Purim

Amalek, Haman und die anderen

In schlechter Gesellschaft: Figur Ahmadinedschads beim Rosenmontagszug Foto: Volker Hartmann

Infolge der Errettung aus Ägypten wurde das jüdische Volk zu Sklaven Gottes. Die Knechtschaft ist zweiteilig. Wir gehören Gott, weil Er uns aus der Gefangenschaft befreit hat. Und als Sein Eigentum müssen wir Seinen Willen tun.

Die gesamte jüdische Geschichte hindurch versuchten zwei klar unterscheidbare Gruppen von Feinden immer wieder, sich in den einen oder anderen Aspekt unseres Verhältnisses zu Gott einzumischen. Die vier Königreiche – Babylonien, Persien, Griechenland und Rom bzw. Edom – machten Gott sozusagen die Eigentümerschaft streitig.

Eine zweite Gruppe, die sieben kanaanitischen Völker, wollte dem jüdischen Volk den Einzug in das Land Israel verwehren – und somit die Erfüllung der Gebote seines Herrn, von denen die meisten nur in Eretz Israel erfüllt werden können.

Jede dieser Gruppen hat ihren Stammvater. Ägypten ist das erste unter den Königreichen. Ägypten versklavte das jüdische Volk, noch bevor Gott es zu seinem Eigentum machte.

Und »Amalek war das erste unter den Völkern« (4. Buch Moses 24,20). Amalek griff uns an, noch vor der Offenbarung am Berg Sinai, das heißt, er suchte den Herrn an der Verkündigung Seines Willens zu hindern. Die sieben Völker wollten mit allen Mitteln vereiteln, dass wir nach der Offenbarung am Berg Sinai Seinen Willen erfüllen.

Rabbiner Yitzhak Hutner wartet mit einer bemerkenswerten Erklärung auf, die das Verhältnis der vier Königreiche und sieben Völker in Hinblick auf Purim entschlüsselt. Im Allgemeinen gehen diese unabhängig voneinander vor. Einzigartig an der Purim-Erzählung ist, dass sie die beiden Gruppen zusammenführt. Achaschwerosch sitzt auf dem Thron Persiens, dem zweiten der vier Königreiche, die in Daniel aufgelistet werden. Sein Chefberater Haman – derjenige, der den teuflischen Plan ausheckt, man solle alle Juden »erschlagen, ermorden und ausrotten« – ist ein direkter Nachfahre Amaleks.

Unseren Weisen fiel die doppelte Bedrohung auf, die sich aus dieser Zusammenführung von Feinden ergab. Diese potenzierte Bedrohung wurde zum Modell für die moderne jüdische Geschichte seit der Zeit, als die Römer den Tempel in Jerusalem zerstörten. Tatsächlich wurde die Bedrohung in unserem vierten und letzten Exil, das Exil Roms oder Edoms, international. Der Ramban schreibt, jedes der vier Königreiche werde durch einen der vier Könige, gegen den Abraham in den Krieg zieht, vorausgedeutet.

Der vierte dieser Könige ist »Tidal, der König der Völker«. Tidal ist der einzige der vier Könige, der nicht nur ein, sondern viele Königreiche beherrschte. Und dies, sagt der Midrasch (Bereschit Rabbah 42,7), entspricht dem Exil von Edom, das die Aufhetzung gegen die Juden unter allen Völkern der Welt verbreitet.

Unser viertes und letztes Exil wird in der Sprache unserer Weisen wechselweise als das Exil Roms oder Edoms geschildert. Edom verweist auf Esau, der dort lebte, ein Vorfahre Amaleks. Mit anderen Worten, unser jetziges Exil hat gleichermaßen teil an der Bedrohung durch die vier Königreiche und an der Bedrohung durch Amalek, genau wie in den Tagen Achaschweroschs und Hamans.

