Terror

Gewalt in Israel

Sicherheitskräfte im Einsatz: Die Anschlagsserie nimmt kein Ende. Foto: Flash 90

Auch am Dienstag sind in Israel wieder Menschen bei Terrorangriffen von Palästinensern verletzt oder getötet worden. Am Dienstagmorgen stach ein Araber in der Achuza-Hauptstraße von Raanana, einer Kleinstadt im Zentrum Israels, auf einen 32-jährigen Israeli ein, der zum Glück nur leicht verletzt wurde. Mehrere Zivilisten konnten den Angreifer überwältigen, der dabei schwer verletzt wurde.

Laut Augenzeugenberichten umringten Polizeikräfte den verletzten Angreifer und hielten eine aufgebrachte Menge von ihm fern. Der Mann soll 22 Jahre alt sein und aus Ost-Jerusalem stammen. Bei einer zweiten Messerattacke auf dem Jerusalem-Boulevard in Raanana sollen zwei Israelis verletzt worden sein.

Jerusalem Zuvor hatte am Dienstagmorgen ein Autofahrer in Jerusalem in der Malchei-Israel-Straße in Mekor Baruch in eine Menschenmenge gelenkt. Anschließend stieg er aus und versuchte, Verletzte mit einem Messer zu erstechen. Laut Medienberichten wurde dabei ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt. Außerdem wurde über einen weiteren Angriff mit Messern und Schusswaffen in einem Bus der Kooperative Egged im Jerusalemer Stadtteil Armon Hanatziv berichtet. Insgesamt wurden am Dienstagmorgen in Israel mindestens zwei Menschen getötet und über 20 verletzt.

Bereits am Montag waren in Jerusalem mehrere Israelis schwer verletzt worden. Im Viertel Ammunition Hill hatte eine 16-jährige Palästinenserin einen israelischen Grenzpolizisten angegriffen, der als Reaktion auf sie schoss und sie dabei schwer verletzte. Wenig später stachen zwei palästinensische Teenager, angeblich im Alter von 13 und 17 Jahren, im Jerusalemer Viertel Pisgat Zeev jenseits der grünen Linie auf zwei junge Israelis ein, deren Alter mit 12 und 25 Jahren angegeben wurde. Die beiden Opfer wurden schwer verletzt. Der 17-jährige Palästinenser wurde von einem israelischen Polizisten erschossen, der 13-Jährige laut israelischen Medienberichten schwer verletzt.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu muss in Anbetracht der andauernden Terrorwelle einen dramatischen Rückgang seiner Beliebtheit hinnehmen. 73 Prozent der Israelis meinen in einer Umfrage des Rechercheinstitutes Migam, sie seien unzufrieden mit der momentanen Politik. Viele sagten dann auch, wer es ihrer Auffassung nach besser machen würde: Avigdor Lieberman, der einstige Außenminister und Hardliner in Sachen Verhandlungen mit den Palästinensern.

lebensgefahr Eine 19-jährige Soldatin der israelischen Armee befindet sich in Lebensgefahr, nachdem ein Terrorist sie an einer Bushaltestelle nahe der nördlichen Stadt Hadera am Sonntagabend erst mit seinem Auto überfahren und dann mit einem Messer an Kopf und Oberkörper verletzt hatte. Drei weitere Menschen wurden durch Stichwunden verletzt. Der Täter soll ein 19-Jähriger aus der israelisch-arabischen Stadt Um-Al-Fachem sein. Er wurde noch am Tatort festgenommen.

Am Montag vereitelten Sicherheitskräfte in Jerusalem einen weiteren Anschlag eines Palästinensers, der mit einem Messer auf Zivilisten losgehen wollte. Die Polizeipräsenz in der Hauptstadt ist um ein Vielfaches erhöht, an einigen Stellen der Altstadt sind neue Metalldetektoren aufgestellt.

westjordanland Gleichzeitig flammen immer wieder neue Gewaltherde im Westjordanland und verschiedenen arabischen Städten innerhalb Israels auf. Bei Zusammenstößen mit der Polizei soll ein palästinensischer Teenager in der Nähe von Ramallah getötet worden sein. Hauptbrennpunkt in Israel war das arabische Dorf Kafr Kanna im Norden des Landes. Die gewalttätigen Demonstranten warfen Steine und Molotowcocktails. Ernsthaft verletzt wurde nach ersten Angaben jedoch niemand. Auch werfen palästinensische Extremisten immer wieder Steine auf Fahrzeuge israelischer Zivilisten.

