Bad Homburg

Zu klein für 700 Leute

Einbringung der neuen Tora in Bad Homburg Foto: Rafael Herlich

Klein und unscheinbar steht das zweigeschossige Gebäude in einem Hinterhof in der Wallstraße in Bad Homburg. Heute ist es ein Wohnhaus, doch vor rund 150 Jahren spielte sich hier jüdisches Leben ab. Das Fachwerkhaus war ein Nebengebäude der bis 1866 genutzten ehemaligen Synagoge und diente als Zentrum der jüdischen Gemeinde.

Und genau das könnte es möglicherweise wieder werden. Die Stadt will das Häuschen aus dem 18. Jahrhundert im Zuge der Altstadtsanierung von dem jetzigen Eigentümer für 150.000 Euro erwerben und es der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, die die Hochtaunus-Gemeinschaft verwaltet, zu einem günstigen Erbpachtzins überlassen. Bedingung wäre jedoch, so Bad Homburgs Oberbürgermeister Michael Korwisi (Die Grünen), dass die Frankfurter das Gebäude denkmalgerecht sanieren.

Übergangslösung Die Bad Homburger Gemeinde wächst. Die rund 700 Mitglieder stammen vor allem aus der Kurstadt, aus Oberursel, Friedrichsdorf und dem Hochtaunus-Kreis. Bisher trafen sich die Männer, Frauen und Kinder und ihr Rabbiner Shalom Dovber Rabinovitz zu Gebet, Krabbelstube und Gemeindeleben in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Bad Homburg. Weil diese jedoch für die steigende Zahl an Besuchern zu klein geworden ist, ziehen sie derzeit in eine Wohnung in der Innenstadt um. Doch auch das soll nur eine Übergangslösung für zwei Jahre sein.

Imrich Donath und sein Sohn Jacob haben das Jüdische Zentrum Bad Homburg 2012 gegründet. Sie wollten jüdisches Leben in der Kurstadt wiederbeleben, sagt er. Erstmals, seit die frühere Synagoge 1938 von den Nazis niedergebrannt wurde, fanden wieder Schabbatgottesdienste statt, wurden wieder Rosch Haschana, Jom Kippur und eine Barmizwa gefeiert. Mittlerweile hat Imrich Donath den Vorsitz des Zentrums jedoch wieder abgegeben und verweist an Shalom Dovber Rabinovitz. Der Bad Homburger Rabbiner will in der Umzugsfrage den Beratungsprozess in Frankfurt abwarten.

Kostenprüfung Man prüfe das Angebot und die Kosten, heißt es dazu in der Frankfurter Jüdischen Gemeinde. Vertreter des Vorstandes haben das Objekt besichtigt. »Wir waren vor Ort«, berichtet Gemeindedirektorin Jennifer Marställer. Der Grundgedanke, an einen historischen Ort zurückzukehren, sei schön, sagt sie, »aber wir überlegen noch«. Eine Entscheidung sei bisher nicht gefallen, und Marställer kann auch noch keinen Zeitpunkt dafür in Aussicht stellen.

Ein negatives Kriterium könnte die Größe sein. Viel mehr Platz als in einer Wohnung böte auch das mögliche neue Domizil nicht. Auf den zwei Geschossen stehen nur jeweils 45 Quadratmeter zur Verfügung. Im Bauausschuss der Stadt Bad Homburg äußerte daher die CDU bereits Zweifel, ob diese Fläche der wachsenden Gemeinde überhaupt genügen werde. Und auch die Kosten für eine denkmalgerechte Sanierung wären hoch. Am Geld waren in früheren Jahren bereits Überlegungen der Stadt und der Frankfurter Jüdischen Gemeinde für den Neubau einer Synagoge gescheitert.

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024

Essay

Steinchen für Steinchen

Wir müssen dem Tsunami des Hasses nach dem 7. Oktober ein Miteinander entgegensetzen

von Barbara Bišický-Ehrlich  16.04.2024

München

Die rappende Rebbetzin

Lea Kalisch gastierte mit ihrer Band »Šenster Gob« im Jüdischen Gemeindezentrum

von Nora Niemann  16.04.2024

Jewrovision

»Ein Quäntchen Glück ist nötig«

Igal Shamailov über den Sieg des Stuttgarter Jugendzentrums und Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  16.04.2024

Porträt der Woche

Heimat in der Gemeinschaft

Rachel Bendavid-Korsten wuchs in Marokko auf und wurde in Berlin Religionslehrerin

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.04.2024