Meinung

Szenen aus der Friedensstadt Linz

Anna Mitgutsch Foto: Heike Bogenberger

Im Mai dieses Jahres hatte Österreichs katholische Friedensorganisation Pax Christi unter der Schirmherrschaft der, wie sie sich nennt, »Friedensstadt Linz« zu einem Vortrag über den Nahostkonflikt eingeladen. Referent war der als Botschafter des Staates Palästina angekündigte Salah Abdel Shafi. Der wortgewandte Botschafter erklärte die Balfour-Deklaration so: Man müsse sich vorstellen, Deutschland entschlösse sich, Frankreich ein Stück von Österreich zu schenken.

Niemand nahm an dem Vergleich Anstoß – außer drei Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, darunter ich. Später erklärte Pax Christi, es habe eine »hitzige Debatte« stattgefunden, welche die Mitglieder der IKG offenbar als bedrohlich empfunden hätten, »weil nach jüdischem Verständnis schon Kritik am Staat Israel als antisemitisch« gelte.

terror Hätte es diese hitzige Debatte gegeben, wir hätten gerne mitdiskutiert – spätestens als Herr Shafi die Anwesenden rügte, die Europäer seien selbst schuld an den gegenwärtigen Terroranschlägen, weil sie Israel zu nachsichtig behandelten.

Wir drei Vertreter der Linzer Juden trugen unsere Wortmeldungen ruhig und höflich vor, aber man ließ uns nicht ausreden. Wir wurden aufgefordert, die Versammlung zu verlassen, weil wir keine Diskussionskultur besäßen. Es gab keine »hitzige Debatte«, nur den Ruf, die Juden hinauszuwerfen, die versuchten, die israelische Seite zu Gehör zu bringen.

zionismus Beim Hinausgehen beteuerte mir eine Dame noch einmal, wie sehr sie die Zionisten hasse. Weiß sie, was Zionismus ist? Sie wollte keine Erklärung hören. Worum geht es diesen Aposteln des Friedens, die sich jedem Dialog und der Aufklärung über Fakten verweigern? Geht es ihnen um die Palästinenser oder um die Abwehr eigener historischer Schuld?

Immerhin, die Antwort des Linzer Bischofs Manfred Scheuer war klar und eindeutig. Er schreibt, dass er wegen dieser Vorkommnisse »mit Wirkung vom 7. Juni 2017 meinen Rücktritt als Präsident von Pax Christi Österreich« erklärt.

Die Autorin ist Schriftstellerin und im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Linz.

Berlin

JSUD fordert Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Teheran

»Ohne den Iran hätte der 7. Oktober nicht passieren können«, sagt die Vorsitzende Hanna Veiler

 25.04.2024

Virginia

Biden: »Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich«

US-Präsident Biden verurteilt antiisraelische Proteste an Universitäten

 25.04.2024

Terror

Argentinien schreibt Irans Innenminister zur Fahndung aus

Er war offenbar 1994 an dem Bombenanschlag 1994 auf das jüdische Gemeindezentrum Amia beteiligt

 25.04.2024

Oranienburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Gedenkstätte Sachsenhausen

»Geschichtsrevisionistische Tabubrüche und Grenzverschiebungen von rechts« werden registriert

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Berlin

Ausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz beschädigt

Kuratorin: «Auffällig, dass ausgerechnet Plakate zum israelbezogenen Antisemitismus beschädigt wurden«

 24.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024

Vereinte Nationen

»Whitewash«: UNRWA-Prüfbericht vorgelegt

Eine Untersuchung sollte die schweren Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk aufklären - vorab sickerten erste Details durch

von Michael Thaidigsmann  22.04.2024