Nordrhein

Juden sagen Israel-Reise mit Christen ab

Die Kotel in Jerusalem Foto: Flash 90

Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein hat eine gemeinsame Israel-Reise mit Vertretern der Evangelischen Kirche im Rheinland abgesagt. Der Text von Pfarrer Rainer Stuhlmann in einer Gottesdienst-Arbeitshilfe hinterlasse »einen faden Beigeschmack antizionistischer Stereotype«, erklärte der Vorstandsvorsitzende des jüdischen Landesverbandes, Oded Horowitz, am Dienstag in Düsseldorf.

»Die darin geäußerte Verunglimpfung des Staates Israel als brutale Besatzungsmacht und die Unterschlagung historischer Fakten sind für uns nicht hinnehmbar«, erklärte Horowitz zur Begründung. Weil die rheinische Kirchenleitung sich nicht davon distanziert habe, werde der Landesverband die gemeinsame Reise nicht antreten, die für Ende dieser Woche geplant war. Die rheinische Kirche bedauerte die Absage.

Lieder Die Arbeitshilfe der rheinischen Kirche »70 Jahre Staat Israel. Ein Termin im christlichen Kalender?« enthält neben Liedern und Gebeten für Gottesdienste auch einen Beitrag des Ruhestandspfarrers Rainer Stuhlmann. Er war fünf Jahre lang Studienleiter im christlichen Dorf Nes Ammim im Norden Israels, das Ziel der gemeinsamen Israel-Reise sein sollte.

Stuhlmann schreibt in der Arbeitshilfe, die Errichtung des Staates Israel sei für Christen ein Grund zur Dankbarkeit und zum Feiern. Zugleich kritisiert er die israelische Siedlungspolitik. Die Staatsgründung habe für die Juden zwar »Schutz, Sicherheit, Gerechtigkeit und Frieden« gebracht, für die Palästinenser aber »Vertreibung, Zerstörung, Zwang und Unrecht«.

Horowitz erklärte, der Beitrag habe den jüdischen Landesverband »bestürzt und traurig« zurückgelassen. Man freue sich zwar darüber, dass die Evangelische Kirche des Rheinlands als einzige evangelische Landeskirche anlässlich des 70. Jubiläums des Staates Israel eine Arbeitshilfe herausgegeben hat, und sehe darin einen Beleg für den langjährigen konstruktiven Dialog miteinander, umso mehr sei man über den Beitrag bestürzt.

Existenzrecht »Zur 70. Jubiläumsfeier der Gründung des Staates Israel auf die Lebenslage der palästinensischen Bevölkerung als direktes Resultat der Staatsgründung Israels zu verweisen, stellt das Existenzrecht Israels infrage und hinterlässt einen faden Beigeschmack antizionistischer Stereotype«, fügte Horowitz hinzu.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski bedauerte die Absage. »Gerne hätten wir auch die Reise mit dem Landesverband für das Gespräch über diese kontroversen Themen genutzt«, erklärte er. Die Mitglieder der rheinischen Kirchenleitung würden nun nicht nach Israel reisen, weil das Anliegen einer Begegnung mit dem jüdischen Landesverband und einer gemeinsamen Feier der Staatsgründung hinfällig geworden sei. »Dort, wo sachliche Kritik an der Arbeitshilfe geübt wird, beschäftigen wir uns selbstverständlich mit dem Thema«, kündigte Rekowski an. epd/ja

Dialog

Digital mitdenken

Schalom Aleikum widmete sich unter dem Motto »Elefant im Raum« einem wichtigen Thema

von Stefan Laurin  28.03.2024

Jugendzentren

Gemeinsam stark

Der Gastgeber Hannover ist hoch motiviert – auch Kinder aus kleineren Gemeinden reisen zur Jewrovision

von Christine Schmitt  28.03.2024

Jewrovision

»Seid ihr selbst auf der Bühne«

Jurymitglied Mateo Jasik über Vorbereitung, gelungene Auftritte und vor allem: Spaß

von Christine Schmitt  28.03.2024

Literaturhandlung

Ein Kapitel geht zu Ende

Vor 33 Jahren wurde die Literaturhandlung Berlin gegründet, um jüdisches Leben abzubilden – nun schließt sie

von Christine Schmitt  28.03.2024

Antonia Yamin

»Die eigene Meinung bilden«

Die Reporterin wird Leiterin von Taglit Germany und will mehr jungen Juden Reisen nach Israel ermöglichen. Ein Gespräch

von Mascha Malburg  28.03.2024

Hannover

Tipps von Jewrovision-Juror Mike Singer

Der 24-jährige Rapper und Sänger wurde selbst in einer Castingshow für Kinder bekannt.

 26.03.2024

Party

Wenn Dinos Hamantaschen essen

Die Jüdische Gemeinde Chabad Lubawitsch lud Geflüchtete und Familien zur großen Purimfeier in ein Hotel am Potsdamer Platz

von Katrin Richter  25.03.2024

Antisemitismus

»Limitiertes Verständnis«

Friederike Lorenz-Sinai und Marina Chernivsky über ihre Arbeit mit deutschen Hochschulen

von Martin Brandt  24.03.2024

Porträt der Woche

Die Kreative

Mona Yahia stammt aus dem Irak, spricht viele Sprachen, ist Künstlerin und Autorin

von Christine Schmitt  24.03.2024