Dortmund

»Bildung ist gefragt«

Herr Sperling, am vergangenen Montag wurde die Studie der Jerusalemer L.A. Pincus Fund for Jewish Education in the Diaspora vorgestellt, die sich mit jüdischer Bildung in Deutschland befasst. Wie ist denn die Situation?
Die schulische Bildung, also der Religionsunterricht bis zum Abitur, ist bei uns in Dortmund dank der staatlich anerkannten Religionslehrer des Landesverbandes Westfalen-Lippe sehr gut entwickelt.

Wie sieht es außerhalb der Schulen aus?
Mindestens genauso wichtig wie der Unterricht ist auch das Erleben von Judentum, die jüdische Erfahrung, die viele Jugendliche leider nicht von Zuhause aus mitbekommen. Die lernen sie hauptsächlich in der Gemeinde kennen, wo zum Beispiel jüdische Feiertage gemeinsam begangen werden oder zum Kabbalat Schabbat eingeladen wird. Ein traditionelles jüdisches Elternhaus als Grundlage für die jüdische Bildung ist jedoch kaum zu ersetzen.

Ist die Nachfrage groß?
Das ist durchaus angebotsabhängig und kann gerade bei der Jugend auch von Gruppendynamik und anderen Faktoren bestimmt sein. Aber im Großen und Ganzen werden attraktive Programme auch gut angenommen. Unser Rabbiner hat diesbezüglich in Dortmund viel bewegt.

Wie sieht es bei den Erwachsenen aus?
Für sie werden unterschiedliche Kurse und Schiurim angeboten. Erfolgreich läuft zum Beispiel das Morascha-Programm der Lauder Foundation, das sich vor allem an Studenten richtet. Außerdem gibt es Gastvorträge in deutscher und russischer Sprache. Gerade die würden wir gerne noch regelmäßiger anbieten.

Was hindert Sie daran?
Das ist auch eine finanzielle Frage. Wir müssen Honorare bezahlen und für die Fahrtkosten der Referenten aufkommen.

Sind das die einzigen Herausforderungen, vor denen Sie stehen, wenn es um jüdische Bildung geht?
Die Situation ist aufgrund des oftmals fehlenden heimischen Basiswissens natürlich schwierig. Insgesamt lässt sich das Bildungsangebot an vielen Orten noch verbessern. Gut ausgebildete Lehrer und Rabbiner sind noch Mangelware, auch wenn sich das heute aufgrund der Angebote von Hochschulen und Jeschiwot deutlich verbessert hat. Auch in der Erwachsenenbildung brauchen wir noch mehr professionelle und attraktive Konzepte. Vor allem aber müssen wir die jüdische Bildung von Grund auf verstärken. In Dortmund würden wir deshalb gerne, wenn wir die Kosten hierfür stemmen können, in den nächsten Jahren eine jüdische Grundschule gründen.

Sie erwähnten Vorträge in Russisch. Spielt die Sprache eine wichtige Rolle?
Bei den Schülern und Studenten ist das kein Thema mehr. Anders sieht es bei den älteren Gemeindemitgliedern aus, die oftmals nicht so gut Deutsch sprechen. Für sie übersetzen wir vieles und haben die erwähnten russischsprachigen Vortragsabende im Programm.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in punkto Bildung verändert?
Erst durch gestiegene Mitgliederzahlen in den vergangenen 20 Jahren sind grundlegende lokale Angebote in jüdischer Bildung überhaupt möglich geworden. In Dortmund hat dies zur Einrichtung eines jüdischen Kindergartens und einer Tagesschule für Grundschulkinder geführt. Die überregionale jüdische Bildung ist auch um einiges vielfältiger geworden. Die Bildungsofferten für Studenten sind inzwischen durchweg auf einem guten Niveau. Insgesamt kann man sagen, dass insbesondere informelle Events der jüdischen Bildung ausgebaut wurden. Denken Sie an Wochenendseminare wie Limmud, Tarbut oder das Drei-Rabbiner-Seminar, an die Ferienlager der Zentralwohlfahrtstelle oder die der Lauder Foundation. Jugendliche und junge Erwachsene haben hierdurch heute viel mehr Chancen als früher, jüdische Bildung zu erfahren.

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024