Vertreter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet versorgten Premierminister Benjamin Netanjahu am Wochenende mit Informationen, dass Palästinenserpräsident Mahmud Abbas tatsächlich nicht aufwiegele, sondern daran arbeite, »Terrorismus zu verhindern, wo es geht«. Die Beamten konnten das jedoch nicht über alle Angehörigen der Palästinensischen Autonomiebehörde sagen. Einige seien Teil der Kampagne, die die Gewalt der Palästinenser vorantreibt.

eskalation Die Hauptakteure der Anstachelung, die zur jüngsten Eskalation geführt habe, seien aber Hamas im Gazastreifen und der nördliche Zweig der islamischen Bewegung. Den will Netanjahu nun verbieten lassen.

Die Woche hatte bereits wieder mit einem blutigen Anschlag begonnen. An einem Checkpoint in Maale Adumim bei Jerusalem wurde ein israelischer Polizist verletzt, als er eine verdächtige Frau in ihrem Auto anhielt. Die Palästinenserin ließ daraufhin eine Autobombe detonieren. Sie wurde dabei schwer verletzt. Angeblich soll sie auf dem Weg nach Jerusalem gewesen sein.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte zur Kabinettseröffnung: »Wir befinden uns inmitten einer Terrorwelle, die durch systematische und boshafte Aufwiegelung seitens der Hamas, der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Islamischen Bewegung entstanden ist.« Netanjahu bat zudem den Generalstaatsanwalt, die Knessetabgeordnete Hanin Zoabi wegen der Aufstachelung zur Gewalt anzuklagen.

luftwaffe Die Luftwaffe (IAF) flog am frühen Morgen Angriffe auf ein Ziel im Gazastreifen, nachdem am Tag zuvor eine Rakete auf Israel abgefeuert wurde. Nach palästinensischen Angaben wurde durch die Explosion ein Haus zerstört, eine Frau und ihre vierjährige Tochter seien dabei ums Leben gekommen. Die Hamas erklärte daraufhin, »Israel will eine Eskalation«.

Auch im Westjordanland und am Grenzzaun zwischen Gaza und Israel flammten immer wieder gewalttätige Proteste auf. Ein Wartungsteam der Stromleitungen wurde aus Gaza beschossen, Verletzte gab es nicht.

In Jerusalem entschied die Knesset einstimmig, dass es eine Mindeststrafe für Steine- und Brandbombenwerfer geben solle. Die israelischen Sicherheitskräfte stockten ihr Personal auf und entsandten es auch an verschiedene Moscheen in und um Tel Aviv sowie Jaffa. Angeblich befürchten sie Racheakte von rechtsextremistischen Juden gegen Araber. Große Polizeiaufgebote patrouillieren die gesamte Gegend.

Die Polizei empfahl der Regierung, das Westjordanland komplett abzuriegeln, bis sich die Lage beruhigt hat. Doch Verteidigungsminister Mosche Yaalon und Armeechef Gadi Eisenkot sprachen sich dagegen aus. Es werde nicht zu einer Reduzierung der Messerattacken führen. Stattdessen würde die gesamte palästinensische Bevölkerung dies als eine Kollektivbestrafung ansehen, was wiederum zu erneuter Gewalt führen könne.

schabbat Auch am Schabbat war in Israel keine Ruhe eingekehrt – die Terrorwelle ging weiter. Bei zwei weiteren Messerattacken in Jerusalem wurden zwei Männer und drei Polizisten leicht bis schwer verletzt. Währenddessen brachen auch im Gazastreifen und in verschiedenen arabischen Orten innerhalb Israels gewalttätige Proteste aus. Die Regierung entsandte Hunderte von Grenzpolizisten, um der Gewalt Einhalt zu gebieten.

Der Angreifer der beiden ultraorthodoxen Männer soll ein 16 Jahre alter Palästinenser aus Ostjerusalem gewesen sein. Er wurde von der Polizei erschossen, nachdem er versucht hatte, die Beamten zu attackieren. Polizeichef Mosche Edri warnte nach diesem Attentat: »Jeder, der auf Zivilisten losgeht, muss damit rechnen, sofort getötet zu werden.«

Am Nachmittag verletzte ein weiterer Palästinenser in der Nähe des Damaskustores in Jerusalem einen Polizisten durch einen Stich in den Hals, als dieser ihn nach seinen Ausweispapieren fragte. Zwei weitere Beamte wurden verletzt (einer von ihnen schwer), als die anderen Polizisten auf den Terroristen schossen.

grenzzaun Kurz darauf brachen Unruhen an der Sultan-Suleiman-Straße in unmittelbarer Nähe aus. Auch am Grenzzaun zu Gaza kam es immer wieder zu gewalttätigen Demonstrationen, zehn Palästinenser hatten den Grenzzaun durchbrochen. Die israelische Armee tötete sechs Palästinenser, darunter zwei Minderjährige. Außerdem gab es mindestens 60 Verletzte.