Tatsächlich lassen sich beide Elemente auch heute problemlos identifizieren. Die Delegitimierung Israels und die Ablehnung jeglicher jüdische Souveränität leiten sich direkt aus der Feindschaft der vier Königreiche ab. Das Recht, sich zu verteidigen, wird Israel durch den Internationalen Gerichtshof abgesprochen, der Israels Sicherheitsmauer zu einer Verletzung des internationalen Rechts erklärte. Es wird ihm durch die UNO abgesprochen, die an Israel bei seiner Reaktion auf Terroranschläge grundsätzlich einen anderen Maßstab anlegt als an jeden anderen Staat. Und schließlich wird es ihm durch Boykottkampagnen abgesprochen, die Israel zu einem Staat von einzigartiger Schlechtigkeit erklären.

Wenn aber die Idee eines jüdischen Staats einen Anachronismus darstellt, dann sind Juden für immer dazu verdammt, sich der Herrschaft anderer zu unterwerfen. Und diese Unterwerfung be-
einträchtigt notwendigerweise unsere Fähigkeit, ausschließlich die Knechte Gottes zu sein. Die jüdische Souveränität ist Voraussetzung, dass wir zu Knechten Gottes werden. Aus diesem Grund haben die Bemühungen der vier Königreiche, ihre Herrschaftsansprüche durchzusetzen, immer mit einer Vertreibung aus Eretz Israel begonnen.

Die heimtückischen Bemühungen Amaleks, uns an der Befolgung des Willens Gottes zu hindern, sind ebenso offenkundig in der heutigen Welt. Amalek ist der radikale Spötter, der jede Bedeutung und jeden Sinn des Lebens leugnet. Der Vers »Rüge den Zuchtlosen nicht; sonst hasst er dich« (Mischlei 9,8), lehrt uns Chazal, bezieht sich auf Amalek. Da er nichts ernst nehmen kann, steht ihm kein Weg offen, sich zu verändern oder weiterzuentwickeln. Deshalb ist es sinnlos, ihn zu rügen. Das Ende Amaleks kann nur seine Vernichtung sein.

Nie war unsere Verbundenheit mit Gott so klar wie während des Auszugs aus Ägypten. Die Völker zitterten aus Furcht vor dem jüdischen Volk, und niemand trat vor, es zu bekriegen. Außer Amalek. Amalek wirft das jüdische Volk in das Reich der Geschichte zurück, fern jedes transzendentalen Zusammenhangs.

Vor dem Angriff Amaleks zog kein Volk auch nur die Möglichkeit in Betracht, Krieg gegen uns zu führen – die ägyptischen Wunder hatten allzu offenkundig gemacht, dass wir unter dem Schutz Gottes standen. Obwohl Amalek in die Flucht geschlagen wurde, nahm sein Angriff den anderen die Furcht. Jetzt konnten andere Völker seine Niederlage irgendeinem strategischen Fehler zuschreiben und ihre eigenen überlegenen Strategien entwickeln. Das ist es, was Chazal meint, wenn er Amalek mit einem vergleicht, der in ein kochend heißes Bad springt, um es für alle, die ihm folgen, abzukühlen. Amalek hat das Bewusstsein von Gott abgekühlt, das Bewusstsein von einer Welt mit Bedeutung und Sinn.

In der Tora wird vom Kampf gegen Amalek stets gesagt, er finde »morgen« statt. Moses sagt zu Josua: »Wähl uns Männer aus, und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen ...« (2. Buch Moses 17,9). Und Esther fordert von Achaschwerosch am zweiten Tag, alle Amalekiter in Schuschan zu töten.

Purim ist Vorbote des künftigen Sieges über Amalek und das Gift, das er unter den Nationen ausgestreut hat. Aus diesem Grund gönnen wir uns an Purim den vollen Jubel, der sonst für die Tage des Messias reserviert ist: »Da war unser Mund voll Lachen / und unsere Zunge voll Jubel« (Psalmen 126,2).

In Wirklichkeit gehört Purim einer künftigen Zeit an, einer Zeit der endgültigen Abrechnung mit Amalek und unseres Sieges sowohl über die vier Königreiche als auch über die sieben Völker.

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