Antisemitismus

»Aufstehen und dagegenhalten«

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung Foto: dpa

Zum Auftakt des Prozesses wegen einer antisemitischen Attacke auf zwei junge Männer mit Kippa in Berlin hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zu Zivilcourage aufgerufen. Die Menschen sollten bei anti-jüdischen Vorfällen aufstehen und dagegenhalten und diese nicht hinnehmen, sagte Klein am Dienstag im Südwestrundfunk (SWR).

Im Gegensatz zu heute sei »Jude« in den vergangenen Jahrzehnten kein Schimpfwort auf dem Schulhof gewesen, das müsse die Gesellschaft alarmieren, so Klein weiter. Antisemitismus sei sichtbarer geworden, das habe auch mit den sozialen Medien zu tun, dort würden entsprechende Inhalte viel mehr verbreitet. Dagegen helfe eine »Kultur des Hinschauens und des beherzten Eingreifens«.

eskalation Vorbildlich sei das mutige Eingreifen einer Frau gewesen, die bei dem mutmaßlich antisemitischen Angriff auf Kippaträger in Berlin-Prenzlauer Berg dafür gesorgt habe, dass die Situation nicht eskaliert. »Solche Beispiele brauchen wir mehr«, sagte Klein im SWR-»Tagesgespräch«.

Der in Oldenburg erscheinenden »Nordwest-Zeitung« (Dienstag) sagte Klein, der Berliner Prozess müsse auch ein Signal für das Umfeld des mutmaßlichen Täters sein. »Wer sich antisemitisch äußert oder betätigt, steht außerhalb unserer Gesellschaft«, betonte er. Es müsse »absolut alarmieren, wenn sich Juden nicht mehr an jedem Ort sicher fühlen können«.

Vor dem Amtsgericht Tiergarten hat am Dienstagmorgen der Prozess wegen der Attacke im Stadtteil Prenzlauer Berg begonnen. Dem Beschuldigten, einem zum Tatzeitpunkt 19-jährigen syrischen Flüchtling, werden gefährliche Körperverletzung und Beleidigung vorgeworfen.

Empörung Der Übergriff auf einen in Deutschland lebenden arabischen Israeli und einen Deutsch-Marokkaner Mitte April hatte bundesweit für Empörung gesorgt und eine Debatte über muslimischen Antisemitismus ausgelöst. Der Angeklagte soll den Israeli mindestens zehn Mal mit einem Gürtel geschlagen und dabei mehrmals auf Arabisch »Jude« geschrien haben.

Laut Polizeistatistik haben sich die antisemitischen Taten in Berlin seit 2013 verdoppelt. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) registriert ebenfalls einen enormen Zuwachs antisemitischer Taten in Berlin. Wie RIAS Mitte April mitteilte, wurden in Berlin 2017 insgesamt 947 antisemitische Vorfälle erfasst.

Dies entspreche einem Zuwachs von über 60 Prozent. Davon entfallen 325 Fälle auf Anfeindungen in sozialen Netzwerken, E-Mails oder Kommentaren. Die Dunkelziffer indes sei mit großer Wahrscheinlichkeit bedeutend höher, weil viele Opfer antisemitischer Delikte die Angriffe nicht bei der Polizei melden. epd/ja

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024

Vereinte Nationen

»Whitewash«: UNRWA-Prüfbericht vorgelegt

Eine Untersuchung sollte die schweren Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk aufklären - vorab sickerten erste Details durch

von Michael Thaidigsmann  22.04.2024

Berlin

Ausstellung will Leben in Geiselhaft simulieren

In der Fasanenstraße werden in einem Container die Bedingungen der Geiseln in Gaza simuliert

von Pascal Beck  22.04.2024

Rechtsextremismus

»Höckes Sprachgebrauch ist ein klarer Angriff - und erfolgreich«

Der Soziologe Andreas Kemper zu Strategien des AfD-Politikers

von Nils Sandrisser  22.04.2024

Frankreich

Französischer Bürgermeister zeigt Hitlergruß - Rücktrittsforderungen

Die Präfektur Val-de-Marne will die Justiz einschalten

 22.04.2024

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Österreich

Vier Deutsche nach Gedenkbesuch bei Hitlers Geburtshaus angezeigt

Die Verdächtigen waren nach Braunau gefahren, um dort weiße Rosen niederzulegen

 22.04.2024

Berlin

Große KZ-Gedenkstätten gegen Schüler-Pflichtbesuche

Die Unionsfraktion hatte sich dafür ausgesprochen

 22.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Nur eine Handvoll Mitglieder zählen die Gemeinden in Kairo und Alexandria heute. Jedoch haben die wenigsten Juden ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden gewaltvoll vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024