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Akademischer Judenhaß?

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Akademischer Judenhaß?

Amsterdam: Konferenz zu Antisemitismus an Hochschulen

von Arie Moscovici

Spätestens seit Udo Steinbach vom Deutschen Orient-Institut palästinensische Selbstmordattentäter mit den Widerstandskämpfern im Warschauer Ghetto gleichsetzte, stellt sich hierzulande die Frage nach einem neuen Antisemitismus im akademischen Bereich. Daß es sich aber keineswegs um ein deutsches Phänomen handelt, machte die »1. Internationale Konferenz zu akademischem Antisemitismus« in Amsterdam vor einigen Tagen deutlich.
Dienke Hondius von der Freien Universität Amsterdam wies in ihrem Eröffnungsvortrag darauf hin, daß die Entwicklung des modernen Antisemitismus zu einem beträchtlichen Teil an Universitäten stattfand. Viele Fakultäten in Europa müßten sich der eigenen Geschichte erst noch stellen.
Beispiele für akademischen Antisemitismus der Gegenwart an Hochschulen in Nordamerika lieferte Veranstaltungsmoderatorin Karen Mock, die für die Liga für Menschenrechte bei der kanadischen Sektion von B’nai Brith tätig war. So hätten Studenten auf einem Campus eine »Israel-Apartheid«-Woche organisiert, bei der Po- ster mit dem Aufruf zur Ermordung von Juden auftauchten. Andernorts mußten Vor- träge proisraelischer Gastredner wegen Protesten abgesagt werden, während es in vielen Fakultäten für »Middle Eastern Studies« plump anti-israelische Lehrveranstaltungen gebe, die nicht selten aus arabischen Quellen finanziell unterstützt würden.
Auf anti-israelische Aktionen ging auch Roni Stauber ein. Der Leiter des »Stephen Roth Instituts für Antisemitismus- und Rassismusforschung« der Universität Tel-Aviv, beschäftigte sich mit dem Boykott von israelischen Universitäten durch die britische Hochschullehrer-Gewerkschaft AUT 2005. Hinter den – sachlich falschen – Vorwürfen gegen israelische Universitäten stehe »eine politische Strategie, die sich gegen Israel als jüdischen Staat richtet«. Auch wenn der Boykott wegen des Widerstands vor allem jüdischer Mitglieder aufgehoben wurde, gäbe es Fälle eines »stillen Boykotts« gegen israelische Kollegen und Studenten.
Staubers Interpretation derartiger antizionistischer Aktivitäten als Ausdruck von Antisemitismus widersprach David Hirsch vom Londoner Goldsmith College, der maßgeblich an der Aufhebung des AUT-Boykotts beteiligt gewesen war. Zwar sei der Antizionismus in seiner Denkweise totalitär, doch könne man ihn nicht von vornherein als antisemitisch klassifizieren.
Uneins waren Teilnehmer und Publikum der Konferenz sich auch, wie gegen akademischen Antisemitismus vorzugehen sei. Während Hirsch sich für die Freiheit der Lehre und gegen Sanktionierungen aussprach, plädierte der Anwalt der kanadischen Sektion von B’nai Brith, David Matas, für klare Grenzen. Da die Anklagen der Antizionisten jeder Realität entbehrten, hätten sie auch keine Berechtigung im akademischen Diskurs, denn dieser sei der Wahrheitssuche verpflichtet. Trotz Meinungs- und Lehrfreiheit hätten Universitäten klare Standards wie das Verbot von Plagiaten.
Einen anderen Ansatz vertrat Kenneth Stern vom American Jewish Committee: Statt Akademiker zu maßregeln, sollten Israel-Studien-Programme gechaffen werden. Außerdem solle man Universitätspräsidenten zu öffentlichen Stellungnahmen gegen Einschüchterung jüdischer Studenten und anti-israelische Kampagnen gewinnen.

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