Bildung

Stereotype statt Wissen

Schulen beschäftigten sich heute zwar gründlich mit der Zeit des Nationalsozialismus, nicht aber mit der Zeit nach 1945, sagt der Antisemitismus-Forscher Wolfram Stender. Foto: Thinkstock

Der Antisemitismus-Forscher Wolfram Stender hat an die Schulen appelliert, viel differenzierter über den Nahost-Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern aufzuklären.

Das könne ein wirksamer Beitrag gegen Antisemitismus sein, sagte der Sozialwissenschaftler aus Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). »Die Leute haben unglaublich wenig Wissen über das, was da abläuft, und ersetzen Wissen häufig durch Stereotype, die ihnen angeboten werden.« Die Schulen beschäftigten sich heute zwar gründlich mit der Zeit des Nationalsozialismus, nicht aber mit der Zeit nach 1945.

israel Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland hegten heute einen »israelbezogenen Antisemitismus«, sagte Stender, der als Professor an der Hochschule Hannover lehrt. Dabei werde Israel als rassistischer Apartheid-Staat dämonisiert und für alles Übel in der Welt verantwortlich gemacht. Zugleich würden Juden pauschal mit Israel gleichgesetzt: »Israel wird als kollektiver Jude wahrgenommen.« Am rechten Rand der deutschen Gesellschaft ist diese Sicht laut Stender ebenso verbreitet wie am linken, aber auch in der Mitte der Gesellschaft.

Verschärft werde dies durch Antisemitismus aus der arabischen Welt. Dort gebe es einen Judenhass, der bis hin zu »Vernichtungsfantasien« reiche. Einwanderer brächten dieses Feindbild mit nach Europa und äußerten sich zum Teil ganz offen antisemitisch, während sich der klassische europäische Antisemitismus eher hinter vorgehaltener Hand abspiele. Der Hass reiche bis hin zu physischer Gewalt, wie unter anderem jüngste Angriffe auf einen Rabbiner und andere Juden zeigten. »Das ist eine Bedrohung für die jüdischen Gemeinden.«

zuwanderer Die Deutschen dürften es sich jedoch nicht einfach machen, indem sie behaupteten, der Antisemitismus komme heute nur von außen. In Deutschland gebe es nach wie vor eine althergebrachte Judenfeindlichkeit im Stil der Nazi-Zeit, die bis zu zehn Prozent der Bevölkerung erfasse. Zudem fehlten noch wissenschaftliche Forschungen darüber, wie verbreitet der Antisemitismus in den muslimischen Gemeinschaften wirklich sei. Unklar sei etwa, ob sich judenfeindliche Einstellungen auch auf die dritte oder vierte Generation von Zuwanderern übertrügen.

Nach Angaben des Zentralrats der Juden sind in Deutschland derzeit knapp 100.000 Jüdinnen und Juden in bundesweit 105 Gemeinden registriert. Die Tendenz ist aus demografischen Gründen leicht sinkend. epd

Berlin

JSUD fordert Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Teheran

»Ohne den Iran hätte der 7. Oktober nicht passieren können«, sagt die Vorsitzende Hanna Veiler

 25.04.2024

Virginia

Biden: »Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich«

US-Präsident Biden verurteilt antiisraelische Proteste an Universitäten

 25.04.2024

Terror

Argentinien schreibt Irans Innenminister zur Fahndung aus

Er war offenbar 1994 an dem Bombenanschlag 1994 auf das jüdische Gemeindezentrum Amia beteiligt

 25.04.2024

Oranienburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Gedenkstätte Sachsenhausen

»Geschichtsrevisionistische Tabubrüche und Grenzverschiebungen von rechts« werden registriert

 25.04.2024

Berlin

Ausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz beschädigt

Kuratorin: «Auffällig, dass ausgerechnet Plakate zum israelbezogenen Antisemitismus beschädigt wurden«

 24.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024

Vereinte Nationen

»Whitewash«: UNRWA-Prüfbericht vorgelegt

Eine Untersuchung sollte die schweren Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk aufklären - vorab sickerten erste Details durch

von Michael Thaidigsmann  22.04.2024

Berlin

Ausstellung will Leben in Geiselhaft simulieren

In der Fasanenstraße werden in einem Container die Bedingungen der Geiseln in Gaza simuliert

von Pascal Beck  22.04.2024