Lüneburg

Oskar Gröning erneut erkrankt

»Um Vergebung kann ich nur meinen Herrgott bitten«: der Angeklagte Oskar Gröning Foto: dpa

Der Angeklagte im Lüneburger Auschwitz-Prozess, Oskar Gröning, ist erneut erkrankt. Der für den heutigen Donnerstag geplante Verhandlungstermin wurde abgesetzt. Der 94-Jährige habe bereits am Vortag beim Verlassen des Gerichtes deutliche gesundheitliche Probleme gehabt, sagte der Vorsitzende Richter Franz Kompisch: »Er ist schwächer denn je.« Bereits zuvor waren Verhandlungstermine wegen der schlechten Verfassung Grönings ausgefallen.

Am Mittwoch hatte Gröning erneut eine direkte Beteiligung an den Morden im Lager zurückgewiesen. Ihm sei bewusst gewesen, dass die meisten nach Auschwitz-Birkenau verschleppten Menschen gleich nach ihrer Ankunft in Gaskammern getötet wurden, heißt es in einer Erklärung, die Grönings Anwältin in seinem Namen vor dem Landgericht Lüneburg verlas. »Auch wenn ich unmittelbar mit diesen Morden nichts zu tun hatte, habe ich durch meine Tätigkeit dazu beigetragen, dass das Lager Auschwitz funktionierte«, räumte er ein.

Verschleppt
Noch einmal trat am Mittwoch auch eine Auschwitz-Überlebende in den Zeugenstand. Die 84-jährige Irene Weiss aus Fairfax in den USA erzählte, wie sie als 13-Jährige mit ihrer Familie in das Vernichtungslager bei Krakau in Polen verschleppt wurde. Nur sie und ihre Schwester überlebten.

Im Gerichtssaal wurden Fotos aus dem sogenannten Auschwitz-Album gezeigt. Auf einem sind ihre beiden kleinen Brüder und die Mutter zu sehen, bevor sie in die Gaskammer geschickt wurden. »Sie hatten keine Ahnung, was ihnen bevorstand«, sagte Irene Weiss.

Einige Worte richtete sie mit leiser Stimme an Gröning selbst. Er sehe sich selbst nur als kleines Rädchen. »Doch wenn er heute eine SS-Uniform anhätte, würde ich zittern, und der Schrecken des 13-jährigen Mädchens würde zurückkommen.« Jeder Mensch in einer solchen Uniform habe für sie Terror bedeutet: »Heute im Alter von 84 empfinde ich noch ganz genauso.«

Der 94-jährige frühere SS-Mann Gröning muss sich wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen verantworten. Dem »Buchhalter von Auschwitz« wird vorgeworfen, Spuren der Massentötung verwischt zu haben, indem er half, an der Bahnrampe in Auschwitz-Birkenau Gepäck wegzuschaffen.

Rampe Gröning hatte zu Beginn des Prozesses im April eine moralische Mitschuld eingeräumt. An der Rampe will er aber nur dreimal vertretungsweise Dienst getan haben. Jetzt betonte er erneut: »Meine Hauptaufgabe lag darin, Gelder der Häftlinge zu verwalten.«

Mehrere Auschwitz-Überlebende und Angehörige der Opfer verfolgten seine Aussage aus den Zuschauerreihen. Sie waren dazu erneut aus dem Ausland angereist. Angesichts der Dimension der Verbrechen stehe es ihm nicht zu, sie um Vergebung zu bitten, heißt es in Grönings Erklärung. »Um Vergebung kann ich nur meinen Herrgott bitten.« ja (mit epd)

Frankreich

Spezialeinsatz vor iranischem Konsulat in Paris

Ein Mann soll mit Granaten am Gürtel das Gebäude betreten haben

 19.04.2024

Wiesbaden

Hessen lädt iranischen Generalkonsul aus

Es könne nicht so getan werden, »als ob nichts gewesen wäre«, sagt Manfred Pentz (CDU)

 19.04.2024

Nahostkonflikt

»Israel muss iranische Rakete mit Atomsprengkopf fürchten«

John Bolton warnt im NZZ-Interview vor der Verbreitung von Nukleartechnologie durch Nordkorea

 19.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024