Antisemitismus

»Godfather of Grime« auch bei Facebook gesperrt

2018 bekam Wiley von Königin Elizabeth einen Orden verliehen - jetzt machte er wiederholt mit üblen antisemitischen Äußerungen auf sich aufmerksam Foto: imago/i Images

Nach dem Kurznachrichtendienst Twitter hat auch Facebook den wegen judenfeindlicher Äußerungen auffällig gewordenen britischen Musiker Wiley am Mittwoch gesperrt. Anfang der Woche war der Rapper auf seine Facebook-Seite ausgewichen und hatte einige jüdische Kritiker seiner antisemitischen Tweets aufgefordert, mit ihm zu diskutieren.

Er werde mal in Golders Green vorbeischauen, schrieb Wiley auf Facebook, dann könnten die Leute dort aus ihrem Labyrinth rauskommen und mit ihm reden, anstatt die Polizei anzurufen. Golders Green ist ein Stadtteil von London, in dem überdurchschnittlich viele Juden leben.

BOYKOTT Doch jetzt sperrte Facebook das offizielle Profil des 41-Jährigen, der mit bürgerlichem Namen Richard Kylea Cowie heißt. Auch auf seine Konten Instagram und auf Twitter kann Wiley momentan nicht zugreifen. Mit seinen Tiraden hatte der Künstler in der jüdischen Gemeinschaft Großbritanniens einen 48-stündigen Boykott sozialer Netzwerke provoziert, dem sich auch viele nicht-jüdische Prominente und Organisationen anschlossen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis kritisierte in einem offenen Brief an die Chefs von Twitter und Facebook, Jack Dorsey und Mark Zuckerberg, deren laxe Haltung gegenüber Hassrede und Antisemitismus und bezichtigte sie sogar der »Mittäterschaft«.

UNTERSUCHUNG Auch die britische Regierung zeigte sich enttäuscht darüber, dass Twitter nur mit Verzögerung einige der antisemitischen Tweets des Rappers gelöscht hatte. Innenministerin Priti Patel kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Premierminister Boris Johnson nannte Wileys Tweets »abscheulich«.

Die Präsidentin des jüdischen Dachverbands Board of Deputies of British Jews, Marie van der Zyl, erklärte in einer Stellungnahme, man habe Facebook darauf aufmerksam gemacht, dass Wiley nach seiner Sperre bei Twitter auf die Plattform ausgewichen sei und weiterhin in obsessiver Art und Weise auf die jüdische Gemeinschaft losgehe.

TWITTER Die Accounts des Rappers bei Facebook müssten ebenso ganz gelöscht werden wie jene bei Twitter, forderte van der Zyl, denn Wiley habe bereits erklärt, er würde nach Ablauf seiner Twitter-Sperre »ein noch schlimmeres Verhalten an den Tag legen.« Das dürfte künftig aber nicht mehr möglich sein, denn am Mittwoch schien es, als habe Twitter das Konto des Künstlers, das fast eine halbe Million Follower hatte, dauerhaft suspendiert.

Am vergangenen Freitag hatte der in London aufgewachsene Sohn von Einwanderern aus Trinidad suggeriert, Juden kontrollierten die Banken, die Polizei und weitere Institutionen. Vor knapp 20 Jahren prägte Wiley den Grime mit, eine Spielart des Rap mit elektronischen Wurzeln.

Schweiz

NGO verklagt Schweiz wegen Kauf israelischer Drohnen

Ein Kollektiv aus Genf will mit einer Klage erreichen, dass die Schweiz keine Drohnen aus Israel beschafft

 17.07.2025

London

Geheimbesuch vom Monarchen

Er kam, um ihr persönlich zum Geburtstag zu gratulieren, und blieb eine halbe Stunde: König Charles III. war bei Anita Lasker-Wallfisch zu Gast

von Michael Thaidigsmann  17.07.2025

Auszeit

Mit Schwimmkleid ins Wasser

Wie orthodoxe Frauen im Sommer am Zürichsee eine Auszeit vom Alltag nehmen

von Nicole Dreyfus  17.07.2025

Geburtstag

Einziger jüdischer NASA-Chef: Dan Goldin wird 85

Als er Administrator der Raumfahrtbehörde wurde, wollte er alles »schneller, besser und billiger« hinkriegen. Denn Geldfresser bremsten die NASA

von Imanuel Marcus  17.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  16.07.2025 Aktualisiert

Interreligiöser Dialog

»Das ist Verrat«

Ein Imam aus den Niederlanden nahm an einer Reise muslimischer Geistlicher nach Israel teil - prompt verlor er seinen Job

von Michael Thaidigsmann  15.07.2025

USA

Düsterer »Nice Jewish Boy«

Seinen ersten Kinofilm sah Ari Aster im Alter von vier Jahren und ist fast daran gestorben. Als junger Hollywood-Regisseur mischt er nun das Horror-Genre auf

von Sarah Thalia Pines  14.07.2025

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Spanien

»Haut ab, ihr Hurensöhne« - Wirt vertreibt Israelis

Ein Gastwirt rastet gegenüber einer Gruppe israelischer Touristen aus, beschimpft sie und verweist sie des Lokals

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025