Journalismus

»Hartnäckig und akribisch«

Investigativjournalist Ulrich Chaussy (l.) und Bürgermeister Josef Schmid bei der Auszeichnung Foto: Michael Nagy/Presse- und Informationsamt München

Die Stadt München hat den Journalisten Ulrich Chaussy mit dem renommierten Publizistikpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet. Bürgermeister Josef Schmid überreichte ihm in einer Feierstunde im Literaturhaus die mit 10.000 Euro dotierte Ehrung, die seit 1992 alle drei Jahre vergeben wird.

Ulrich Chaussy, der für den Bayerischen Rundfunk arbeitet, beschäftigt sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit den Hintergründen des Oktoberfest-Attentats 1980, dem schlimmsten Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Durch die Explosion einer Bombe starben 13 Menschen, mehr als 200 wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Zu den Todesopfern zählte auch der Geologiestudent Gundolf Köhler (21). Die Behörden hielten ihn für den allein verantwortlichen Täter und stellten die Ermittlungen ein.

Wahrheit Zweifel an der sogenannten Einzeltäter-Theorie gab es von Anfang an. Chaussy indes gab sich mit ihr nicht zufrieden und ist schon seit Langem davon überzeugt, dass Gundolf Köhler Teil eines rechtsextremistischen Netzwerks war. Seine Erkenntnisse veranlassten die Bundesanwaltschaft im Dezember 2014, die Ermittlungen neu aufzunehmen.

Bis dahin war es ein langer Weg. »Es gab Zeiten«, schreibt die Jury der Stadt München, »da wurde er für einen Staatsfeind gehalten, weil er nach den rechtsradikalen Hintermännern des Anschlags forschte.« Aber Chaussy, ein hartnäckiger, akribischer und erfolgreicher Wahrheitssucher, habe sich dadurch zum Glück nicht beeinflussen lassen.

Bereits 1985 hatte er sich in seinem Buch Oktoberfest. Ein Attentat erstmals umfassend und kritisch mit der Einzeltäter-Theorie der Ermittlungsbehörden auseinandergesetzt und den terroristischen Hintergrund geschildert. In den Jahren danach publizierte Chaussy eine Vielzahl von weiteren Beiträgen.

gründlich Zusammen mit dem Münchner Filmemacher Daniel Harrich verfasste er 2013 auch das Drehbuch zum Spielfilm Der blinde Fleck, in dem das Oktoberfest-Attentat thematisiert wurde. Kurz danach veröffentlichte Chaussy ein weiteres Buch: Oktoberfest. Das Attentat. Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann. Auf die gründliche Recherche, die nicht nur diesem Buch, sondern seiner gesamten Arbeitsweise zugrunde liege, wies der Nürnberger Publizistikprofessor Christoph Lindenmeyer in seiner Laudatio explizit hin.

Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Hans-Georg Küppers gehörten in diesem Jahr an: Sibylle Bassler (ZDF München), Hans-Bernd Brosius (Ludwig-Maximilians-Universität), Amelie Fried (Autorin und Publizistin), Christiane Grefe (Die Zeit), Heribert Prantl (Preisträger 2013), Ruthart Tresselt (Presseclub München) sowie die Stadträte Kathrin Abele, Klaus Peter Rupp, Florian Roth, Beatrix Burkhardt und Marian Offman, der auch dem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern angehört.

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024

Jewrovision

Perfekter Auftritt

Der Countdown zur 21. Jewrovision läuft. Rund 1300 Teilnehmer und Gäste aus den deutschen Gemeinden purzeln in Hannover aus den Bussen und bereiten sich auf das große Finale am Sonntag vor: Time to Shine!

von Sophie Albers Ben Chamo  29.03.2024

Hannover

Tipps von Jewrovision-Juror Mike Singer

Der 24-jährige Rapper und Sänger wurde selbst in einer Castingshow für Kinder bekannt

 26.03.2024

Berlin

Purim für Geflüchtete

Rabbiner Teichtal: »Jetzt ist es wichtiger denn je, den Geflüchteten die Freude am Feiertag zu bringen«

 21.03.2024

Centrum Judaicum Berlin

Neue Reihe zu Darstellungen von Juden in DDR-Filmen

Im April, Mai, August, September und Oktober werden die entsprechenden Filme gezeigt

 20.03.2024

Stiftungsgründung

Zentralrat der Juden ordnet Rabbinerausbildung neu

Das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College sollen durch eine neue Trägerstruktur abgelöst werden - mit Unterstützung der staatlichen Zuwendungsgeber

 26.02.2024