Ehrung

»Unbequem und unerbittlich«

Wolf Biermann Foto: dpa

Der Liedermacher und ehemalige DDR-Dissident Wolf Biermann wird mit dem diesjährigen Point-Alpha-Preis des Kuratoriums Deutsche Einheit geehrt. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird ihm am Samstag in der Gedenkstätte Point Alpha in Rasdorf an der thüringisch-hessischen Landesgrenze verliehen, teilte die Point-Alpha-Stiftung in Geisa mit. Die Laudatio soll Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) halten.

Biermanns Ausbürgerung aus der DDR im November 1976 sei eines der prägendsten Ereignisse für die dortige Opposition gewesen und gelte als Initialzündung für eine zunehmend offene Kritik am SED-Regime, erklärte die Point-Alpha-Stiftung. Sein Lebenslauf sei zugleich ein einzigartiger Spiegel der deutschen Geschichte. So habe Biermann das unvorstellbare Leid und Elend des Zweiten Weltkriegs erlebt, verursacht durch die nationalsozialistische Barbarei.

biografie Der 1936 in Hamburg geborene Biermann ist der Sohn eines kommunistischen Werftarbeiters, der 1943 im KZ Auschwitz ermordet wurde. 1953 übersiedelte Biermann in die DDR. Ab 1965 wurde ein Auftritts- und Publikationsverbot über ihn verhängt, sowie eine Ausreisesperre nach Ost und West. Als ihm 1976 eine Tournee durch die Bundesrepublik genehmigt wird, ist das erste Konzert in Köln der Vorwand, ihn wegen »Staatsfeindlichkeit« aus der DDR auszubürgern.

Die Präsidentin des Kuratoriums Deutsche Einheit, Christine Lieberknecht, würdigte Wolf Biermann als einen »Künstler und leidenschaftlichen Streiter für Frieden und Freiheit, der unbeeindruckt von ideologisch festgezurrten Lügen sich über die Jahrzehnte seines Lebens treu geblieben ist«. Mit den unbequemen Wahrheiten in seinen Liedern und literarischen Texten sei er ein »unerbittlicher Verfechter unserer Demokratie und westlichen Werte-Gemeinschaft«.

Point Alpha war ein US-Beobachtungsstützpunkt an der innerdeutschen Grenze. Heute steht der Name für eine Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte an der Straße zwischen Geisa in Thüringen und Rasdorf in Hessen. epd/ja

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024