»Shifra und Puah«

Hilfe nach der Geburt

Ein paar Stunden vor Schabbat hatte sie noch keine Idee, wie ihr eine schöne Feier gelingen könnte, denn erst vor wenigen Tagen hatte Sophie ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Sie fühlte sich zwar glücklich und dankbar, aber auch erschöpft von der Geburt. Doch dann klingelte es an der Wohnungstür. Ein junges Mädchen stand im Flur und überreichte ihr ein Blech mit Brownies. »Die besten, die ich je gegessen habe«, erzählt Sophie.

Wenige Minuten später schellte es erneut: Ein Mann und seine zwei Kinder brachten Challot, Fisch, Hähnchen, Salate und Ragout. Es klingelte zum dritten Mal – und eine Frau übereichte der jungen Mutter eine mit Luftballons geschmückte Geschenkbox für das Baby. »Ich fühlte mich wie eine Königin und lud sofort meine Verwandten ein, um gemeinsam mit meinem Sohn Schabbat zu feiern«, schreibt die Mutter in einem Dankesbrief, den sie auch auf Facebook gepostet hat.

Schabbat Solche Schreiben gebe es etliche, sagen Jordana Malamud und Leah Teichtal. Eine junge Mutter postete: »Da mein Mann nicht kochen kann, wäre das Schabbesessen ausgefallen, aber dank ›Shifra und Puah‹ durften wir das Wunder von Schabbat direkt bei uns zu Hause erleben. Alle Speisen waren köstlich.«

Auf diesen netten Kommentaren wollen sich Jordana Malamud und Leah Teichtal allerdings nicht ausruhen. Gerade eilen sie wieder etwas außer Atem zu einem Termin. Am Tag zuvor waren sie bereits gemeinsam im Krankenhaus, um eine Frau zu besuchen, die ihr Kind geboren hatte, und nun kommen sie wieder aus einer Klinik, in der zwei weitere Frauen Mütter geworden sind. »Manchmal passiert tagelang nichts, und dann gibt es wieder Zeiten, in denen wir fast jeden Tag kontaktiert werden, da so viele Kinder auf die Welt kommen«, sagen die beiden, die sich im Verein »Shifra und Puah – Berlin« ehrenamtlich engagieren.

Der Verein bietet an, junge Familien für drei Tage mit Frühstück zu versorgen. Die Mitglieder kommen ins Krankenhaus, um die Frauen zu besuchen, bringen ein Geschenkpaket und koscheres Essen mit, sie kochen für die ersten Tage zu Hause koschere Mahlzeiten, organisieren ein Schabbatessen – oft so viel, dass es für eine ganze Woche reicht – und übernehmen auch Putzdienste. Außerdem bieten sie Gebete für die Gesundheit der Mutter und des neugeborenen Kindes sowie moralische und emotionale Unterstützung für den neuen Lebensabschnitt an.

Behindert »Es ist bisher bei uns noch nicht vorgekommen, aber wir sind auch da, wenn ein behindertes Kind geboren wird oder wenn es bei der Geburt stirbt«, sagt Leah Teichtal. Sie ist Ehefrau von Rabbiner Yehuda Teichtal, selbst mehrfache Mutter. Jordana Malamud hat einen knapp vierjährigen Sohn und ist berufstätig.

och die Idee dieses Vereins, Mütter rund um die Geburt zu unterstützen, gefiel ihr so gut, dass sie Lust hatte, etwas zu tun. »So viel Arbeit ist das ja nun nicht, und die Zeit, die ich dafür brauche, ist übersichtlich. Das mache ich sehr gerne«, sagt die 30-Jährige.

Seit drei Jahren ist sie nun dabei. Wenn eine Mutter ein Kind bekommt und sich Unterstützung wünscht, muss sie sich nur beim Verein kurz melden, dann schreibt Jordana Malamud in der Whats-App-Gruppe und fragt, wer Aufgaben übernehmen könnte. Innerhalb von Minuten gehen in der Regel die ersten Angebote ein, so Jordana. Etwa 40 Frauen gehören der Gruppe an, während der Verein mehr als 100 Mitglieder hat. Etliche, die sich über die Versorgung durch die anderen Frauen bei den Geburten ihrer Kinder gefreut haben, kochen und putzen anschließend für die nächsten Mütter.

»Die Männer übernehmen öfters die Transportdienste«, sagt Jordana. Das Angebot richtet sich an alle jüdischen Frauen, unabhängig davon, ob sie orthodox oder liberal sind. Die Idee des Vereins kommt aus den USA. Sie sei vom Lubawitscher Rebben ins Leben gerufen worden, um jüdischen Frauen kurz nach der Geburt materielle und emotionale Unterstützung bieten zu können, so Jordana Malamud.

Ägypten Der Verein ist nach Shifra und Puah benannt, die während der Versklavung des jüdischen Volkes in Ägypten Hebammen waren und sich dem Befehl widersetzten, jüdische Neugeborene zu töten. Stattdessen haben sie sich um die Babys und Mütter gekümmert.

Auch Chana Golovacheov ist seit einigen Jahren dabei und ist überwiegend für die Logistik zuständig. »Manchmal wohnt die Familie mit dem Baby weiter weg, dann werden die Speisen zu mir gebracht, und ich bestelle ein Taxi, um sie zur Familie zu bringen«, erzählt die 30-Jährige. Speziell vor Schabbat sei das häufiger der Fall. Öfters habe sie auch erlebt, dass werdende Mütter sagen, sie bräuchten keine Hilfe. »Aber dann freuen sie sich doch und sind dankbar.«

Dadurch sei sie so motiviert, dass sie sich mit Freude weiter engagiere, so die Mutter von drei Kindern. Im Frühjahr wird sie von den Mitgliedern des Vereins bekocht werden – denn dann bekommt die Lehrerin ihr viertes Kind.

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