Royals

Prinz der Herzen

Spielchen am Frishman Beach in Tel Aviv: Am Dienstag ließ es Prinz William locker angehen Foto: Flash 90

Keine Spur von der sprichwörtlichen britischen Steifheit. Die Visite von Prinz William, die erste offizielle eines Mitglieds des britischen Königshauses in Israel, begeisterte auf ganzer Linie. Es war alles dabei, was neben dem amtlichen Protokoll dazugehören sollte: Überraschungsmomente, eine Portion Spaß und jede Menge Gefühl. Er wolle vor allem Menschen seiner Generation treffen »und das Land spüren«, hatte William vorab versprochen. Und er hielt Wort.

Sieben Jahrzehnte lang hatte man darauf gewartet – und dann kam er: Am Montagabend schritt der 36-Jährige im dunklen Anzug mit einem Lächeln die Gangway der Royal-Air-Force-Maschine am Ben-Gurion-Flughafen hinab. Begrüßt wurde er nach seiner Ankunft aus Jordanien von einer Delegation um Tourismusminister Yariv Levin. »Ich hoffe, dass Sie jede Minute hier genießen«, hieß der den königlichen Besuch willkommen.

Fußball Der Herzog von Cambridge gilt als Fußballfan und fragte, ob der Sport in Israel populär sei. Und ob er das ist! Levin fügte augenzwinkernd hinzu, dass es keine bessere Zeit gebe, um das Heilige Land zu besuchen, da dies die Chancen von Großbritannien erhöhe, die Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Nach dem Abschluss der offiziellen Besuche in Jerusalem und Tel Aviv reiste William nach Ramallah, um Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu treffen. Auch hier legte er besonderen Wert darauf, sich mit jungen Bewohnern zu unterhalten. Donnerstag sah er sich die verschiedenen heiligen Stätten in Jerusalem an – im privaten Rahmen, um keine Gefühle in der problematischen Region zu verletzen. Er stattete auch dem Grab seiner Urgroßmutter, Prinzessin Alice von Battenberg, einen Besuch ab.

Für den Zweiten der britischen Thronfolge ist die Nahostreise eine besondere, die die Stellung Williams im Königshaus unterstreicht. Inoffizielle Besuche gab es bereits einige: Zuletzt war Williams Vater, Prinz Charles, zu der Beerdigung von Schimon Peres nach Israel gereist. Offiziell gilt Williams Reise zwar als »unpolitisch«, jedoch setzt der Prinz allein mit der Auswahl der Projekte, die er angesehen hat, Zeichen. In Jordanien, der ersten Station seiner fünftägigen Tour, traf er sich beispielsweise mit syrischen Flüchtlingen und jungen Frauen, die in der Technologiebranche aktiv sind.

Prinz William war bei dieser Reise ohne seine Ehefrau Catherine und die drei Kinder unterwegs und stieg im Jerusalemer King David Hotel ab. Der Dienstag hatte mit dem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem begonnen, wo ihn der Vorsitzende Avner Shalev durch die Ausstellung führte und er Holocaust-Überlebende traf, die durch die Kindertransporte nach England gerettet wurden.

Sichtlich bewegt war Prinz William von einer Vitrine mit den Schuhen von Menschen, die von den Nazis vergast wurden. »Es ist grauenvoll. Ich versuche, das Ausmaß zu begreifen.« Später legte er zu Ehren der sechs Millionen ermordeten Juden einen Kranz nieder. Seine Urgroßmutter Prinzessin Alice ist als »Gerechte unter den Völkern« für die Rettung von Juden während der Schoa von Yad Vashem geehrt worden. Als die Nazis das Land besetzten, versteckte sie drei Mitglieder einer Familie in ihrem Palast in Griechenland. Diese Auszeichnung sei eine große Ehre, sagte der Herzog von Cambridge.

