Journalismus

»Teheran macht strikte Vorgaben«

Herr Tilgner, vor zwei Wochen haben sich der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust und der Intendant des ZDF, Markus Schächter, mit dem Chef des iranischen Staatsrundfunks getroffen. Wie bewerten Sie dies?
Das war aus meiner Sicht ein sehr problematisches Treffen.

Warum?
Das iranische Fernsehen ist direkt dem Revolutionsführer unterstellt. Der Direktor hat einen Kabinettsrang, ist also quasi Mitglied der Regierung in Teheran. Das sieht man auch am Programm – es ist absolut regierungstreu. Ezzatollah Zarghami ist kein Gefolgsmann von Ahmadinedschad, aber er gehört zur Führung des Regimes. Der iranische Revolutionsführer Ajatollah Chamenei hat ihn eingesetzt und bestätigt. Das zeigt, dass er ein hochpolitisches Amt bekleidet.

Warum haben dann ARD und ZDF Zarghami eingeladen?
Es geht um zwei Dinge: Zum einen gibt es jahrelange Kooperationsverträge zwischen den Fernsehanstalten mit entsprechenden Abkommen zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und dem iranischen Staatsfernsehen. Diese Vereinbarungen werden in der Regel bei solchen Treffen erneuert. Zum anderen hofft man von deutscher Seite, dass sich die Arbeitsbedingungen für Korrespondenten, die aus dem Iran berichten sollen, verbessern.

Sie berichten seit Langem aus Teheran. Wie sind die Arbeitsbedingungen?
Es wäre euphemistisch, von unabhängiger Berichterstattung zu sprechen. Diese ist nur sehr eingeschränkt möglich. Seit einem Jahr gibt es zudem strikte Vorgaben wie zum Beispiel die, sich nicht mehr an bestimmten Plätzen in Teheran aufzuhalten, an denen demonstriert werden soll. Journalisten hatten schon immer einen Status, der dem eines Diplomaten ähnelt: Sie müssen vorab Auskunft geben, wenn sie im Lande verreisen wollen. Bestimmte Gebiete wie Belutschistan an der pakistanischen Grenze sind komplett tabu. Und an einigen Tagen darf sogar nur vom Schreibtisch aus berichtet werden.

Welche Tage sind das?
Die, an denen Demonstrationen erwartet werdern. Eine Woche nach den Wahlen im vergangenen Jahr hat der Revolutionsführer in einer Freitagspredigt Demonstrationen der Opposition verboten. Seitdem dürfen Journalisten darüber vor Ort nicht mehr berichten. Das sind ganz neue Arbeitsbedingungen. Insofern kann ein Treffen wie das der Intendanten auch keine unabhängige Berichterstattung befördern. Zumal die Pressearbeit durch das Ministerium für islamische Führung organisiert und kontrolliert wird.

Was hat sich verändert?
Die iranische Bevölkerung war früher sehr zugänglich und auskunftsfreudig. Das hat sich radikal verändert. Denn die Menschen müssen jetzt befürchten, dass sie sich strafbar machen oder in irgendeiner Form Repressalien aussetzen, wenn sie sich mit ausländischen Korrespondenten unterhalten.

Mit dem Auslandskorrespondenten des Schweizer Fernsehens sprach Katrin Richter.

Georg M. Hafner

Auslöschen? Kein Problem!

Die Konsequenz des Frankfurter Urteils ist eine verheerende Verschiebung von roten Linien

von Georg M. Hafner  29.03.2024

Berlin

»UNRWA ist Teil des Problems«

Israels Botschafter Ron Prosor präsentiert Informationen zur engen Verbindung der Terrororganisation Hamas mit dem UN-Palästinenserhilfswerk

 28.03.2024

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Sachsen

Trotz antisemitischer Vorfälle: Leipziger Friedenspreis geht an »Handala«-Gruppierung

Die »pro-palästinensische Gruppierung« steht immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle in der Kritik

 27.03.2024

Analyse

Allein

Der Jude unter den Staaten: Wie Israel von der Weltgemeinschaft verleumdet und im Stich gelassen wird

von Maria Ossowski  27.03.2024

Manchester Airport

Überlebende des 7. Oktober bei Einreise beschimpft

»Wir müssen sicherstellen, dass Sie hier nicht dasselbe tun wie in Gaza«, sagt ein Grenzbeamter zu den Israelis

von Imanuel Marcus  27.03.2024 Aktualisiert

USA/Israel

US-Verteidigungsminister empfängt israelischen Amtskollegen

»Wir den Kampf in Gaza nicht beenden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, erklärt Joav Gallant

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Berlin

Nach Angriff auf jüdischen Studenten: Hochschulgesetz wird verschärft

Möglichkeit der Exmatrikulation wurde zuvor von Rot-Grün-Rot abgeschafft

 26.03.2024