Rentenstreichungen

400 Euro weniger

400 Euro weniger

Pensionierte Mitarbeiter der Gemeinde klagen über Rentenstreichungen

»Ich muss nun damit leben, dass ich nur noch die BfA-Rente von unter 450 Euro im Monat zur Verfügung habe«, sagt Asja Alexandrowski. Bis zum Februar dieses Jahres hatte die aus der Ukraine stammende Krankenschwester zusätzlich zur BfA-Zahlung noch eine Betriebsrente von etwa 400 Euro monatlich von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin erhalten. Die fällt aber nun weg. Der Grund: Die Versorgungsordnung der Gemeinde war nicht rechtens. »Ich habe immer gearbeitet und musste bisher noch nie in meinem Leben zum Sozialamt gehen«, sagt die 71-Jährige, die als Pflegerin im Hermann-Strauß-Hospital gearbeitet hat. Zehn Jahre lang hatte sie beide Renten ausgezahlt bekommen, jetzt wisse sie nicht mehr, wie sie zukünftig über die Runden kommen soll.
So wie Asja Alexandrowski geht es noch etwa 20 weiteren ehemaligen Mitarbeitern der Gemeinde, die seit dem Frühjahr weniger oder gar keine Betriebsrente mehr erhalten. Dass die Berechnung der Renten fehlerhaft sein könnte, wurde Anfang dieses Jahres offensichtlich, als ein ehemaliger Angestellter vor Gericht die Höhe seiner Bezüge einklagen wollte. Dabei sei deutlich geworden, dass die Rente bei mehreren Mitarbeitern falsch berechnet worden sei, heißt es in der Gemeindeverwaltung.
Dass die Gemeinde ihren ehemaligen Angestellten eine überhöhte Versorgung hat zukommen lassen, weit mehr als es der Staatsvertrag zulasse, wurde Arkadi Schneiderman, stellvertretender Gemeindechef und Personaldezernent, jetzt bei einem Gespräch in der zuständigen Senatsverwaltung noch einmal bestätigt. Für die Gemeinde werde es keine Sonderregeln geben, habe man ihm mitgeteilt. Nicht geklärt sei bislang, ob die Gemeinde eventuell die zu viel gezahlten Gelder an den Senat zurückzahlen muss.
Abgesehen davon ist für einen ehemaligen Pförtner, der namentlich nicht genannt werden will, die Sache klar: Wenn die Gemeindeverwaltung einen Fehler bei der Versorgungsrente gemacht habe, dann müsse sie auch dafür aufkommen. Aber Kürzungen und Streichungen bei den Leis-tungen für die ehemaligen Angestellten dürfe es nicht weiter geben. »Es geht schließlich ›nur‹ um einen Betrag von 80.000 Euro pro Jahr«, meint er.
Mittlerweile unterstützen auch die Rabbiner Yitshak Ehrenberg, Chaim Rozwaski und Yehuda Teichtal das Anliegen der Rentner. Es treffe vielfach arme Menschen, denen aus halachischer Sicht geholfen werden müsse. »Es entspricht der jüdischen Tradition und Moral, dass die Ge-
meinde ihren Mitgliedern hilft. Das war schon seit Jahrhunderten eine Selbstverständlichkeit«, sagt auch Edna Voss, als ehemalige Religionslehrerin ebenfalls Betroffene. »Es muss eine politische Lösung gefunden werden, unter anderem mit dem Senat von Berlin, der in einer gewissen Mitverantwortung steht«, denkt Benno Bleiberg vom Versorgungsbeirat. Denn die öffentliche Hand habe anscheinend den Vorgang auch nicht rechtzeitig geprüft. Eine mögliche Lösung sieht er darin, dass die Gemeinde eine Summe in Höhe der Grundsicherung weiter an die Rentner zahle, was auch im Sinne des Staatsvertrages sein könnte. »So könnte man wenigstens unseren Mitgliedern den Gang zum Sozialamt ersparen.« Eine Stiftung zu gründen, wie es von einigen Repräsentanten angeregt wurde, hält Bleiberg für unrealistisch. »Eine Stiftung würde zwar den Senat aus der Pflicht nehmen. Aber die Gemeinde müsste 2 Millionen Euro anlegen, um jährlich 90.000 Euro herauszubekommen, um die Renten bezahlen zu können.« Die Repräsentantenversammlung wollte sich in dieser Woche bei ihrer letzten Sitzung in dieser Legislaturperiode noch einmal mit dem Thema befassen. Christine Schmitt

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025