Berlin

Kritik an Friedenskundgebung

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Berliner Breitscheidplatz Foto: dpa

Trotz großer Kritik vonseiten des Zentralrats der Juden in Deutschland hat am Donnerstagabend die Kundgebung der »Religionen für ein weltoffenes Berlin« auf dem Berliner Breitscheidplatz stattgefunden. In einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hatte der Zentralrat dem SPD-Politiker von einer Teilnahme abgeraten.

In dem von Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann verfassten Brief hatte der Zentralrat den Regierenden Bürgermeister darauf hingewiesen, dass die Demonstration von der »Neuköllner Begegnungsstätte« mitveranstaltet werde, die der Muslimbruderschaft nahestehe. Die Begegnungsstätte werde im Berliner Verfassungsschutzbericht von 2015 unter der Überschrift »Legalistischer Islamismus« erwähnt. Auch seien das »Interkulturelle Zentrum für Dialog und Bildung« und das »Islamische Erziehungs- und Kulturzentrum« als Kooperationspartner aufgeführt, die ebenso in den Veröffentlichungen des Verfassungsschutzes erwähnt würden.

Brief Der Zentralrat der Juden sei »irritiert«, dass Müller an der Veranstaltung teilnehmen wolle, hieß es in dem Brief, der bereits am Mittwochabend an den Regierenden Bürgermeister verschickt worden war. »Die benannten Institutionen würden durch Ihre Anwesenheit eine unserer Ansicht nach unangemessene Aufwertung bzw. Akzeptanz erfahren. Wir würden es daher begrüßen, wenn Sie von einer Teilnahme an der Veranstaltung Abstand nehmen würden«, so Botmann.

Es sei generell zu begrüßen, wenn die Repräsentanten der verschiedenen Religionsgemeinschaften gemeinschaftlich auf den Frieden im Allgemeinen und den innergesellschaftlichen Frieden im Besonderen hinarbeiten, heißt es in dem Schreiben weiter. Der Zentralrat der Juden engagiere sich sehr auf dem Gebiet des interreligiösen Dialogs. »Allerdings bedarf es bei diesem Dialog größter Aufmerksamkeit, mit welchen Organisationen und Personen man sich solidarisiert.«

Kurz vor der Veranstaltung hatte Senatssprecherin Claudia Sünder unserer Zeitung mitgeteilt, dass der Regierende Bürgermeister gern der Einladung zur Teilnahme an der Friedenskundgebung folge: »Gerade an diesem Ort des schrecklichen Terroranschlags vom 19. Dezember ist diese eindeutige Positionierung gegen Hass und Gewalt ein wichtiges Signal der hier Versammelten für ein friedliches Zusammenleben aller Berlinerinnen und Berliner, ganz gleich welcher Herkunft, Religion oder Lebensweise.«

Initiatoren Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften hatten zu der interreligiösen Friedenskundgebung und einer Andacht an »Opfer von Gewalt im Namen von Religionen« aufgerufen. Initiatoren sind unter anderem die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirchengemeinde und die Neuköllner Dar-Assalam-Moschee.

Rabbiner Elias Dray von der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg hatte seine Mitwirkung abgesagt. »Als ich gefragt wurde, ob ich beim Friedensgebet mit dabei sein könnte, war es ein kleiner Kreis von Veranstaltern. Ich wusste nicht, das einige Organisationen mit einbezogen würden, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden«, sagte Dray der Jüdischen Allgemeinen.

Auch das American Jewish Committee (AJC) äußerte sich über die inhaltliche Ausrichtung und den Teilnehmerkreis äußerst besorgt. Weder in dem Veranstaltungsflyer noch dem Kundgebungsaufruf werde der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 erwähnt, geschweige denn die dafür Verantwortlichen klar benannt oder verurteilt. Die Opfer des Breitscheidplatzes fänden keine Erwähnung, es werde lediglich zur Andacht an »Opfer von Gewalt im Namen von Religionen« aufgerufen, kritisierte die Direktorin des Berliner AJC-Büros, Deidre Berger. ja

Berlin

»UNRWA ist Teil des Problems«

Israels Botschafter Ron Prosor präsentiert Informationen zur engen Verbindung der Terrororganisation Hamas mit dem UN-Palästinenserhilfswerk

 28.03.2024

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Sachsen

Trotz antisemitischer Vorfälle: Leipziger Friedenspreis geht an »Handala«-Gruppierung

Die »pro-palästinensische Gruppierung« steht immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle in der Kritik

 27.03.2024

Analyse

Allein

Der Jude unter den Staaten: Wie Israel von der Weltgemeinschaft verleumdet und im Stich gelassen wird

von Maria Ossowski  27.03.2024

Manchester Airport

Überlebende des 7. Oktober bei Einreise beschimpft

»Wir müssen sicherstellen, dass Sie hier nicht dasselbe tun wie in Gaza«, sagt ein Grenzbeamter zu den Israelis

von Imanuel Marcus  27.03.2024 Aktualisiert

USA/Israel

US-Verteidigungsminister empfängt israelischen Amtskollegen

»Wir den Kampf in Gaza nicht beenden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, erklärt Joav Gallant

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Berlin

Nach Angriff auf jüdischen Studenten: Hochschulgesetz wird verschärft

Möglichkeit der Exmatrikulation wurde zuvor von Rot-Grün-Rot abgeschafft

 26.03.2024

Deutschland

Einbürgerungstests: Das sind die Fragen zu Israel und jüdischem Leben

»Wer unsere Werte nicht teilt, kann keinen deutschen Pass bekommen«, sagt Innenministerin Faeser

 26.03.2024