Spionage

Weiß der Geier

Verschwörungstheoretiker in Saudi Arabien halten Geier für einen Teil des »zionistischen Komplotts«. Foto: Flash 90

R65 lautet angeblich das Kürzel des neuesten Mossad-Spions, der in der arabischen Welt aufgeflogen ist. Nachdem iranische Behörden vergangene Woche Ali Akbar Siadat wegen »Spionage für Israel« hängten, will auch Saudi Arabien einen israelischen Agenten entlarvt haben. Das einzige Problem: R65 ist ein Geier. Wie die Zeitung al-Wiam berichtete, wurde das Federvieh bei der Stadt Hayel gefunden. Das Tier, das anscheinend Teil einer Studie der Universität Tel Aviv über Vogelwanderung war, erregte Verdacht, weil es mit einem GPS-Transmitter und einem Vogelring der Universität ausgestattet war. Ein Scheich meldete seinen Fund den Behörden. Al-Wiam und unzählige Blogger waren sich sofort sicher: Der Geier ist Teil eines »zionistischen Komplotts«, um Saudi Arabien auszuspionieren.

Einsatz Der Verdacht mag weltfremd anmuten, Seltenheitswert hat er in der arabischen Welt jedoch nicht. Erst vergangenen Monat wurde nach einer tödlichen Haiattacke im Roten Meer der Mossad verdächtigt, den Killerfisch vor der Küste ausgesetzt zu haben, um der ägyptischen Tourismusindustrie zu schaden. Man könne solch ein Szenario nicht ausschließen, sagte der Gouverneur der Sinaihalbinsel Muhammad Abdel Fadil Schuscha

Zweifellos befinden sich Tiere im Einsatz der israelischen Sicherheitsdienste: Spürhunde suchen Bomben, Lamas sollen Gebirgsjägern Gepäck abnehmen, Pferde kommen bei Massendemonstrationen zum Einsatz. An der Universität in Tel Aviv streitet man die Verbindung zu R65 nicht ab: er sei einer von insgesamt sieben Geiern, die in den vergangenen Jahren nach Saudi Arabien geflogen wären, sagte ein Forscher der Uni. Vier seien anscheinend Jägern zum Opfer gefallen. Ein weiterer lebe noch, nachdem er im Sudan überwintert habe.

Anschuldigungen Programme, bei denen Haie, Vögel oder, wie bereits verbreitet, gar Insekten auf die Gehaltsliste der Israelis kommen, scheinen jedoch eher Ausgeburt paranoider Fantasien zu sein, an denen es hier nicht fehlt. Im Oktober 2008 »verhaftete« der Iran zwei Tauben, die angeblich die Atomanlage in Natanz im Auftrag des Westens observieren sollten. Nur ein Jahr zuvor waren hier auch 14 Spionageeichhörnchen »im letzten Augenblick« in Gewahrsam genommen worden, berichtete damals die Nachrichtenagentur IRNA.

Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete vor wenigen Jahren, dass die Israelis riesige »Killerratten« in Ostjerusalem aussetzten. Die aggressiven Kampfnager, die angeblich »so groß sind wie Hunde«, sollten die arabischen Bewohner aus der Heiligen Stadt vertreiben. Solche Anschuldigungen sind dabei vergleichsweise noch gelinde: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad machte die Israelis unlängst für die Weltwirtschaftskrise und die Klimakatastrophe verantwortlich. Auch wird der Mossad beschuldigt, hinter dem Ausbruch von AIDS oder dem Attentat auf New York und Washington am 9. September 2001 zu stecken.

vogelfrei Die Muslimbrüder in Ägypten beschuldigen den Mossad, für das blutige Neujahrs-Attentat in Alexandria verantwortlich zu sein, bei dem 21 Menschen ums Leben kamen. Den Vogel schoss jedoch die pakistanische Zeitung »The Dawn« ab. Die hatte in den 70er-Jahren behauptet, Israel plane, die Stadt Jerusalem an die Küste nach Tel Aviv zu verlegen, um sie auf diese Weise den Muslimen zu entreißen.

Unterdessen scheint die Geschichte um R65 ein gutes Ende zu finden. Wie die Zeitung Al Hayat berichtete, lassen die Saudis jetzt den Vogel frei, den sie der Kollaboration mit dem israelischen Geheimdienst verdächtigt hatten. Was das Federvieh den saudischen Ermittlern im Verhör sagte, weiß der Geier. Auf jeden Fall scheint es gewirkt zu haben.

israel

Dschihad-Mitglied gesteht Vergewaltigung am 7. Oktober

Armee wertet die Aussagen als »weiteren Beweis für den Ansturm von Mord und sexueller Gewalt durch die Terrororganisationen am 7. Oktober«

 28.03.2024

Berlin

»UNRWA ist Teil des Problems«

Israels Botschafter Ron Prosor präsentiert Informationen zur engen Verbindung der Terrororganisation Hamas mit dem UN-Palästinenserhilfswerk

 28.03.2024

Armeedienst

Die Frist für die Ultraorthodoxen ist um

Generalstaatsanwältin Gali Baharav Miara will die Einberufung charedischer Männer vorbereiten

von Sabine Brandes  28.03.2024

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Terror

Anschlag auf Schulbusse

Drei Israelis bei einer Terrorattacke im Westjordanland verletzt. Der Täter ist auf der Flucht

 28.03.2024

Nahost

Mindestens ein Verletzter nach Angriff der Hisbollah

Die Lage am Donnerstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 28.03.2024

Terror

»Ich wurde sexuell missbraucht«

Die ehemalige Geisel Amit Soussana spricht als erste über die sexuelle Gewalt, die sie durch die Hamas ertragen musste

von Sabine Brandes  27.03.2024

Meinung

Ein fatales Signal

Echte Partner? Dass sich die Bundesrepublik von Israel, der einzig funktionierenden Demokratie im Nahen Osten abwendet, ist mehr als bezeichnend

von Stephan-Andreas Casdorff  27.03.2024

Geiseln

Geisel Liri (19): Hoffnungsschimmer oder weiteres grausames Detail?

Die Familie der verschleppten Soldatin gibt Einzelheiten zur Geiselhaft bekannt

von Sabine Brandes  26.03.2024