Hören!

Klang der Kulturen

Nur alle zwei Jahre trifft sich das Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar für intensive Probewochen im Sommer, mal in Jerusalem, mal in Weimar. Die Hälfte der knapp 70 jungen Musiker studiert in der Jerusalem Academy of Music and Dance, die andere Hälfte in der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Im Laufe ihres Studiums üben sie die ausgewählten Stücke, die kurze Zeit des gemeinsamen sommerlichen Übens mündet in einer direkt anschließenden Konzerttournee in Israel und Deutschland.

»Es geht um sehr viel mehr als um ein künstlerisches Projekt«, betont Michael Sanderling, der das 2011 gegründete Ensemble seit 2013 dirigiert. Noch mehr Kontur als sonst hat die Begegnung der Musiker in den vergangenen Wochen bekommen, in denen die Feiern – und somit auch die Konzerte des Orchesters – zum Jubiläum der 50-jährigen israelisch-deutschen diplomatischen Beziehungen langsam einen Abschluss fanden.

Entwicklung Dass ein Projekt wie das Orchester auch heute immer noch nicht ganz selbstverständlich ist, zeigt die Geschichte einer Studentin aus Jerusalem. Sie nahm an den Proben gegen den Willen ihrer Eltern teil, für die Deutschland immer noch Nazi-Deutschland ist. Die jungen Musiker aus Israel seien indes nicht mehr gewillt, »über alte Dogmen sitzen zu bleiben«, sagt Sanderling.

Natürlich habe Deutschland dabei eine besondere Verantwortung zu tragen, betont er. »Wir alle müssen dafür sorgen, dass die entsetzlichen Fehler der Vergangenheit sich nicht wiederholen.« Das junge Orchester zeige, dass es möglich ist, »freundlich und friedlich zusammen zu sein«.

Musikalisch treffen sich im Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar zwei Klangkulturen, beschreibt Sanderling: zum einen die wohlsituierte, romantische Klanggebung der Deutschen, zum anderen das amerikanische, helle Klangbild unserer israelischen Freunde.

Diese Parameter zusammenzufügen, sei eine große Herausforderung, so Sanderling. »Wie jedes Risiko im Leben bietet es aber auch einen gewissen Reiz.« Davon können sich die israelischen und deutschen Zuhörer wieder im nächsten Jahr überzeugen. Dann stehen die nächsten Probewochen samt Tournee an. Man darf gespannt sein.

www.hfm-weimar.de

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024

Kunst

Akademie-Präsidentin gegen Antisemitismus-Klausel

»Wir haben ein gutes Grundgesetz, wir müssen uns nur daran halten«, sagt Jeanine Meerapfel

 19.04.2024

Jehuda Amichai

Poetische Stimme Israels

Vor 100 Jahren wurde der Dichter in Würzburg geboren

von Daniel Staffen-Quandt  19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix ist angelaufen

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024