Wonder Woman

Superheldin made in Israel

An einer Bushaltestelle im Norden von Tel Aviv hängt ein Plakat des neuesten Kinohits, an dem in diesem Sommer niemand vorbeikommt: Wonder Woman. Die Amazone auf dem Poster rettet im sexy Metall-Outfit und mit wehendem Haar mal eben die Welt. Um die Ecke klebt eine Werbung für Brillen der israelischen Firma Erroca. Auch hier schaut eine Brünette vom Plakat. Die wirkt, wie sie so mit Pferdeschwanz durch ihre Gläser schaut, sympathisch wie das Mädchen von nebenan.

Gal Gadot ist beides. Und noch vieles mehr: Schauspielerin, Model, zweifache Mutter, stolze Israelin – und erfolgreichster Export des Landes seit dem Hüttenkäse.

»Gal« bedeutet Welle, und wie eine Welle rollt Gadot derzeit nicht nur über die Kinoleinwände und reißt die Zuschauer von ihren Sitzen. Von der Israelin spricht die ganze Welt. Der Hollywoodstreifen über die bekannteste weibliche Comic-Superheldin, Wonder Woman, übertrifft seit seiner Premiere in Los Angeles alle Erwartungen. Am ersten Wochenende spielte er nahezu 100 Millionen Dollar ein. Damit hätte wohl niemand gerechnet. Am wenigsten die 32-jährige Schauspielerin. »Ich kneife mich jeden Tag, muss oft anhalten und mir explizit sagen: Wow, das alles ist Wirklichkeit!«

Hauptfigur In Israel ist man schwer begeistert von seinem Hollywood-Star. Zum Auftakt des Films leuchtete an den Azrieli-Türmen der Schriftzug: »Gal Gadot, wir sind stolz auf dich – unsere Wonder Woman«. Es sei ein surreales Gefühl, das nur schwer zu verdauen sei, verriet sie vor einigen Tagen in Los Angeles vor Journalisten. »Ich spreche mit meinem Mann und glaube, dass ich ganz in der Gegenwart bin und mitbekomme, was passiert. Ich bin wirklich aufgeregt, wenn die Menschen über den Film sprechen. Andererseits bin ich wie betäubt und frage: Warte mal, passiert das tatsächlich?«

Keine Frage, dass Gadot mit ihrer Rolle der Wonder Woman über Nacht in die Top-Riege Hollywoods katapultiert wurde. Dabei war es nicht ihr erster großer Kinofilm. Sie spielte bereits an der Seite der Männergang in The Fast and the Furious und neben Ben Affleck in Batman v Superman. Doch in Wonder Woman ist Gadot nicht nebensächlich, sondern der Mittelpunkt des Films. Und es ist der erste, der die weibliche Superheldin zur Hauptfigur kürt und nicht hinter männlichen Helden in engen Trikots versteckt.

Amazone Geboren wurde die Amazone vor 76 Jahren in Comic-Heften. Die Geschichte ist klassisches Superheldenmaterial: Wonder Woman alias Diana Prince stammt von der mystischen Insel Themyscira, auf der ausschließlich Frauen leben. Als ein gut aussehender Amerikaner landet und um Hilfe dabei bittet, die Welt zu retten (gerade tobt der Erste Weltkrieg), greift die schöne Halbgöttin mit ihren Superkräften natürlich ein.

Produziert wurde der Film jetzt von den Warner-Studios und DC Comics mit einem Budget von 150 Millionen Dollar. Die Produktion setzt ganz auf Frauenpower. Patty Jenkins ist die erste weibliche Regisseurin, die einen großen Superhelden-Streifen drehte. Neben Gadot spielen viele von Hollywoods bekanntesten Akteuren mit: Robyn Wright, Chris Pine und Danny Huston.

