Ehrung

Der Rabbi und der Dirigent

Für deutsch-jüdische Verständigung geehrt: Kurt Masur Foto: dpa

Kurt Masur erhält die diesjährige Leo-Baeck-Medaille für deutsch-jüdische Verständigung. Der 82-Jährige war von 1970 bis 1997 Kapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters, später elf Jahre lang Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Er ist auch Ehrengastdirigent beim Israel Philharmonic Orchestra. Über die Reihen der Musikfreunde hinaus bekannt wurde Masur im Wendeherbst 1989. Zusammen mit fünf weiteren prominenten Leipzigern appellierte er an Sicherheitsbehörden und Demonstranten, bei der großen Montagskundgebung am 9. Oktober keine Gewalt anzuwenden. Dieser Appell trug mit dazu bei, dass das befürchtete Blutbad ausblieb. Nach der Wende engagierte sich der Dirigent mit der von ihm 1991 gegründeten Internationalen Mendelssohn-Stiftung für die Rettung der letzten Wohn- und Wirkungsstätte des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig.

festakt Die Leo-Baeck-Medaille (nicht zu verwechseln mit dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland) wird seit 1978 alljährlich an Politiker, Künstler, Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter verliehen, die sich um die deutsch-jüdische Verständigung verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Trägern der Auszeichnung zählen der Verleger Axel Springer, der frühere Bundespräsident Johannes Rau, der Historiker Fritz Stern und im vergangenen Jahr Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer. Verliehen wird die Ehrung vom Leo-Baeck-Institut in New York. Die 1955 gegründete Einrichtung widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung von Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums. Benannt ist es nach Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), dem Berliner Reformrabbiner, der nach 1933 als Präsident der Reichsvertretung der deutschen Juden versuchte, gegenüber den Nazis die Interessen der verfolgten jüdischen Minderheit zu vertreten. Emigrationsangebote lehnte Baeck ab. 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert und übersiedelte nach der Befreiung nach London.

Kurt Masur wird die Leo-Baeck-Medaille am 9. November bei einem Festakt im New Yorker Waldorf-Astoria-Hotel entgegennehmen. Präsentiert wird sie dem Preisträger von Alan Gilbert, dem musikalischen Direktor der New York Philharmonic. Die Eingangsrede halten wird der deutsche Kulturstaatsminister Bernd Neumann. ja

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024

Kunst

Akademie-Präsidentin gegen Antisemitismus-Klausel

»Wir haben ein gutes Grundgesetz, wir müssen uns nur daran halten«, sagt Jeanine Meerapfel

 19.04.2024

Jehuda Amichai

Poetische Stimme Israels

Vor 100 Jahren wurde der Dichter in Würzburg geboren

von Daniel Staffen-Quandt  19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix ist angelaufen

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024