Düsseldorf

Gerettet, aber einsam

Auch für jüdische Jugendliche treten Nationalsozialismus und Holocaust bisweilen in einen historischen Hintergrund. Das Jugendreferat des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, Esch, hat deshalb jüdische Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren aus Aachen, Bonn, Duisburg und Düsseldorf zu einem Zeitzeugengespräch in die Jüdische Gemeinde Düsseldorf eingeladen.

Das Gespräch mit Margot Goldberg wurde gemeinsam mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf sowie mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit durchgeführt. Die auf Englisch formulierten Fragen der Jugendlichen zum Leben, besser Überleben, in Nazi-Deutschland zielten weniger auf Fakten wie den Besuch der Brehmstraßen-Schule, als vielmehr auf die komplexe Gefühlswelt von Margot Goldberg in unterschiedlichen Lebensphasen.

Vertrauensbrüche »Ich würde gern wissen, wie sich das Verbot, mit Juden zu verkehren, auf Ihre Freundschaften auswirkten«, wollte ein junges Mädchen wissen. »Als Kinder spielten wir selbstverständlich mit nichtjüdischen Kindern aus der Nachbarschaft, die sich dann allerdings mehr auf Druck ihrer Eltern von uns fernhielten, was wir sehr schade fanden, was aber bei uns in der Familie, die uns immer vor allem Übel fernhalten wollte, nicht weiter diskutiert wurde«, erzählt Goldberg. Berührend erzählt Margot Goldberg, wie sie im Eisladen, wo der Verkauf an Juden längst untersagt war, doch noch ein Eis bekam, und das auch noch gratis.

Margot wuchs als zweites Kind der Eheleute Arthur und Aenne Cohen im Zooviertel an der Graf-Recke-Straße auf. Die Familie, die seit Generationen in Deutschland lebte, deren Mitglieder patriotisch im Ersten Weltkrieg kämpften, galt als sehr assimiliert und war mit ihrem Geschäft für Metzgereizubehör wirtschaftlich erfolgreich. Margot Goldberg erinnert sich noch genau an die Synagoge in der Kasernenstraße sowie den anschließenden Kö-Café-Besuch mit Kuchen und Kakao in Begleitung des großzügigen Großvaters.

Trennung Als 13-Jährige gelangte sie 1939, ein Jahr nach ihrem gleichfalls geretteten Bruder Walter, mit einem Kindertransport nach England, wo sie ein Internat besuchte. Sie litt sehr unter der Trennung von ihren Eltern, die beide in einem KZ bei Lodz ermordet wurden. Nach dem Krieg, nach Jahren der Verstörtheit und Angst ging sie in die USA, kehrte jedoch kurz als Dolmetscherin für die US-Streitkräfte nach Berlin zurück.

»Ich hatte kein Mitleid mit den Deutschen. In Anbetracht der verübten Gräueltaten, war ich der Meinung, dass sie das jetzt alles verdient hätten«, sagt Goldberg. Obwohl sie im Gespräch immer mehr und fließend Deutsch spricht, erzählt sie davon, dass sie lange eine tiefe Abneigung gegen alles Deutsche gehabt habe. Heute sieht sie das Land in einer vorbildlichen Rolle im Kampf gegen Antisemitismus. »Seid wachsam gegenüber antijüdischen Tendenzen, tretet Holocaust-Leugnern entschlossen entgegen«, gibt sie abschließend lächelnd den Jugendlichen ihre gern vernommenen Ratschläge.

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