Nachruf

Lebensaufgabe Gemeinde

Langjähriger Vorsitzender Israel Offman verstarb 92-jährig in Straubing

von Heide Sobotka  14.05.2018 19:51 Uhr

Israel Offman sel. A. (1925–2018) Foto: Armin Weigel

Langjähriger Vorsitzender Israel Offman verstarb 92-jährig in Straubing

von Heide Sobotka  14.05.2018 19:51 Uhr

Israel Offman sel. A. gehörte zu den ältesten Gemeindevorsitzenden in Deutschland, nach Jahren und nach Amtszeit gerechnet. Jetzt ist er in Straubing im Alter von 92 Jahren gestorben. Die Israelitische Kultusgemeinde Straubing sei »seine Lebensaufgabe«, hat er einmal gesagt, und er war bis zu seinem Tod ihr Vorsitzender.

Zentralratspräsident Josef Schuster würdigt Offman daher als langjähriges Mitglied der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. »Viele Jahre war Israel Offman im Direktorium des Zentralrats der Juden und im Präsidium des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern aktiv«, erklärt Schuster in einem Nachruf. »Er ließ es sich nicht nehmen, auch im hohen Alter die Geschicke der IKG Straubing zu lenken.«

Optimismus Schuster spricht aber auch den besonderen Optimismus und die Lebensfreude Offmans an – »trotz der leidvollen Erfahrungen während der Schoa, in der Israel Offman seine Eltern und seine Geschwister verlor«. Mit dem Ableben von Israel Offman verliere die jüdische Gemeinschaft »einen engagierten und streitbaren Geist, der sich zeit seines Lebens für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt hat. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren«, so Schuster.

Offman war vor allem dankbar. Zwei Geburtstage habe er gehabt, den 20. Juli 1925, als er in Tschenstochau geboren wurde, und den 28. April 1945, als die Amerikaner das Außenlager Ganacker des KZs Flossenbürg erreichten, wo ihn die flüchtenden SS-Mannschaften einfach liegen gelassen hatten, weil sie ihn für tot hielten. Offman wog nur noch 29 Kilo. Ein Pater päppelte ihn wieder auf.

Vor seinen Kindern hielt er sein Schicksal lange geheim. Und wenn sie ihn nach der eintätowierten Nummer fragten, antwortete er: »Das ist die Telefonnummer meiner Freundin.« »Eine Notlüge«, bekannte er, weil er die Kinder mit seinen Erinnerungen nicht »vergiften« wollte.

Herrgott Dankbar war Israel Offman immer gegenüber seinem »Herrgott«, wie er ihn nannte. Dafür, dass er ihn gerettet hat, ihn die Befreiungskriege in Palästina überstehen und die Straubinger Gemeinde leiten ließ. Offman fühlte sich als Bayer, setzte sich für den christlich-jüdischen Dialog ein und restaurierte die Synagoge. 2007 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.

Er liebte seine Familie, die vier Kinder, mehrere Enkel und Urenkel, und Familie und Gemeinde liebten ihn, vor allem die Zuwanderer. Denn durch seine Polnisch-Kenntnisse konnte Offman auch Ukrainisch verstehen. Aber er ermahnte die Zuwanderer auch. »Sie assimilieren sich und vergessen, dass sie Juden sind.« Er forderte sie auf, etwas für die Gemeinde zu tun und vor allem »die Synagogen auszufüllen«. Dafür kämpfte er – bis zuletzt.

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024