Großbritannien

Schwer getroffen

Junge Juden feiern Purim in London (2019) Foto: imago

Juden sind in Großbritannien von der Corona-Pandemie überdurchschnittlich hart betroffen. Die Zahl der Bestattungen nach jüdischem Ritus lag zwischen dem 1. März und dem 15. Mai um 127 Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2019. Es wurden 811 jüdische Begräbnisse durchgeführt - vergangenes Jahr waren es nur 358, teilte der Dachverband Board of Deputies of British Jews mit.

Vor Kurzem fand eine Studie des Nationalen Statistikamts heraus, dass auch bei anderen Minderheiten signifikant höhere Sterberaten vorliegen. So lag die Sterberate bei schwarzen Männern drei Mal höher als beim Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Besonders signifikant ist die Differenz hier bei jüngeren, an Covid-19 erkrankten Personen.

MÄNNER Unter den britischen Juden ist die Zahl der Coronatoten zweieinhalb Mal so hoch wie im Durchschnitt aller. Experten führen die Tatsache, dass Minderheiten besonders schwer getroffen wurden, auch darauf zurück, dass diese Minderheiten oftmals in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten lebten.

Beobachter glauben, dass viele Purim-Feiern Anfang März als »Virenschleudern« dienten.

Doch selbst wenn man diese Faktoren herausrechne, trete ein deutlich höheres Sterberisiko für jüdische Männer zutage, erklärte Nick Stripe vom Statistikamt gegenüber der Zeitung »The Guardian«. Auch jüdische Frauen seien stärker betroffen als nichtjüdische, so Stripe.

Während den Erhebungen zufolge die Sterberate jüdischer Männer pro 100.000 Einwohner bei 188 liegt, sterben nur halb so viele christliche Männer. Frauen sind insgesamt weniger stark betroffen: Von 100.000 christlichen Frauen starben im Berichtszeitraum 55 an Covid-19, in der jüdischen Gemeinschaft waren es 94.

Ein noch stärkeres Sterberisiko als Juden haben die britischen Muslime.

Beobachter glauben, dass viele Purim-Feiern Anfang März als »Virenschleudern« dienten und die Ausbreitung des Coronavirus in der jüdischen Gemeinschaft begünstigten, vor allem in den Großstädten. Marie van der Zyl, die Präsidentin des Board of Deputies, sagte dem »Guardian«, die Zahlen zeigten erneut, wie wichtig es sei, den von der Regierung erlassenen Vorschriften Folge zu leisten und Vorsicht walten zu lassen – und das trotz der jüngsten Erlaubnis, wieder in Synagogen Gottesdienste abzuhalten.

Großbritannien ist eines der proportional zur Einwohnerzahl am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder weltweit. Fast 43.815 Todesfälle wurden bis Mittwoch dort registriert. Ein noch stärkeres Sterberisiko als Juden haben übrigens die britischen Muslime: Auf 100.000 Einwohner hochgerechnet starben 199 muslimische Männer und 98 Frauen an Covid-19.

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