European Maccabi Games 2015

Wer? Was? Woher?

Wenn die European Maccabi Games (EMG) am 27. Juli in Berlin feierlich eröffnet werden, stellen die Gastgeber die größte Delegation – rund 400 deutsche Sportler, die meisten aus Frankfurt, München, Berlin und den großen Städten Nordrhein-Westfalens, sind am Start und hoffen auf Medaillen oder gute Platzierungen. Aber auch aus kleineren Orten, in denen es zwar jüdische Gemeinden, aber keine Makkabi-Vereine gibt, werden Sportler nach Berlin reisen. »Wir haben bewusst versucht, auch Juden anzusprechen, die bei sich in den örtlichen Sportvereinen aktiv sind, indem wir zum Beispiel über Facebook oder die Jüdische Allgemeine Aufrufe gestartet haben«, sagt Tomer Nahary vom Präsidium der EMG.

Nicht in allen geplanten Sportarten können allerdings Wettkämpfe stattfinden. Die Sportschützen und die Basketballspielerinnen müssen zu Hause bleiben. »Ab drei teilnehmenden Nationen wird ein Wettbewerb ausgerichtet«, erklärt Nahary. »Wenn nicht genügend Anmeldungen vorlagen, waren wir leider gezwungen abzusagen.«

start In allen stattfindenden Wettbewerben gehen auch deutsche Teilnehmer an den Start: Beim Badminton-Turnier sind gleich neun Spieler und Spielerinnen von Makkabi Deutschland vertreten. Sie kommen aus Mülheim, Trier, Frankfurt/Main, Dortmund, Wackernheim und Düsseldorf.

Die größte Mannschaft stellen die Basketballer. 28 Spieler sind bei den EMG dabei – und mit etwas Glück können sich später ihre Fans in Frankfurt/Main, München, Neuss, Baden-Baden, Bochum, Gronau, Köln, Düsseldorf und Neunkirchen über Medaillen freuen.

Für die deutschen Bridgespieler sind die Games ein ganz besonderes Ereignis, denn im Alltag stehen sie kaum in der Öffentlichkeit. Zwei bis drei Mannschaften mit vier bis sechs Spielern wird die Bridge-Sektion von Makkabi Deutschland stellen, berichtet ihr Verantwortlicher, Jakov Kats aus Köln. Und die werden altersmäßig bunt gemischt sein. »Zwischen 30 und 80 Jahre sind die Spieler alt. Unsere Sportart kennt keine Altersgrenzen. Das ist das Schöne daran: Wir haben die Möglichkeit, Menschen zu treffen, die noch vor dem Zweiten Weltkrieg geboren sind. Ihre persönlichen Geschichten zu erfahren, das ist etwas ganz Besonderes«, erzählt Kats.

bridge-verband Bridge wird in zwei deutschen Makkabi-Vereinen gespielt, in Frankfurt und in Köln. Beide sind im Deutschen Bridge-Verband organisiert, der die Europäischen Makkabi-Spiele unterstützt. Aber die EMG-Starter werden längst nicht nur aus diesen beiden Städten kommen. »Wir haben Leute aus ganz Deutschland dabei, aus Groß-Gerau, aus Bonn, aus München, Berlin, Koblenz, Dormagen, Nürnberg – wo es keine eigenen Makkabi-Bridge-Klubs gibt, spielen die dortigen Juden eben in anderen Vereinen.«

Acht Dressurreiter und ihre Pferde nehmen am Reitturnier teil. Nicht alle haben so eine kurze Anreise wie die Sportler aus Berlin und dem brandenburgischen Glienicke. Es werden auch Reiter aus Jena, Hamburg und Paffendorf zu den Wettbewerben nach Berlin anreisen.

fechtteam Das zehnköpfige Fechtteam besteht dagegen »hauptsächlich aus Rostockern«, weiß Tomer Nahary, ganz im Gegensatz zu den Damen- und Herren-Fußballmannschaften. »Die Kicker kommen praktisch aus der ganzen Republik, von Bremen bis München«, berichtet er. Im Golf werden elf Deutsche um Medaillen kämpfen, Berliner, Münchner und Starter aus Frankfurt sind in der Equipe. Der Halbmarathon ist dagegen »vorwiegend eine Berliner Angelegenheit«, sagt Nahary. Im Gegensatz zum Triathlon, wo nur ein einziger deutscher Starter schwimmend, Rad fahrend und laufend um eine möglichst gute Platzierung kämpfen wird.

