Interview

»Hadassah steht für Völkerverständigung«

Herr Gronich, wie lange ist Hadassah International in Deutschland schon aktiv?
Der Verein der deutschen Freunde von Hadassah, der sich zweckgebunden für die Klinik in Jerusalem einsetzt, ist schon 30 Jahre tätig. Hadassah International hat sein Büro mit mir als Geschäftsführer 2006 geöffnet. Ich bin aber für ganz Europa und für das weltweite Marketing zuständig.

Was tun Sie, um Geld für das Hadassah-Krankenhaus zu sammeln?
Wir halten zum Beispiel Galas, Cocktails und Private Dinners ab. Im Rahmen des 50. Jubiläums der deutsch-israelischen Beziehungen veranstalten wir besondere Galas in Berlin, München und Frankfurt.

Warum sollte man für Hadassah spenden? Die Einrichtung ist doch renommiert und hochspezialisiert.
Hadassah ist eine Uniklinik, die bis vor Kurzem überhaupt keine staatliche Unterstützung bekam. Unsere Spenden wurden in Forschung und in neue Klinikkomplexe investiert. Vor zwei Jahren haben wir dem Staat Israel einen neuen Komplex für 300 Millionen Dollar geschenkt – und das erste Mal in der Geschichte der Klinik hat sich Israel an den Kosten beteiligt. Hadassah hat insgesamt fast 2000 Betten und knapp 7000 Mitarbeiter. Wir sprechen von einer Million Behandlungen pro Jahr.

Sie haben sich bei Ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf Promis konzentriert – Veronica Ferres, den Fürsten zu Schaumburg-Lippe oder Regina Sixt. Ist das ein Teil Ihrer Fundraising-Strategie – so viele bekannte Gesichter wie möglich zu gewinnen, damit dann auch andere Menschen spenden?

Ja, das ist so. Vor zehn Jahren war Hadassah in jüdischen Kreisen relativ bekannt, aber nicht darüber hinaus. Mittlerweile hat sich das geändert. Hadassah steht für Völkerverständigung. In dieser Klinik werden alle Menschen behandelt, ohne Unterschiede zwischen Religion, Hauptfarbe, Nationalität oder sozialem Status: Israelis, Palästinenser, Juden, Muslime und Christen. Hadassah ist damit einer der wenigen Orte in Israel, an dem Frieden tagtäglich praktiziert wird – sozusagen eine Oase des Friedens. Palästinenser und Israelis arbeiten bei Hadassah Hand in Hand, ob als Ärzte oder als Pfleger. Wenn Sie in dieser Klinik jemanden besuchen wollen, werden Sie vielleicht einen orthodoxen jüdischen Arzt sehen, der eine palästinensische Mutter behandelt, und gleichzeitig eine palästinensische Krankenschwester, die ein Bett mit einem israelischen Soldaten schiebt.

Ist das nicht selbstverständlich in israelischen Krankenhäusern?
Nein, überhaupt nicht, das machen nicht alle so. Und in viele israelische Krankenhäuser können Palästinenser gar nicht reinkommen.

Ist diese Völkerverständigung der Grund, warum Hadassah für den Friedensnobelpreis nominiert war?
Das ist einer der Gründe. Der andere Grund ist, dass sich Hadassah weltweit für humanitäre Projekte engagiert, zum Beispiel in Äthiopien für aidskranke Kinder. Und die Teams von Hadassah verfügen wegen der vielen Terroranschläge in Israel über große Erfahrung im Bereich der Traumamedizin. Bei sehr vielen internationalen Kriseneinsätzen sind Teams von Hadassah dabei.

Auf wen konzentrieren Sie sich beim Spendensammeln?
Wir bekommen viele Spenden von Juden, aber auch in der nichtjüdischen Bevölkerung gibt es viel Unterstützung für die Botschaft von Hadassah.

Wie viel von dem Geld, das Sie in Deutschland sammeln, kommt in Jerusalem an?
Alle Gelder, die auf dem Spendenkonto eingehen, sind zweckgebunden. Für die Verwaltungskosten unterhält Hadassah International ein Extrakonto.

Mit dem Geschäftsführer von Hadassah Deutschland sprach Ayala Goldmann. Weitere Informationen unter www.hadassah. de

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024