Nachlese

Yalla Bye Jerusalem, Hallo Berlin

Fünfmal Gold, einmal Silber, siebenmal Bronze lautet die Bilanz der deutschen Mannschaft bei der 19. Maccabiah in Israel. Eine Ausbeute, die sich sehen lassen kann. Hinzu kommen noch einige gute Platzierungen wie etwa der vierte Platz der Herren in der Schwimmstaffel über vier mal 100 Meter, Platz fünf und sechs der Sportschützin Vered Zur-Panzer und der siebte Platz der Fußballherren. Wie ihre Spielerkollegen auf dem Feld erreichte auch das Futsal-Team in der Halle das Viertelfinale. Es belegte schließlich den achten Platz.

Nicht so gut lief es bei den Hockeydamen mit Mannschaftsführerin Rebecca Landshut. Sie mussten das Turnier ohne Auswechselspielerinnen bestreiten – ein Ding der Unmöglichkeit bei der starken Konkurrenz. Wie groß dennoch die individuelle Stärke der Spielerinnen war, zeigt die Tatsache, dass Rebecca Landshut, die ihre aktive Karriere im deutschen Nationalteam und Vereinssport eigentlich schon beendet hatte und bei der Maccabiah noch einmal angetreten war, zur besten Spielerin des Turniers gekürt wurde.

Schach Mark Kvetny gewann im Schachwettbewerb der Junioren Gold. Der Spieler von Makkabi Deutschland setzte sich mit sechs gewonnenen Partien und einem Unentschieden gegen das stark besetzte Feld durch. Sein Teamkollege Leonid Sawlin landete auf dem zweiten Rang. Der Dritte im Bunde, Robert Baskin, schlitterte knapp an einer Medaille vorbei und belegte den fünften Platz.

»Wir feiern den Sport, unser schönes Land Israel und das Judentum«, hatte Makkabi-Sportchef Isaak Lat bei Halbzeit der jüdischen Weltspiele gesagt. Neben sportlichen Erfolgen sollte der Spaß nicht zu kurz kommen. Und den hatten die Sportler, auch wenn es das ein oder andere Mal in der Organisation etwas hakte, der Busshuttle nicht pünktlich war und die Sportler einige Male warten mussten, bis sie in ihrer Unterkünfte zurückfahren konnten.

Nach den Wettkämpfen feierten sie voller Euphorie. Einige hatten ihre Familien als Fangemeinde mitgebracht. Wie etwa die Geldman-Schwestern. Vater Jehuda, Mutter Andrea und Sohn Simon feuerten Sarah, Leah und Dinah an, die als Feldhockeyspielerinnen ihr Bestes gaben. Simon war sogar aus London angereist, um seine drei Schwestern zu unterstützen.

Küken Wer seine Eltern nicht dabei haben konnte, wurde von den älteren Sportkollegen betreut. Wie auch die Jüngste im Team Makkabi Deutschland, Hanna Benenson. Mit der internationalen Mixed-Staffel errang sie eine überraschende Bronzemedaille und zeigte kaum Angst vor großen Namen. »Es ist schon ein bisschen komisch, da sie alle erwachsener sind als ich«, räumte die noch 13-Jährige ein. »Aber sie sind trotzdem sehr nett und passen auf mich auf«, erzählte das Küken im Makkabi-Nest. Am 18. August wird sie 14 Jahre alt.

Nur wenig älter sind Schachspieler Leonid Salwin oder die Reiterin Sarah Bamberger, die in der Dressur antrat. Sarah lebt in Haifa. Da sie auch den deutschen Pass besitzt, nahm sie das Makkabi-Deutschland-Team gern in seine Reihen auf.

Ältester Teilnehmer des deutschen Teams war Gijora Padovicz. Der 61-jährige Immobilienkaufmann aus Berlin trat beim Halbmarathon an. Nach einigem Hin und Her in der Auswertung gab es für ihn und Yehoshua Chmiel gute Nachrichten. Beide Läufer hatten am Mittwoch in ihren Altersklassen eine Bronzemedaille gewonnen.

Die deutsche Frauen-Fußballmannschaft hatte mehr Niederlagen als Siege zu verkraften. Und auch wenn die Packung gegen Israel mit 1:11 besonders hoch ausfiel, ließen sich die Fußballfrauen ihre Laune nicht verderben. Sie gratulierten der DFB-Frauennationalmannschaft zum Sieg bei der Europameisterschaft in Schweden. »Starke Leistung!«, posteten sie.

Programm Wenn das deutsche Team nicht gerade feierte, gab es abseits der Spiele viel zu erleben, wie etwa im Pierre-Gildesgame-Museum in Ramat Gan. Drei Stockwerke Sport hat die Ausstellung zu bieten, die von der Vize-Ehrenpräsidentin des Makkabi-Weltverbandes Rivka Rabinowitz betreut wird. An der zweiten Maccabiah hatte sie als Gymnastin teilgenommen. »In weißer Uniform«, wie sich die 90-Jährige heute noch erinnert. Fotos, Dokumente und Trophäen erzählen die Geschichte des jüdischen Sports, unter ihnen Schwimmlegenden wie Judith Deutsch und Mark Spitz.

Zur Sportgeschichte gehört auch Josef Jekutieli. Der Sportlehrer aus Russland hatte als Jugendlicher die Olympischen Spiele in Stockholm miterlebt und den Einfall gehabt, dass es so etwas auch nur für jüdische Sportler geben müsse. Eine Idee war geboren, für die er nun intensiv warb.

Er schrieb an Behörden, Politiker und Regierungen. Er schickte sogar zwei Motorradfahrer aus dem Sinai los, um in den europäischen Hauptstädten Unterstützung zu finden. 1932 konnte dann in Tel Aviv die erste Maccabiah stattfinden. Von den 134 deutschen Teilnehmern blieben damals viele in Israel, es rettete ihnen das Leben.

Berlin Für viele Teilnehmer war die Maccabiah 2013 das erste Mal, dass sie ein so großes Sportevent miterlebten oder in Israel waren. Wann immer es Anlass gab, wurde gefeiert. Und mittendrin immer der blaue Makkabär, das Maskottchen des deutschen Teams. Er tanzte in der größten Hitze und feuerte die Athleten an. Kein Ereignis, bei dem er nicht war, denn Deutschland war die einzige Nation, die einen Glücksbringer dabei hatte. So musste Makkabär auch für andere Nationen herhalten und war wohl das meist fotografierte Motiv bei den Spielen. Und auch bei der großen Schlussfeier im Jerusalemer Teddy-Stadion war Makkabär dabei.

Dieter Graumann gratulierte im Namen des Zentralrats, »aber auch ganz persönlich Trainern und Teammitgliedern zu einer erfolgreichen Maccabiah in Israel. Das deutsche Team hat nicht nur Medaillen, sondern auch viele Herzen gewonnen – daher dürfen sich alle ausnahmslos als Gewinner fühlen!«, erklärte Graumann.

»2015 heißt es dann Makkabi chai in Berlin! Dass die nächste europäische jüdische Olympiade in Deutschland stattfindet, ist ein wundervolles und starkes Zeichen vom blühenden, selbstbewusstem jüdischen Leben hierzulande.« Berlin werde Ort von Teamgeist, Fröhlichkeit und ganz viel Jüdischkeit! »Das Makkabi-Feeling wird jeden packen!«, prophezeit Graumann.

Daniil Fissenko öffnete als erster Sportler aus dem deutschen Makkabi-Team die neue Homepage der European Maccabi Games – EMG 2015. Der Schwimmer spielt im Trailer zu den europäischen Spielen mit.

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024