Gedenkfeier

Avner Less wird in Berlin beigesetzt

Das Eichmann-Verhör und die Aufzeichnungen des Verhöroffiziers Avner Less sind in dem Band »Lüge! Alles Lüge!« dokumentiert. Foto: Alon Less / Arche Verlag

Der Vernehmer des NS-Verbrechers und Holocaust-Organisators Adolf Eichmann, der israelische Polizist Avner Less, soll am Freitag zusammen mit seiner Frau Vera in Berlin-Wannsee bestattet werden. Damit werde 27 Jahre nach dem Tod von Avner Less der letzte Wunsch des gebürtigen Berliners erfüllt, teilte der langjährige Leiter der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Norbert Kampe, am Montag in der Hauptstadt mit. Nach der Beisetzung wollen Alon Less, der Sohn von Avner und Vera, sowie Verwandte Stolpersteine im Gedenken an mehrere Familienmitglieder in Berlin verlegen.

Der als »Hauptmann Less« bekannt gewordene Polizeioffizier hatte den Angaben zufolge Eichmann in Israel 275 Stunden lang verhört. Eichmann war einer der Hauptverantwortlichen für den Mord an den europäischen Juden und wurde 1962 in Tel Aviv verurteilt und hingerichtet.

Friedhof Bisher hätten widrige Umstände eine getrennte Beisetzung des jüdischen Ehepaars in Zürich und Hamburg erzwungen, betonte Kampe. Beide waren seinen Angaben zufolge nicht Mitglieder einer Jüdischen Gemeinde gewesen. Ihre Leichname seien eingeäschert worden. Damit hätten sie keinen Anspruch gehabt, auf einem Jüdischen Friedhof beerdigt zu werden. Jetzt sollen die Urnen mit ihrer Asche auf dem städtischen Friedhof im Berliner Stadtteil Wannsee in der Friedenstraße bestattet werden.

Avner Less gehörte zu den Berliner Juden, die rechtzeitig vor den Nazis geflohen sind. Vera Less, geborene Gonsiorowski, stammte aus Hamburg. Beiden gelang gemeinsam die Einwanderung nach Palästina. Die Mutter von Vera Less, der Vater von Avner Less und viele weitere Familienmitglieder wurden in der NS-Zeit ermordet, hieß es weiter.

staatsbürgerschaft
Das Ehepaar Less lebte in Israel, New York, Paris und in der Schweiz, wo beide starben. Unbeschadet ihrer israelischen Staatsbürgerschaft bestand das Ehepaar den Angaben zufolge auf der Annullierung ihrer Zwangsausbürgerung aus Deutschland. »Auch wenn sie nicht in Deutschland leben wollten, sollte der Anspruch darauf doch nicht aufgegeben werden. Und die Hoffnung auf Versöhnung auch nicht«, schreibt Historiker Kampe dazu.

Das Verhör des Holocaust-Organisators Eichmann und die Aufzeichnungen seines Verhöroffiziers Avner Less gehörten heute »zu den Meilensteinen der Erforschung unserer Geschichte«. Deshalb habe sich das Haus der Wannsee-Konferenz auch dafür eingesetzt, den letzten Wunsch des Ehepaars, in Berlin bestattet zu werden, zu erfüllen. Auf der Gedenkfeier am Freitag wird den Angaben zufolge unter anderem der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Rabbiner Andreas Nachama, sprechen. epd

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024