Die Armee befürchtete daraufhin Raketenangriffe aus dem von der Terrororganisation Hamas regierten Streifen. Und tatsächlich landete das erste Geschoss am Samstag auf einem offenen Feld im Süden Israels. Schaden richtete es nicht an. Da eine weitere Eskalation erwartet wurde, stellte das Militär das Raketenabwehrsystem »Eiserne Kuppel« nahe der südlichen Stadt Beer Sheva ab.

reservisten Die Hamas rief indes zu weiterer Gewalt auf. Auch bei dem Fußballspiel Zypern gegen Israel im Jerusalemer Teddy-Stadion sollten die Massen randallieren, wenn es nach den Anführern der extremistischen Gruppe ginge. Die israelische Regierung zog daraufhin Hunderte von Reservisten der Grenzpolizei ein. In verschiedenen Städten, darunter in Nazareth, Ramle und Um-Al-Fachem kam es zu Zusammenstößen mit arabischen Demonstranten und der Polizei. Mindestens zehn Menschen wurden dabei festgenommen.

Am Mittwoch sollen Vertreter des Nahost-Quartetts in Israel landen. Unter anderem wird US-Außenminister John Kerry dabei sein. Die Politiker wollen mit beiden Seiten sprechen und dabei helfen, dass die Gewalt nach Wochen der Unruhen ein Ende findet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, dass Jerusalem erwarte, dass die Palästinensische Autonomiebehörde ihre »wilde und bösartige Aufwiegelung« stoppe. Kerry antwortete, die USA wisse, dass es Israels Politik sei, den Status quo am Tempelberg beizubehalten und nicht anzutasten.

freitag Am frühen Nachmittag – wenige Stunden vor dem Beginn des Schabbats in Israel – war ein offensichtlicher Anschlag in der Stadt Afula von israelischen Sicherheitskräften vereitelt worden. Es handelte sich dabei um die vierte Messerattacke am Freitag. Eine offensichtlich arabische Frau hatte versucht, den Angestellten einer privaten Sicherheitsfirma zu attackieren. Der jedoch konnte fliehen. Soldaten, die zur Stelle geeilt waren, riefen der Frau wiederholt auf Hebräisch und Arabisch zu, sie solle die Waffe fallen lassen. Doch die Angreiferin weigerte sich. Die Soldaten feuerten auf die Beine der Frau. Sie wurde mit mittelschweren Verletzungen in ein israelisches Krankenhaus gebracht.

Etwa zur selben Zeit brachen am Grenzzaun zum Gazastreifen Unruhen zwischen der israelischen Armee und Palästinensern aus Gaza aus. Rund 200 Männer hätten sich der Grenze genähert, Steine geschleudert und brennende Reifen in Richtung der Soldaten gerollt, gab ein Militärsprecher an. Die Armee schoss, um die gewalttätigen Demonstranten vom Zaun fernzuhalten. Bei der Auseinandersetzung wurden drei Palästinenser getötet und 16 weitere Menschen verletzt.

Derweil rief der Hamas-Chef im Gazastreifen, Ismail Haniye, zu weiteren Unruhen auf und erklärte die Gewaltwelle gegen Israel zu einer neuen Intifada: »Wir sind mehr als bereit für die Konfrontation. Das ist der einzige Weg zur Befreiung«, rief er den Menschen während des Freitagsgebets zu.

rache Nachdem am Freitagmorgen ein jüdischer Mann in der südlichen Stadt Dimona drei Palästinenser und einen Beduinen aus Rache angegriffen hatte, kam es in Jerusalem und im Westjordanland wieder zu einer Messerattacke gegen Juden.

Der jüdische Terrorist war zunächst auf einen beduinischen Angestellten der Stadtverwaltung losgegangen und hatte ihn leicht verletzt. Später attackierte er drei palästinensische Bauarbeiter mit einem Messer, zwei davon erlitten mittelschwere und einer leichte Verletzungen. Alle vier wurden ins Soroka-Krankenhaus in Beer Sheva gebracht.

Regierungschef Benjamin Netanjahu verurteilte die Tat umgehend: »Gewalt gegen unschuldige Araber ist nicht entschuldbar. Israel ist ein Land mit Gesetz und Ordnung. Wir bringen jeden vor Gericht, der Gewalt verübt – sei es ein Jude oder ein Araber.« Der Täter befand sich zunächst auf der Flucht, wurde aber später von der Polizei festgenommen.

Wenig später wurde ein 16-jähriger Israeli an der Schmuel-Hanavi-Straße von einem Palästinenser mit einem Messer angegriffen. Er erlitt leichte Verletzungen. Der Täter floh, wurde jedoch wenig später von Sicherheitskräften überwältigt. In der jüdischen Siedlung Kiryat Arba im Westjordanland versuchte ein Palästinenser, einem Polizisten die Schusswaffe zu entreißen, und stach dabei mit einem Messer auf ihn ein. Die Kollegen erschossen den Angreifer, der Polizist erlitt leicht Schnittwunden an Armen und Beinen. (mit ja)

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