Yad Vashem In das Gästebuch der Gedenkstätte schrieb er: »Es war eine hochgradig bewegende Erfahrung, Yad Vashem zu besuchen. Doch es ist fast unmöglich, dieses entsetzliche Geschehen in der Geschichte zu verstehen. Jeder Name, jede Fotografie und jedes Erinnerungsstück, das hier aufbewahrt wird, sind tragische Zeugnisse des Verlustes, den das jüdische Volk erleiden musste. Die Geschichte des Holocaust ist eine von Dunkelheit und Verzweiflung, die die Humanität an sich infrage stellt. Mögen die Millionen Menschen niemals vergessen werden.«

Im Anschluss kam Prinz William mit Regierungschef Benjamin Netanjahu und dessen Frau Sara in deren Residenz zusammen. Der Premier empfing William mit Überraschungsgästen: den Nachfahren der von seiner Urgroßmutter geretteten Kinder. Haimaki und Rachel Cohen trafen den Prinzen im Wohnzimmer. »Sie müssen sehr stolz auf Ihre Urgroßmutter sein, die unschuldige Juden beschützte«, meinte Netanjahu und überreichte ihm eine Medaille zu Ehren der Prinzessin.

William begrüßte die beiden sichtlich bewegt und sagte, ihre Geschichte sei »Grund für großen Stolz in meiner ganzen Familie«. Alice von Battenberg wurde auf eigenen Wunsch in Jerusalem beigesetzt.

Seine Urgroßmutter Alice ist eine »Gerechte unter den Völkern«.
Mit dem Präsidenten Reuven Rivlin unterhielt er sich wenig später über die gemeinsame Leidenschaft Fußball. Aus England hatte William dem Staatsoberhaupt ein unterschriebenes Trikot von Liverpool mitgebracht. Doch Rivlin wurde auch politisch und bat seinen Besucher, dem Palästinenserpräsidenten eine Botschaft zu überbringen. »Es ist an der Zeit für uns, einen Weg zu finden, um Vertrauen aufzubauen, denn es ist unsere Bestimmung, zusammen zu leben.«

Am Abend wurde dem Prinzen zu Ehren in der britischen Botschaft gefeiert. Vor 350 Gästen diskutierte William dort über Israels Vergangenheit und Zukunft: »Von den frühen Kibbuzim über die Wiederbelebung des Hebräischen als lebende Sprache, zu den Hightech-Unternehmen, die wir in Tel Aviv sehen – die moderne Geschichte Israels ist eine von Erfindung, Kreativität, Innovation, die zuversichtlich nach vorn schreitet.«

Dann sagte er: »Diese Region hat eine komplizierte und tragische Geschichte. Ich teile das Verlangen mit ihnen allen und ihren Nachbarn, einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen. Großbritannien steht dabei an Ihrer Seite, während wir gemeinsam an einer friedlichen und erfolgreichen Zukunft arbeiten.«

Strand Nach dem offiziellen Teil bei den Politikern in Jerusalem fuhr der königliche Besuch nach Tel Aviv. Er besuchte am Mittwochmorgen das Museum der Stadtgeschichte und traf Israelis aus verschiedenen Bereichen: Sozialarbeiter, Künstler, Erfinder und junge Geschäftsleute. Am Nachmittag zuvor hatte er es in der sommerlichen Stadt ganz locker angehen lassen, wechselte von ledernen Schnürschuhen zu Sneakers und verwandelte beim Fußballspiel mit jüdischen und arabischen Kindern am Peres Center for Peace in Jaffa unter großem Jubel zwei Strafstöße.

Wenig später wollte er offenbar den Tel-Aviv-Vibe spüren, krempelte die Ärmel hoch, setzte seine Sonnenbrille auf und spazierte gemeinsam mit Bürgermeister Ron Huldai am Strand der Mittelmeermetropole entlang. Die beiden Männer kletterten auch die Leiter einer Bademeisterhütte im Sand hinauf. Anschließend schauten sie sich ein Beachvolleyballspiel an, der Prinz verteilte High Fives an die Spieler, begrüßte völlig überraschte Strandgäste, plauderte und scherzte. Mit Blick aufs Meer meinte er dann lachend: »Nur schade, dass ich meine Badehose nicht mitgebracht habe.«

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