Glossar

Mikwefrau

Der Besuch der Mikwe ist etwas sehr Privates und Diskretes. Foto: Thinkstock

»Wenn eine Frau eintaucht, muss neben ihr eine erwachsene jüdische Frau, die älter als zwölf Jahre ist, anwesend sein und beobachten, dass kein Haar ihres Kopfes an der Oberfläche schwimmt.« So beschreibt der Schulchan Aruch (Joreh Dea 198,40) die Rolle der Balanit, der Mikwefrau.

Ihre halachische Aufgabe ist sehr wichtig, doch im Umfang begrenzt. Was aber sind die menschlichen Pflichten der Mikwefrau? Sie soll respektvoll, warmherzig und hilfsbereit sein und sich scheuen, Kritik zu üben. Sie soll »Ahavat Jisrael« zum Ausdruck bringen, die Wertschätzung und Liebe zu unserem Volk.

intim Die Privatsphäre der Frau, die in die Mikwe kommt, steht an erster Stelle. Der Besuch der Mikwe ist etwas sehr Privates und Diskretes. Es sollten nur der Ehemann und die Balanit davon wissen, sonst niemand. Die Balanit begleitet die Besucherin zum Vorbereitungsraum. Dann zieht sie sich zurück, bis die Vorbereitungen abgeschlossen sind und sie gerufen wird, um die Besucherin ins Tauchbad zu geleiten.

In manchen Mikwaot in Städten mit einer größeren jüdischen Bevölkerung liegen frische Handtücher, Einwegpantoffeln, Bademantel, Seife, Shampoo, Nagelknipser und all die anderen Dinge bereit, die erforderlich sind, damit sich die Frau vor dem eigentlichen Akt der Tewila, des Untertauchens, gründlich reinigen kann. Aber es ist durchaus üblich, Handtücher und die anderen Utensilien selbst mitzubringen, falls die Mikwe damit nicht ausgestattet ist.

Prozedur Die Nägel werden geschnitten und gesäubert, Zähne geputzt. Man öffnet und kämmt das Haar, entfernt Make-up und Nagellack, denn nichts Künstliches soll zwischen dem Körper und dem Wasser sein. Vor dem Untertauchen muss die Frau ein halbstündiges Wannenbad nehmen. Wenn sie das schon zu Hause getan hat, braucht sie sich in den Räumen der Mikwe nur zu duschen. Danach ist es an der Zeit, den Bademantel anzuziehen und die Balanit zu rufen. Sie begleitet die Frau zum Eintauchen in die eigentliche Mikwe.

Zuvor prüft sie, ob der Frau beim Kämmen eventuell lose Haare auf den Rücken gefallen sein könnten. Dann legt sie ein Tuch über den Kopf der Besucherin, damit sie die Brache, den Segen über die Tewila, sprechen kann, wie es jüdische Frauen seit Jahrhunderten tun. Übersetzt lautet die Brache: Gesegnet seist Du, Herr, unser G’tt, König des Universums, der uns mit Seinen Geboten geheiligt hat und uns das Ritual des Untertauchens befohlen hat. Wenn die Frau den Segen nicht auf Hebräisch sprechen kann, wird die Balanit die Worte gern vorsagen, und die Besucherin wiederholt sie.

Untertauchen Nach der Brache streift die Frau den Bademantel oder das um ihren Körper geschlungene Handtuch ab und übergibt es der Balanit, die diskret wartet, während die Besucherin die Treppen in das eigentliche Tauchbecken hinabsteigt und in diesem ganz besonderen Wasser dreimal untertaucht. Zweimaliges Untertauchen ist das Minimum, in besonderen Härtefällen genügt einmal.

Die Mikwefrau beobachtet genau, um sicherzustellen, dass das Eintauchen der Halacha entspricht. Das heißt, der gesamte Körper, der Kopf und alle Haare müssen unter der Wasseroberfläche sein. Nach jedem Eintauchen sagt die Balanit: »Kascher«. Für manche sind diese Augenblicke Momente höchster Spiritualität. Es ist, als ob sich die Tore des Himmels öffneten. Jetzt kann die Besucherin ihre persönlichen Gebete sprechen. Nun ist die Mizwa erfüllt. Wie kaum eine andere versinnbildlicht sie die körperliche und spirituelle Erneuerung der Frau.