Sommerferien

Baden, Grillen, Kombinieren

Ob Machane am Meer, Sommerfest oder Krimi-Workshop – niemand muss sich langweilen. Foto: Thinkstock, Montage: Marco Limberg

Die großen Ferien haben in den meisten Bundesländern schon begonnen – und die Gemeinden sind gut vorbereitet. Wie jedes Jahr gibt es die bewährten Ferienfreizeiten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und anderer Anbieter für verschiedene Altersgruppen.

Viele jüdische Gemeinden stellen quer durch die Republik zusätzlich ihr eigenes Sommerprogramm auf die Beine. Davon profitieren auch Kinder und Jugendliche aus Halle und Magdeburg: 35 Neun- bis 19-Jährige sind bereits Ende Juni zum Sommer-Machane ins bulgarische Kiten am Schwarzen Meer aufgebrochen.

machane Anfang Juli flog Max Privorozki, Vorsitzender des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt und Gemeindevorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle, selbst nach Bulgarien, um sich davon zu überzeugen, dass es dem Gemeindenachwuchs gut geht. »Seit etwa zwölf Jahren bieten wir jedes Jahr ein Sommer-Machane an«, sagt Privorozki.

Die Aktivitäten sind nach Alter gestaffelt: Es gibt jeweils ein eigenes Programm für die Neun- bis Zwölfjährigen, für die 13- bis 16-Jährigen sowie für die jungen Erwachsenen zwischen 17 und 19 Jahren. Einige der Ältesten wurden zu Madrichim ausgebildet und sind in die Betreuung der Jüngeren eingebunden.

Und was erlebten die Sachsen-Anhaltiner in ihrem Ferienort Kiten? »Baden, Schifffahrten und Spaß am Schwarzen Meer – plus jüdische Themen«, berichtet der Gemeindechef aus Halle. Wie jedes Jahr beschäftigten sich die Kinder und Jugendlichen mit drei Themen. Eines davon war Israel, ein weiteres die Religion. Dabei standen vor allem die jüdischen Feste im Mittelpunkt, schließlich ist der Herbst mit den Hohen Feiertagen nicht mehr allzu fern, sagt Privorozki.

Schabbat Außerdem ging es um allgemeine Verhaltensregeln, Höflichkeit und das Miteinander in der Familie. So entwickelten die Kinder und Jugendlichen eigene Theaterstücke über Streitpunkte zwischen verschiedenen Generationen – von der Oper über die Komödie bis zum Krimi war alles dabei.

Am Schabbat gelten auch im Feriencamp besondere Regeln. »Wir handhaben das nicht besonders streng, aber wir möchten den Kindern schon den Unterschied zwischen Schabbat und den anderen Wochentagen zeigen«, berichtet der Landesvorsitzende. Das bedeutet: Am Schabbat bleiben Handys und iPads ausgeschaltet, und es steht auch kein Sport auf dem Programm.

Am 18. Juli begannen in Hessen die Schulferien. Die Jüdische Gemeinde Offenbach organisiert ab dem 25. Juli ein einwöchiges Sommercamp für Fünf- bis 13-Jährige, so wie jedes Jahr. »Das Offenbacher Camp steht in Verbindung mit dem weltweiten Netzwerk Camp Gan Israel International«, sagt Rivkah Gurewitz, die für die Betreuung zuständig ist. Das Camp steht allen Kindern offen, die eine Verbindung zum Judentum haben, sie müssen aber nicht unbedingt einer jüdischen Gemeinde angehören. 25 bis 30 Kinder werden erwartet, auch Nicht-Offenbacher seien willkommen, sagt Rivkah Gurewitz, hauptamtlich Lehrerin bei Chabad Offenbach.

Gleich nebenan am Main, in Frankfurt, entlastet die Gemeinde arbeitende Eltern durch eine Ferienbetreuung der Hortkinder im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum während der ersten beiden und der letzten beiden Ferienwochen. Zur gleichen Zeit organisiert die Nachmittagsbetreuung Emuna-Scheli im Philanthropin Ferienaktivitäten.

ausflüge Auch die jüdischen Kindergärten sind in der Mainmetropole während der Sommerferien vier Wochen lang geöffnet. Die Jugendlichen der Frankfurter Jüdischen Gemeinde hingegen müssen sich noch bis Ende August gedulden – dann können sie mit dem Jugendzentrum Amichai eine Gruppenfahrt nach Kroatien unternehmen.

In Nordrhein-Westfalen haben die großen Ferien gerade begonnen. Die Kinder- und Jugendgruppen der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen haben schon vor Ferienbeginn Abschlussfeste und Ausflüge gemacht. In Mönchengladbach sorgte zwischen dem 10. und 22. Juli ein vielfältiges Programm dafür, dass bei den Sechs- bis 13-Jährigen keine Langeweile aufkommt. Rabbiner Yitzhak Hoenig unterrichtete die Ferienkinder in jüdischen Traditionen. Gemeinsam bereiteten die Kinder zwei Schabbatfeiern vor und verbrachten eine Lesenacht im Gemeindehaus.

Ferienmodus Im Freistaat Sachsen ist der Nachwuchs schon seit Ende Juni im Ferienmodus. Die Chemnitzer Jüdische Gemeinde startete gleich in der ersten Ferienwoche mit einem Tages-Machane. Von morgens früh bis zum späten Nachmittag nahmen 17 Kinder an der Ferienfreizeit teil. Das Thema lautete »Chesed«, was übersetzt so viel wie »Güte« oder »Wohltätigkeit« bedeutet.

Die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Chemnitz dürfen sich am 4. August auf einen Tagesausflug nach Marienbad in der Tschechischen Republik freuen. Die Jüdische liberale Gemeinde Emet weSchalom Nordhessen zieht es Mitte August ebenfalls nach Tschechien: Eine fünftägige Pragreise steht auf dem Programm.

Die Jüdische Gemeinde Aachen startete mit einem Grillfest für die Gemeindemitglieder in den Sommer. Auch die Jüdische Gemeinde zu Dresden plant – wie jedes Jahr – ein Sommerfest auf der Dachterrasse des Gemeindehauses an der Elbe.

konzerte Aktiv ist auch die Jüdische Gemeinde Rostock: Schon im Frühsommer organsierte sie einen dreitägigen Familienschabbat in einem Ferienpark an der Mecklenburger Seenplatte. Zehn Familien nahmen teil. Feriencamps für den Gemeindenachwuchs führt die Ostseegemeinde immer jährlich abwechselnd im Winter und im Sommer durch – in diesem Winter ging es nach Tschechien, sodass das nächste Sommerevent erst wieder im kommenden Jahr ansteht.

Zum Trost gibt es mehrere Sommerkonzerte in der jüdischen Gemeinde: Wenn das Wetter mitspielt, treten die Rostocker Musiker von der Hochschule für Musik und Theater draußen im Hof der Gemeinde auf – »mit leichter Klassik für den Sommer«, wie Juri Rosov, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, berichtet.

Die Gedanken des Gemeindevorsitzenden schweifen trotz sommerlicher Leichtigkeit dieser Tage bereits in Richtung November: Denn dann finden die ersten Jüdischen Kulturtage in Rostock statt, an denen sich künstlerisch ambitionierte Gemeindemitglieder aktiv beteiligen werden.

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