Privat lebt Gadot nicht auf einer Insel, sondern mitten in der Metropole Los Angeles. Ihre Heimat sei dennoch für immer Israel, bekräftigte sie vor Kurzem, »aber im Moment haben wir hier einfach mehr zu tun«. Seit 2008 ist sie mit dem Israeli Yaron Varsano verheiratet, ihrem größten Unterstützer, wie sie sagt: »Ohne ihn wäre ich nicht in der Lage, das zu tun, was ich tue.« Das Paar hat zwei kleine Mädchen, Alma, (5) und Baby Maya. »Wenn ich nach Hause gehe, sind da meine Töchter und mein Mann. Die Familie muss an erster Stelle stehen. Es sind diese Widersprüche, die mir eine Balance geben.«

Es ist nicht nur der Umstand, dass sie die Hauptrolle spielt, die die Israelin auf die Titelseiten bringt, sondern die Art und Weise, wie sie es tut. Dafür hagelt es Superlative. »Aufregend, kraftvoll, episch und einfach wundervoll. Doch das Beste: absolut motivierend«, schrieb eine Kritikerin nach der ersten Vorführung vor Filmjournalisten. Ein anderer meinte: »Gal Gadot spielt voller Humor und mit viel Herz.«

Botschaft Eigentlich wollte das »good girl« aus dem kleinen Städtchen Rosch Haayin im Zentrum Israels Jura studieren, wurde aber mittendrin wegen ihres zweifellos fantastischen Aussehens zur Miss Israel gekürt. Bei der Wahl zur Miss Universe 2004 trat sie zwar auf, verhaute aber absichtlich, trug das falsche Abendkleid, tat, als spreche sie kein Englisch, und kam zu spät. Einzig gut auszusehen, war ihr nicht genug.

Nur ein hübsches Gesicht ist die 32-Jährige wirklich nicht. Sie ist Enkelin von Schoa-Überlebenden und diente in der Armee. Zwei Jahre lang unterrichtete sie Soldaten in Kampftraining. Dass sie liebend gern auf ihrer eigenen Ducati-Maschine Motorrad fährt und ihre Stunts in Fast and Furious selbst spielte, sagt einiges. Doch Gal Gadot hat außerdem Überzeugungen und eine Botschaft.

Im Interview mit der New York Times sagte sie nach dem Anlaufen von Wonder Woman in den USA: »Feminismus ist Gleichheit, Freiheit und Selbstbestimmung. Die Drehbuchautoren, Patty und ich haben versucht, auf die beste Art und Weise zu zeigen, dass Diana kein Bewusstsein für soziale Rollen hat. Sie kennt keine Geschlechtergrenzen. Für sie ist jeder gleich.« Und das ist gut so.

Alle sind sich einig, dass Gal Gadot die Erwartungen übertraf und einen charismatischen, eleganten und sympathischen Charakter für Wonder Woman geschaffen hat. Wahrscheinlich, weil sie selbst eine echte Superheldin ist – made in Israel.

USA/Israel/Iran

Bericht: Israel plante größeren Angriff gegen Iran

Mehr Ziele, auch in der Nähe von Teheran, sollten ursprünglich bombardiert werden

 22.04.2024

Westjordanland

Verdächtiger im Mordfall Benjamin Achimeir (14) verhaftet

Der Junge wurde beim Schafe hüten von Terroristen ermordet

 22.04.2024

Israel

Chef des Militärgeheimdienstes tritt zurück

Aharon Haliva begründet den Schritt mit dem Versagen des Geheimdienstes am 7. Oktober

 22.04.2024 Aktualisiert

Israel

Jerusalem: Sechs Verletzte bei zwei Terroranschlägen

Die Polizei fasste in einem der Fälle zwei Täter

 22.04.2024 Aktualisiert

Nahost

Israel kündigt »weitere schmerzhafte Schläge« gegen den Hamas-Terror an

Die Lage am Montagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 22.04.2024

Pessach in Israel

Den wenigsten ist nach Feiern zumute

Von Freiheit kann keine Rede sein – und der Riss innerhalb der israelischen Gesellschaft ist deutlich spürbar

von Sabine Brandes  21.04.2024

Israel

Empörung über mögliche US-Sanktionen gegen Armee-Bataillon

Benjamin Netanjahu: Maßnahme wäre »der Gipfel der Absurdität und ein moralischer Tiefpunkt«

 21.04.2024

Nahost

Israel soll unentdeckt Irans Luftabwehr beschädigt haben

Ziel sei es gewesen, der islamischen Republik eine konkrete Nachricht zu senden

von Nicole Dreyfus  21.04.2024

Moshe Basson

Ein Koch für den Frieden

Der Chef des Restaurants »Eukalyptus« ist überzeugt, dass am Esstisch vieles geregelt werden kann

von Andrea Krogmann  20.04.2024