Jubiläum

Masal tov und bis 119!

»Stadtjüngster wäre mir lieber«: Alexander Brenner Foto: Mike Minehan

Als profilierter Wissenschaftler und Diplomat war er erfahren darin, Brücken zu bauen. Während seiner Tätigkeiten an deutschen Botschaften in Tel Aviv und Moskau trat er für Verständigung und Aussöhnung ein.» Das sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller über Alexander Brenner. Diese Worte charakterisieren den ehemaligen Gemeindevorsitzenden, der am 14. Oktober 90 Jahre alt wird, recht gut.

Brenner kam 1925 in dem polnischen Städtchen Tomaszów bei Lublin zur Welt. 1940 wurde die Familie nach Sibirien deportiert. Dort machte er Abitur. Nach Kriegsende zog seine Familie dann über Stettin nach Deutschland. In Erlangen und Berlin studierte Brenner Chemie. 1964 promovierte er über «Dampfdruckmessungen von Hochpolymer-Lösungen im Bereich der Glastemperatur», später arbeitete er im Hahn-Meitner-Institut und im Bundesgesundheitsamt. Dann war Brenner für den Auswärtigen Dienst tätig: zunächst als Wissenschaftsattaché in der Deutschen Botschaft Moskau, von 1982 bis 1990 in gleicher Funktion an der Deutschen Botschaft in Tel Aviv. Nach dem Mauerfall war er unter anderem Berater mehrerer wissenschaftlicher und industrieller Institutionen.

diplomat Diplomatisches Geschick bewies er auch von 2001 bis 2004 als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und in den Gremien des Zentralrats der Juden. Er habe als Berliner Gemeindevorsitzender «zu einer sehr guten Entwicklung der Gemeinde entscheidend beigetragen», würdigt Zentralratspräsident Josef Schuster Brenners Engagement. «Seine diplomatischen Fähigkeiten bringt Alexander Brenner bis heute zum Wohl der jüdischen Gemeinschaft ein. Mit seinem Engagement hat er sich bleibende Verdienste erworben», so Schuster.

Brenner vertrat nicht nur kompetent jüdische Interessen, sondern machte sich auch stets für die Integration der russischsprachigen Zuwanderer stark: «Es muss aufhören, dass alteingesessene Juden mit einer gewissen Arroganz auf die zugewanderten Juden aus Osteuropa blicken», sagte er einmal. Die russischsprachigen Zuwanderer nennen ihn «Sascha», bei den Wahlen zur Repräsentantenversammlung konnte er stets mit ihren Stimmen rechnen und holte wiederholt sehr gute Ergebnisse.

Brenner, der neben Deutsch, Polnisch, Hebräisch und Englisch auch fließend Russisch spricht, ist charmant, witzig, intelligent, aber selten bequem. Wenn ihm etwas gegen den Strich geht, kann er manchmal auch sehr undiplomatisch werden: 2004 etwa machte er Schlagzeilen, als er nach einem schlechten Witz des Architekten Peter Eisenmann aus einer Sitzung des Mahnmal-Kuratoriums stürmte und danach auch eine Entschuldigung Eisenmanns ablehnte.

position Brenner nimmt kein Blatt vor den Mund, macht seine Positionen immer deutlich. Er empört sich über einseitige Israel-Berichterstattung («Wasser auf die Mühlen der rechtsradikalen Propaganda»), wettert gegen «ehrenwerte jüdische Selbsthasser», kritisiert auch «gegenseitige Animositäten, persönliche Beschimpfungen, Schläge unter die Gürtellinie» von Repräsentanten der Berliner Gemeinde. Gerne wiederholt er seine Aussagen, leitet das dann immer mit einem bedeutungsschweren «Noch einmal!» ein.

«Sascha Brenner gewinnt mit seinem Charme, seiner Freundlichkeit und seinem einnehmenden Wesen schnell die Sympathien der Menschen», würdigt der Berliner Gemeindevorsitzende Gideon Joffe den Jubilar. «Trotzdem kann er in der Sache sehr energisch sein – insbesondere, wenn es um die Rechte Israels geht. Er hat immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Gemeindemitglieder, und diese danken es ihm mit Zuneigung und Respekt.»

witz Brenner hat keine Kinder, er ist Single. Dem Wochenmagazin Der Spiegel sagte er einmal: «Wenn es eine Frau gäbe, die mich gewollt hätte, wäre ich schon verheiratet.» Als Hobbys nennt er Schachspielen und seine «Mameloschn», die jiddische Sprache.

Nun wird er 90. Mit seinem Alter kokettiert er gern. Als ihm mit 79 im Roten Rathaus die Stadtältestenwürde verliehen wurde, kommentierte er das mit den Worten: «Stadtjüngster wäre mir lieber.» Auch jetzt, kurz vor seinem Geburtstag, macht er wieder Witze: «Fragt ein Arzt seinen Patienten: Wie alt wollen Sie denn noch werden? Sagt der Patient: 119 Jahre. Will der Arzt wissen: Warum nicht 120? Erwidert der Patient: Es soll später einmal heißen, ich sei frühzeitig verstorben.» Also dann «noch einmal»: Masal tov und mindestens bis 119! ksh/cs/ddk

Grußworte zum 90. Geburtstag

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:
«Der Zentralrat der Juden in Deutschland gratuliert Alexander Brenner ganz herzlich zu seinem 90. Geburtstag. Alexander Brenner engagiert sich bis heute trotz seines hohen Alters für die jüdische Gemeinschaft. Von 2001 bis 2004 hat er als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zu einer sehr guten Entwicklung der Gemeinde entscheidend beigetragen. Auch im Direktorium des Zentralrats der Juden wirkt Herr Brenner seit Jahren aktiv mit. Seine diplomatischen Fähigkeiten bringt Alexander Brenner bis heute zum Wohl der jüdischen Gemeinschaft ein. Mit seinem Engagement hat er sich bleibende Verdienste erworben. Wir wünschen ihm noch viele Jahre in Gesundheit und Wohlergehen. Masal tov!»

Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin:
«Sascha Brenner gewinnt mit seinem Charme, seiner Freundlichkeit und seinem einnehmenden Wesen schnell die Sympathien der Menschen. Trotzdem kann er in der Sache sehr energisch sein – insbesondere wenn es um die Rechte Israels geht. Er hat immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Gemeindemitglieder und diese danken es ihm mit Zuneigung und Respekt. Ich wünsche ihm ein herzliches Masal tov, bis 120 und vor allem viel Gesundheit.»

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin:
«Dr. Alexander Brenner hat über viele Jahre das jüdische Leben in Berlin geprägt. Als profilierter Wissenschaftler und Diplomat war er erfahren darin, Brücken zu bauen. Während seiner Tätigkeiten an deutschen Botschaften in Tel Aviv und Moskau trat er für Verständigung und Aussöhnung ein. Diplomatisches Geschick bewies er auch ab 2001 als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Er hat nicht nur effektiv und kompetent jüdische Interessen vertreten. Er hat sich auch erfolgreich engagiert für die Integration der vielen Gemeindemitglieder aus Russland. Besonders verdienstvoll war auch sein Wirken im Kuratorium der Stiftung ›Denkmal für die ermordeten Juden Europas‹. Als Mann des klaren Wortes hat er es doch immer auch verstanden, Toleranz, Verständnis und ein friedliches Miteinander zu fördern. Für seine Verdienste hat ihm Berlin im Jahr 2008 die Würde eines Stadtältesten verliehen. Zu seinem 90. Geburtstag gratuliere ich Alexander Brenner sehr herzlich im Namen der Stadt Berlin.»

 

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