Soziale Medien

Documenta-Kuratoren gefällt Jubel über Hamas-Terror

Reza Afisina und Iswanto Hartono (v.l.) wurden nach dem Antisemitismus-Skandal auf der Documenta mit Gastprofessuren belohnt Foto: picture alliance/dpa

Sie rufen »Palestine Will be Free!« oder »Viva, Viva, Palästina!« und johlen vor Freude über den Terror: Am Samstagabend hat eine Gruppe pro-palästinensischer Demonstranten am Hermannplatz in Berlin-Neukölln die Attacken der Hamas auf Israel, bei denen bisher mindestens 600 Menschen getötet wurden, gefeiert.

Der offiziell zugängliche Instagram-Account »Real Documenta« teilte einen Clip der Demonstration und bekam dafür dutzende Likes. Darunter auch die von Reza Afisina und Iswanto Hartono.

Die beiden Künstler sind Mitglieder des umstrittenen Kollektivs »ruangrupa«, das im vergangenen Jahr die Ausstellung documenta 15 in Kassel kuratierte – und wegen zahlreicher antisemitischer Werke in die Kritik geriet. Auf eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen, weshalb sie den Post gelikt haben, reagierten die Künstler bislang nicht.

In einem documenta-Beitrag hatte die indonesische Künstlergruppe Taring Padi auf Einladung von ruangrupa unter anderem Bilder gezeigt, in denen Juden als Schweine dargestellt wurden. In einem anderen Werk des Künstlerkollektivs namens People’s Justice wurde ein Jude mit Vampirzähnen gezeigt, der einen Hut mit SS-Runen trägt.

In der von ruangrupa kuratierten Ausstellung durfte außerdem der palästinensische Künstler Mohammad Al Hawajri ein Bild namens Gaza Guernica zeigen. Mit seiner Anspielung auf Pablo Picassos berühmtes Gemälde Guernica setzt er die Anti-Terror-Einsätze der israelischen Armee mit der Bombardierung der spanischen Stadt Guernica gleich, die 1937 von der Luftwaffe der Nazis zerstört wurde.

Documenta-Kuratoren zeigen keine Reue

Wegen dieser und vieler anderer Werke standen ruangrupa und die Documenta heftig in der Kritik. Der Antisemitismus auf der Ausstellung habe »kühnste Albträume« übertroffen, sagte etwa Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden.

Mehrere Werke, darunter auch Gaza Guernica wurden abgehängt. Die documenta-Chefin Sabine Schormann gab ihr Amt ab. Doch der Skandal war damit noch lange nicht vorbei. Denn Iswanto Hartono und Reza Afisina wurden im Oktober vergangenen Jahres mit einer Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg belohnt. 

Das antisemitische Werk »People’s Justice« wird auf der documenta abgehängt.Foto: 1

Dabei scheint es bei den Künstlern kein Anzeichen von Reue zu geben. Stattdessen verklärten Hartono und Afisina die Ausstellung zu einer Diskussionsveranstaltung über Judenhass. »Dass in der Öffentlichkeit vor allem über Antisemitismus gestritten wurde, ist nichts, was ich bedaure – es ist wichtig!«, sagte Reza Afisina im Interview mit der Wochenzeitung »Die Zeit«.

»Wenn ich etwas bedauere, dann nicht für uns, sondern für die Deutschen. Es ist schade, dass für sie viele andere Themen der documenta in den Hintergrund geraten sind«, ergänzte Iswanto Hartono in dem Gespräch.

Nahost

Ägypten und Katar wollen Verlängerung der Feuerpause

Eine weitere Verlängerung um zwei Tage wird diskutiert

 30.11.2023

München

Mann wegen antisemitischer Volksverhetzung verurteilt

Der Iraker hatte am 7. Oktober Judenhass verbreitet

 30.11.2023

Antisemitismus

Seyran Ateş: Solidarität mit Juden war immer gering

»Das Schweigen ist tatsächlich so laut, dass es schon wehtut«, sagt die Frauenrechtlerin

 30.11.2023

New York

Musk wettert gegen abtrünnige Werbekunden

Der Besitzer des Mediums »X« nutzte vulgäre Ausdrücke. Schadensbegrenzung? Fehlanzeige

von Andrej Sokolow  30.11.2023

Gaza/Israel

Baerbock will Feuerpause für Verhandlungen nutzen

Israel könne nur in Sicherheit leben, wenn die Palästinenser in Sicherheit lebten, sagt die Ministerin

 30.11.2023

Tod von Henry Kissinger

»Er will nicht Teil unseres Volkes sein«

Er war der erste jüdische US-Außenminister - doch Henry Kissinger hatte zeitlebens ein schwieriges Verhältnis zur jüdischen Gemeinschaft

von Michael Thaidigsmann  30.11.2023

Münster und Nordhorn

Wohnungen von Hamas-Sympathisanten durchsucht

Die Verdächtigen sollen den Terror der Hamas auf TikTok gefeiert haben

 30.11.2023

Prozess

Eine Lüge und ihre Folgen

Der Sänger Gil Ofarim gesteht überraschend, den Antisemitismusvorwurf erfunden zu haben

von Mascha Malburg  30.11.2023

Porträt

Ex-Außenminister der USA und Graue Eminenz der Weltpolitik

In Fürth geboren - in der Welt zuhause: Henry Kissinger starb mit 100 Jahren

von Joachim Heinz  30.11.2023