet2Respect« gemeinsam an Berliner Schulen

 05.10.2024

Terror

NRW erhöht Schutz jüdischer Einrichtungen

Der Innenminister reagiert auf den Großangriff des Iran auf Israel mit einem Erlass

 02.10.2024

»Clärchens Ballhaus«

Einmal schwoofen, bitte

Das legendäre »Clärchens Ballhaus« feiert sein 111. Jubiläum und bittet seine Gäste ab Sonntag wieder zum Tanz

 29.09.2024

Libanon

Beirut: Hisbollah-Chef Nasrallah getötet?

Unbestätigten Berichten zufolge galt der israelische Angriff auch dem Top-Terroristen Hassan Nasrallah

 27.09.2024

Frankfurt am Main

Konferenz über Judenhass mit Josef Schuster und Ahmad Mansour

Kurz vor dem Jahrestag der Hamas-Massaker vom 7. Oktober diskutieren Experten die Folgen für die Gesellschaft

 27.09.2024

Nahost

Israel greift Hisbollah an, Netanjahu verschiebt Reise zur UNO

Die Lage am Mittwochmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 25.09.2024

Auszeichnung

Philipp Peyman Engel mit Ricarda-Huch-Preis ausgezeichnet

Der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen setze sich für das jüdische Leben in Deutschland ein, sagt Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD)

 24.09.2024

Berlin/Potsdam

Zentralrat: Brandenburg-Wahl zeigt Polarisierung der Gesellschaft

Präsident Josef Schuster betont, die Stärke der politischen Ränder sei nicht gut für Deutschland

 22.09.2024