Berlin

Premiere für Mascha Kaléko

Das Stück ist die erste umfassende Inszenierung zu Leben und Werk der jüdischen Dichterin Mascha Kaléko Foto: Frieder Aurin

Am 7. Juni wäre Mascha Kaléko 111 Jahre alt geworden. Anlass genug für das Daktylus Ensemble, die Berliner Dichterin in Kooperation mit dem PUMP’n Chor Berlin mit einem Theaterstück zu würdigen. Premiere ist am 8. Juni um 20 Uhr im Theatersaal PUMPE in Berlin-Schöneberg.

Anderswo – Auf den Spuren von Mascha Kaléko ist laut eigener Aussage des Theaters die erste umfassende Inszenierung zu Leben und Werk der jüdischen Dichterin. 80 Sänger und Darsteller aus ganz Berlin agieren dabei in Kontakt mit dem Publikum. 20 Kompositionen und Chorarrangements werden mit Skizzen und Situationen aus Mascha Kalékos Leben und ihrer Zeit verknüpft.

wortmusik Mascha Kaléko (1907–1975) wurde ab 1929 mit ihren Großstadtgedichten bekannt. Sie schrieb in der Tradition Heinrich Heines und Kurt Tucholskys, doch sie fand schnell zu ihrer ganz eigenen »Wortmusik«. Sie schrieb Gedichte über »ihr« Berlin und wurde geradezu zur Stimme der Massen von Angestellten und Arbeitern in den 30er-Jahren der Weimarer Republik.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielt die jüdische Dichterin Schreibverbot. 1938 musste sie mit ihrem zweiten Ehemann, dem Chordirigenten und Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver und ihrem Sohn Avitar Alexander in die USA emigrieren. 1959 übersiedelte sie mit ihrem Mann nach Israel. Doch so richtig heimisch fühlte sie sich nur in Berlin. Hier erlebte sie »…die paar leuchtenden Jahre vor der großen Verdunkelung«. Deshalb war ihre Rückkehr 1956 umso problematischer. Ihr Lebensweg – Ausgrenzung, Gewalt, Vertreibung, Heimatlosigkeit, Verlust, Tod – ist beispielhaft für die Erfahrungen vieler jüdischer Familien in Nazi-Deutschland.

»Mascha Kaléko war eine präzise Beobachterin des Großstadt-Alltags, doch sie hat auch hellsichtige und scharfe Texte zur sich zuspitzenden politischen Situation verfasst, sowohl zur Zeit des Nationalsozialismus als auch im Deutschland und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg«, sagt Regisseur Stephan Weßeling. Ihre Devise »Wach bleiben, aufpassen und manchmal Nein sagen« gelte heute wieder verstärkt, meint der Regisseur.

vermittlung »Mascha Kaléko folgt ja in gewisser Weise den Bestrebungen der ›Neuen Sachlichkeit‹, eine Literatur und Kunst zu schaffen, die nicht nur einer hochgebildeten Elite zugänglich sein sollte, sondern einem breiteren Publikum – eine Art Etage zwischen trivialer Unterhaltung und literarischer Hochseilartistik«, beschreibt Weßeling den Ansatz der Inszenierung. Umso aktueller sei die Vermittlung von Mascha Kalékos künstlerischem Schaffen.

»Politische Verblendung und menschliche Dummheit bedrohen unsere Demokratie und unsere Gesellschaft heute nicht nur von den sogenannten Rändern her. Es handelt sich nicht zuletzt um eine Herausforderung in der Mitte.«

Unterstützt wird das Theaterprojekt derzeit von verschiedenen Stiftungen und Organisationen, die diese Inszenierung neben ihrer künstlerischen Qualität auch als politisch-historische Bildungsarbeit betrachten, darunter Marina Chernivsky vom Kompetenzzentrum der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).

www.theater-daktylus.de

Premiere ist am Freitag, den 8. Juni, um 20 Uhr im Theatersaal PUMPE, Lützowstr. 42, in Berlin-Schöneberg.

Weitere Aufführungen finden an folgenden Tagen statt: 9. , 10., 15., 16. und 17. Juni. Die Vorstellungen am Freitag und Samstag beginnen um 20, am Sonntag um 19 Uhr.

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024

Essay

Steinchen für Steinchen

Wir müssen dem Tsunami des Hasses nach dem 7. Oktober ein Miteinander entgegensetzen

von Barbara Bišický-Ehrlich  16.04.2024

München

Die rappende Rebbetzin

Lea Kalisch gastierte mit ihrer Band »Šenster Gob« im Jüdischen Gemeindezentrum

von Nora Niemann  16.04.2024

Jewrovision

»Ein Quäntchen Glück ist nötig«

Igal Shamailov über den Sieg des Stuttgarter Jugendzentrums und Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  16.04.2024

Porträt der Woche

Heimat in der Gemeinschaft

Rachel Bendavid-Korsten wuchs in Marokko auf und wurde in Berlin Religionslehrerin

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.04.2024