Frankfurt

Zu Ehren von Henja Raskin

So ausgelassen und glücklich hat man Rabbiner Shlomo Raskin selten gesehen. Immer wieder schlug er die Trommel. Dafür gab es auch einen ganz besonderen Grund. Denn zusammen mit seiner Familie wollte Raskin an diesem Tag dem Jüdischen Altenzentrum in Frankfurt, wo der 45-Jährige seit mehr als 20 Jahren als Seelsorger wirkt, ein ganz besonderes Geschenk überreichen. »Zur Ehre unserer lieben Mutter Henja Rivka bat Arje Zeev Raskin« hatte die in vielen Ländern beheimatete, weit verzweigte Familie Raskin die Abschrift einer Torarolle in Auftrag gegeben, um sie der Synagoge im Altenzentrum zu spenden.

Am vergangenen Donnerstag war es nun so weit: Die neue Tora wurde ihrer Bestimmung übergeben. Und als die Klezmermusiker, die die feierliche Zeremonie musikalisch begleiteten, für einen Moment ihre Instrumente niederlegten, griff sich Raskin eine kleine Trommel und bearbeitete sie in einem fröhlich-wilden Rhythmus mit seinen Händen.

Logenplätze 304.770 Buchstaben hatte der Sofer bereits mit der Feder in die Schriftrolle eingetragen; nun war es an den anwesenden männlichen Ehrengästen, die Abschrift zu vollenden und die letzten 35 Buchstaben zu schreiben. In einem offenen weißen Zelt im weitläufigen Garten des Altenzentrums war der Tisch zum Schreiben aufgestellt. Ringsum drängten sich die Gemeindemitglieder und viele Bewohner des benachbarten Wohnhauses, das sich ebenfalls im Besitz der Gemeinde befindet, um bei diesem feierlichen Akt zuzuschauen. Mancher nutzte auch seinen Balkon als Loge und betrachtete das Ganze von einer höheren Warte aus.

Gemeinderabbiner Avichai Apel war der Erste, der aufgerufen wurde, unter Aufsicht des Sofer einen Buchstaben zu schreiben. Ihm folgten unter anderem die Vorstandsmitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Marc Grünbaum, Harry Schnabel und Leo Latasch, sowie Kantor Yoni Rose und Friedhofsverwalter Majer Szanckower.

Familie Doch vermutlich hätten die Raskins alleine schon genügend männliche Familienmitglieder für die letzten 35 Buchstaben zusammenbekommen können. So ist Shlomo Raskin selbst der Älteste von sechs Brüdern, von denen drei aus Miami, New Haven (Connecticut) und aus Budapest eigens zu dieser Feier angereist waren. Sie alle drei sind – wie auch Shlomos Vater Shmuel Raskin – Rabbiner.

Shlomo Raskin und seine Frau Chani haben außerdem fünf Söhne, von denen drei ebenfalls einen Buchstaben schrieben. Sein ältester Sohn Mendel wird in diesen Tagen in Israel heiraten, dessen jüngerer Bruder Zeev hat erst vor Kurzem seine Barmizwa gefeiert. »Er wird der Erste sein, der am nächsten Schabbat aus der neuen Tora lesen wird«, erzählte sein Vater stolz. Shlomo Raskin hat aber auch eine Tochter, Dinah, und sie ist mit Levi Yitzchak Hefer, dem Rabbiner von Rottweil, verheiratet. Auch dem Schwiegersohn wurde die Ehre zuteil, zum Schreiben eines Buchstabens in das weiße Zelt gerufen zu werden.

Und als das Werk schließlich vollendet war, wurde die Rolle festlich in ihren Samtmantel eingekleidet und mit einer silbernen Krone geschmückt. »Meine Mutter hat die Tora sehr geliebt, aber Silber eben auch«, kommentierte Rabbiner Raskin.

Vor dem Zelt stand schon die Chuppa bereit, der Hochzeitsbaldachin, denn eine neue Tora wird empfangen wie eine Braut. Eine Schar von Jungen bildete ein Spalier. Jeder hielt eine brennende Fackel in der Hand, und so ging es singend und tanzend durch den Park des Altenzentrums hinein in die Synagoge.

Henja Rivka Raskin Dort dankte Benny Bloch, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle, im Namen der Frankfurter Gemeinde der Familie Raskin für ihr großzügiges Geschenk und erinnerte an Henja Rivka Raskin, zu deren Andenken die Torarolle gespendet worden war: »1951 als 13. von 14 Kindern in Israel geboren, heiratete sie 1970 Shmuel Raskin. Rivka war eine sehr fleißige und auch sehr fröhliche Frau«, erzählte Bloch.

»Vor allem liebte sie den Sport und durfte, aufgrund einer Sondergenehmigung durch das Rabbinat, auch während der Trauerzeit joggen.« Viel zu früh sei sie 2014 im Alter von nur 63 Jahren gestorben. Anschließend begann das traditionelle Umrunden des Lesepults, die Hakafot.

Und als sich der Tag seinem Ende zuneigte und die Dämmerung langsam hereinbrach, wurde im Altenzentrum immer noch getanzt, gegessen, gesungen und gelacht. Ein Tag der Freude für alle, die dabei sein konnten.

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