Sehen!

Alija mit Hindernissen

Willkommen (?) in Israel: Gisèle (Fanny Ardant) und Alain (Gérard Depardieu) Foto: Das Erste

Der Pariser Gynäkologe Alain Gaash (Gérard Depardieu) stammt von litauischen Juden ab. Mit der Religion seiner Väter hat der gut situierte Arzt es allerdings nie so genau genommen – bis seine Frau Gisèle (Fanny Ardant), eine ihrem Mann zuliebe konvertierte Christin, in einer Sinnkrise plötzlich das Judentum als neuen Impuls für ihr Leben entdeckt. Nach einem gemeinsamen Israelurlaub setzt sie ihm die Pistole auf die Brust: Alija oder Scheidung! Dem Ehefrieden zuliebe gibt der Arzt nach.

Das Erste zeigt um Mitternacht von Sonntag auf Montag, den 1./2. August, (warum eigentlich so spät?) in einer deutschen Erstaufführung den französischen Film Tel Aviv Rendezvous – eine Culture-Clash-Komödie zwischen Diaspora und Eretz Israel. Das Gelobte Land rollt den beiden französischen Neueinwanderern nicht gerade den roten Teppich aus.

kiffender rabbi Dabei beginnt alles zunächst vielversprechend: Ein netter Makler verkauft den Olim ein Traumhaus am Meer, ein hilfsbereiter israelischer Fachkollege bietet Alain eine maßgeschneiderte Stelle in seinem Krankenhaus an. Doch nach der Übersiedlung müssen die Pariser Mittelschichtler schmerzhaft feststellen, dass das Leben in Tel Aviv eigenen, für Neuankömmlinge wie sie schwer durchschaubaren Gesetzen folgt. Das bereits bezahlte Haus bleibt ein Rohbau, ihr Umzugscontainer landet auf dem Meeresgrund, und mit dem Job im Hospital wird es auch nichts. Trotz beengter Behausung in einem Übersiedlerheim lässt Gisèle sich von den Rückschlägen nicht irritieren. Während Alain sich heimlich auf dem Hotelparkplatz als Autowäscher verdingt, flirtet sie mit einem kiffenden Rabbi (Lior Ashkenazi). Schließlich besteht sie darauf, dass Alain sich beschneiden lässt – das Ritual wird leider ohne Betäubung durchgeführt. Auch an anderen Stellen erreicht diese französisch-israelische Literaturverfilmung zuweilen einen surrealen Touch – etwa wenn das Paar in der Wüste plötzlich dem Messias begegnet. ja

»Tel Aviv Rendezvous«, Das Erste, Sonntag/Montag, 1./2. August, 0.00 Uhr

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024