Ost und West

Was mir der 3. Oktober bedeutet

Eine unvergessliche Nacht der Einheit Foto: dpa

Grigori Lagodinsky, 28, Kassel

Nach 17 Jahren in diesem Lande fühle ich mich eigentlich als Deutscher. Vielleicht ist es die Normalität des vereinigten Deutschland, die fehlende Mauer in meinem Kopf, was diesen Tag für mich so unemotional macht – all das also, was manch einem »Eingeborenen« schwerfällt. Dieser Tag ist dennoch ein Puzzlestück für einen der wichtigsten Prozesse der vergangenen Jahrzehnte: Abwicklung eines Systems, das sich demokratisch nannte, die Freiheit seiner Bürger aber mit Füßen trat. Damit kam die Wende, die auch mir meine Freiheit gewährte. Eine glückliche Fügung, an die ich nicht nur einmal im Jahr gerne denke.

Claudia Krenn, 61, Leipzig

Ich bin Ur-Berlinerin, in Tempelhof geboren, wo meine Großeltern 1942 aus ihrem Haus abgeholt wurden, vor dem heute zwei Stolpersteine an sie erinnern. Später hat meine Familie in Ostberlin, in Köpenick, gelebt. Darum hat mich der 3. Oktober für Berlin gefreut. Die Stadt ist viel lebendiger und bunter geworden. Ich habe mich in den Bus gesetzt und bin am Hermannplatz in Neukölln ausgestiegen. Das fand ich kurios. Ich war glücklich, reisen zu können und Freunde zu sehen. Das war nun nicht mehr nur eine einseitige Angelegenheit.

Heinz Joachim Aris, 75, Dresden

Mit dem 3. Oktober verbinde ich einen Aufbruch in eine Zeit der Freiheit. Doch nicht für alle ist sie positiv verlaufen. Einige Menschen sind grundlos in soziale Schieflage geraten. Die friedliche Revolution und die deutsche Einheit sind für die jüdische Gemeinschaft zu einer entscheidenden Lebensader geworden. Mit neuen Synagogen und kulturellen Aktivitäten ist die jüdische Gemeinschaft in den vergangenen 20 Jahren in den Fokus gerückt. Die Zunahme antisemitischer Aktivitäten ist dabei jedoch eine besorgniserregende Begleiterscheinung.

Gesa Ederberg, 41, Berlin

Ich bin im ehemaligen Westdeutschland aufgewachsen, für mich war die Teilung etwas, an dem nicht zu rütteln war – eine Folge der Nazizeit. Deswegen hatte ich vor 20 Jahren als Studentin eher Befürchtungen, was aus dem neuen Deutschland werden sollte. Wenn ich zurückblicke, bin ich erleichtert, dass sie sich nicht erfüllt haben. Die Politik nimmt die Verantwortung aus der deutschen Geschichte ernst, und warnende Stimmen werden meistens gehört. Ein großer Gewinn ist die Zuwanderung aus den GUS-Staaten – das hätte sich vor 20 Jahren niemand träumen lassen, dass Gemeinden wachsen und neu entstehen! Ich bin Optimistin und hoffe auf lebendiges jüdisches Leben.

Teheran

Iranischer Journalist nach Kritik an Großangriff im Visier der Justiz

Abbas Abdi muss sich wegen absurd anmutender Vorwürfe vor Gericht verantworten

 16.04.2024

USA

Alarmierender Anstieg antisemitischer Vorfälle

Der höchste Stand seit dem Beginn der Erfassung entsprechender Daten wird verzeichnet

von Imanuel Marcus  16.04.2024

Berlin

Nach Iran-Angriff - Sorge um Sicherheit auch in Deutschland

Schon nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und im Zuge des Gaza-Kriegs gab es in Deutschland mehr antisemitische Straftaten. Ähnliches befürchtet Ministerin Faeser nach der jüngsten Eskalation im Nahen Osten

von Leticia Witte  16.04.2024

Gerhard Conrad

»Irans Angriff war ebenso präzedenzlos wie erfolglos«

Der ehemalige BND-Agent, Nahostexperte und Vermittler über die Geiselverhandlungen und den Iran

von Michael Thaidigsmann  16.04.2024

Berlin

Neues europäisches Netzwerk liefert Daten zu Antisemitismus

Antisemitismus müsse für dessen Bekämpfung sichtbar werden, sagt die EU-Antisemitismusbeauftragte Katharina von Schnurbein

 16.04.2024

Israel/Iran

Nouripour: »Die Solidarität mit Israel darf kein Lippenbekenntnis sein«

Dem Regime in Teheran müsse mit Härte begegnet werden, betont der Grünen-Chef

 16.04.2024

Berlin/Hamburg

Zentralrat der Juden fordert Verbot von Islamischem Zentrum

Der Verein wird vom Verfassungsschutz als verlängerter Arm des iranischen Regimes eingestuft

 16.04.2024

«Palästina-Kongress»

Bericht: Behörden verhängen Einreiseverbot gegen Varoufakis

Um antisemitische und israelfeindliche Propaganda bei der Veranstaltung zu verhindern

 15.04.2024

Nahost

Israels Generalstabschef: Es wird eine Antwort auf den Angriff des Iran geben

Auf einen Angriff mit so vielen Raketen auf das Territorium Israels werde eine Reaktion folgen

 15.04.2024