14 Frauen werden im deutschen Damen-Feldhockey an den Start gehen. Die Teilnehmerinnen kommen aus Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln und Essen. Im Juni werden sie einen zweitägigen Vorbereitungslehrgang in der Hauptstadt absolvieren. Fragt man Gert Rosenthal, Leiter der Damen-Hockeyabteilung, nach seinem Wunschergebnis für das Turnier, kommt die Antwort prompt: »Das Finale erreichen und dann gegen die Niederländerinnen gewinnen.« So ähnlich dürfte das Traumergebnis auch für ihre 14 männlichen Hockey-Kollegen aussehen.

Rivalitäten Begonnen hat die sportliche Rivalität zwischen Deutschland und den Niederlanden eigentlich beim Fußball. Die deutschen Makkabi-Kickerinnen und -Kicker werden »mit jeweils um die 20 Mitglieder starken Mannschaften« in Berlin antreten. »Praktisch aus jeder großen Stadt ist jemand dabei«, weiß Nahary, »von Bremen im Norden bis München im Süden.« Aber nicht nur beim Fußball wird nach einem Ball getreten, auch Futsal – Hallenfußball – steht auf dem EMG-Programm. Der Hamburger Jörg Osowski ist Futsal-Trainer und freut sich schon sehr auf das große Event.

»Abgesehen von der historischen Bedeutung, dass 70 Jahre nach dem Ende des Naziregimes jüdische Sportspiele in Berlin stattfinden, ist es natürlich auch etwas ganz Besonderes für die Aktiven, eine derart große Meisterschaft im eigenen Land zu erleben.« Nun werden Berliner, Frankfurter, Münchner und Kölner gemeinsam Futsal spielen. »Leider gibt es nur sehr wenige Makkabi-Vereine, die diese Sportart anbieten«, bedauert er.

Entstanden ist das Team durch einen Zufall. »2011 in Wien war das eher eine spontane Aktion, weil wir nicht genug Fußballspieler zusammenbekommen haben und dann eben auf Futsal ausgewichen sind«, erzählt Osowski lachend. Nun hat man sich viel vorgenommen: »Eine Medaille wäre schon toll. 2013 in Israel sind wir mit einem nicht ganz so starken Kader immerhin Achter geworden.«

squash Den zwölf Schwimmern, die in Berlin ihre Bahnen ziehen werden, drückt man vor allem in Garbsen, Halle/Saale und Marburg die Daumen. Squash ist dagegen hauptsächlich Großstadtsache. Neun Spieler aus München, Berlin, Frankfurt und Hamburg starten. Die zweitgrößte deutsche Delegation stellen die Tennisspieler. 25 Athleten beteiligen sich an den European Maccabi Games. Lokalpatrioten aus Mainz, Mannheim, Gelsenkirchen, Amberg, Frankfurt und Wiesbaden können die rund 17 deutschen Starter beim Tischtennis anfeuern. Volley- und Wasserball sind dagegen ein klarer Fall für Sportler aus Nordrhein-Westfalen. Aus allen dortigen großen Städten ist jemand im jeweiligen Team.

Alle Makkabi-Sportler werden mit ihren nationalen Trikots im Juli auch abseits der Wettkämpfe das Stadtbild Berlins prägen. Wie die offizielle Teambekleidung der deutschen Delegation aussehen wird, ist allerdings noch ein Geheimnis. »Es soll eine Überraschung werden«, sagt Tomer Nahary. Am Wochenende vor dem Beginn der EMG werden sich alle Aktiven zum Vorbereitungslehrgang in Duisburg treffen. »Natürlich werden die Teilnehmer der einzelnen Sportarten dort trainieren, aber es geht auch darum, sich sportartenübergreifend kennenzulernen.« Foto- und Pressetermine stehen ebenfalls auf dem Programm. »Und dann wird jeder Einzelne seine Tasche mit der offiziellen Bekleidung erhalten.«

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