Jüdisches Gymnasium Berlin

Tag der Offenen Tür

Das jüdische Gymnasium Moses Mendelssohn Foto: Uwe Steinert

Sarah steht gebannt vor der Glasscheibe und schaut begeistert den Wüstenmäusen zu, die im Terrarium herumrennen. »Was sind die süß«, ruft die Elfjährige ihrer Mutter, Ronit Wagner, zu. Auch sie beobachtet die Tiere. »Aber eigentlich wollen wir uns die Schule anschauen«, sagt die 38-jährige.

Sie kenne das Jüdische Gymnasium Moses Mendelssohn in der Großen Hamburger Straße bislang nur vom Hörensagen und möchte den Tag der Offenen Tür nutzen, um sich vor Ort zu informieren, ob die Oberschule für ihre Tochter infrage kommt.

»Die Wüstenmäuse gehören zur Tier-AG«, erklärt Biologielehrerin Elina Bajda, die sich zu den Wagners dazugesellt. Sie überprüft im Fachraum noch einmal die Materialien für die Bio-Rallye, die es jedes Jahr zum Tag der Offenen Tür stattfindet. Diese erfreue sich immer großer Beliebtheit, sagt die Lehrerin. Sie nickt zufrieden – alle Materialien liegen vorbereitet an ihrem Platz. »Kinder und Eltern können kommen«, meint sie zufrieden.

förderverein Die Lehrerin muss nicht lange warten – wenige Minuten nach der Eröffnung ist die Aula so voll, dass Barbara Witting es aufgibt, noch einen Platz zu ergattern. »Man könnte zwei Räume füllen«, freut sich die die ehemalige Schulleiterin, die seit kurzem Vorsitzende des Fördervereins der Schule ist.

»Wir hatten soeben eine Sitzung und haben uns überlegt, welche Projekte wir fördern wollen.« Finanziell stehe der Verein derzeit gut da, insofern können wahrscheinlich alle eingereichten Projekte finanzielle Spritzen bekommen. So soll demnächst etwa mit Mitteln des Vereins die Außenanlage erneuert werden.

In der Aula erklingen gerade unter Leitung des Musiklehrers Boris Rosenthal die letzten Töne eines Medleys, gesungen vom Schulchor, dem Schüler der fünften bis zehnten Klassen angehören. »Wir verstehen uns nicht nur als Haus des Lernens, das dank moderner Ausstattung zeitgemäßen Unterricht anbietet, vielmehr wird das Schulleben vor allem von einer familiären Atmosphäre getragen«, sagt Direktor Aaron Eckstaedt.

Pro Klasse gebe es nicht mehr als 24 Schüler. 60 Prozent seien jüdisch, die restlichen 40 Prozent gehören einer anderen Konfession an oder seien Atheisten. Zusätzlich zum Lehrplan des Landes Berlin werden die Fächer Jüdische Religion und Hebräisch unterrichtet, ebenso werden die jüdischen Feiertage gefeiert und die jüdischen Bräuche gepflegt. »Wir wollen die Werte und Traditionen mit den Anforderungen einer modernen Gesellschaft verbinden.« Die Interessierten könnten heute in alle Räume schauen, so der Schulleiter.

anmeldungen Die Türen standen am Sonntag in allen Etagen offen. Die unterschiedlichen Fachbereiche stellten sich ebenso vor wie die Arbeitsgemeinschaften. Die Bibliothek präsentierte ihre Bücher, und im Schülercafe gab es Kaffee und Kuchen – gebacken von Schülern und Eltern.

»Der Schule geht es gut«, sagt Jan Mönikes, Gesamtelternvertreter und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins. Es gebe viele Schüleranmeldungen. Durch die Erhöhung der Lehrergehälter sei die Stimmung besser geworden, und die Stellen seien besetzt. Etwa 45 Lehrer unterrichten derzeit 450 Schüler. Vor knapp zwei Jahren sah die Situation noch anders aus: Viele Lehrer waren damals mit der Höhe ihrer Gehälter so unzufrieden, dass einige gekündigt und andere mehrfach gestreikt hatten.

»Aber wir haben noch ein strukturelles Problem: den Sanierungsstau«, sagt Mönikes. Nach 25 Jahren stünde eine Grundsanierung an, denn bisher seien nur kleinere Sachen erledigt worden. Er würde es begrüßen, wenn damit bald begonnen würde. Denn im nächsten Schuljahr, das nach den Sommerferien beginnt, soll es wieder eine fünfte sowie drei siebte Klassen geben.

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